Playground

Playground

Originaltitel: Plac zabaw
Genre: Drama
Regie: Bartosz M. Kowalski
Hauptdarsteller: Nicolas Przygoda
Laufzeit: DVD (79 Min) • BD (82 Min)
Label: EuroVideo
FSK 16

Playground   04.12.2018 von Mario von Czapiewski

Auf dem Fantasy Filmfest 2017 war Playground einer der großen Aufreger der Veranstaltung. Nach der Vorstellung hagelte es Beschwerden beim Veranstalter und auch das Kritiker-Feedback war höchst gespalten. Nun erscheint der polnische Film unzensiert über EuroVideo in Deutschland auf DVD und Blu-ray mit einer überraschenden Freigabe ab 16 Jahren.

 

Inhalt

 

Szymek (Nicolas Przygod) und Czarek (Przemyslaw Balinski) sind zwei polnische Jugendliche, die gerade ihre Zeugnisse bekommen haben und kurz vor den Ferien stehen. Sie sind unmotiviert und wissen nichts mit sich anzufangen. Äußerlich sind sie ganz normale Halbstarke, doch innerlich sind sie tot und schrecken nicht vor brutalster Gewalt zurück.

 

Playground schildert einen halben Tag aus dem Leben dreier Jugendlicher. Während das Mädchen eine heimliche Liebschaft öffentlich macht, streifen die zwei Jungen gelangweilt nach der Zeugnisvergabe durch ihre Stadt und "stellen Sachen an“. Über den Teil in den Anführungszeichen wird noch zu reden sein, jedoch zuerst einmal allgemeines. Handwerklich handelt es sich bei Playground um einen sehr nüchternen, solide gefilmten Streifen. Die trostlose, traurige Wohnumgebung der Jugendlichen entfaltet ihre Wirkung überzeugend und auch die darstellerische Leistung der Jungdarsteller ist dem Anspruch des Films angemessen.

 

Versagen tut Playground jedoch inhaltlich. Die Jungs stellen aus Langeweile nämlich Sachen an, welche in dieser Form schlicht filmisch nicht genug aufgearbeitet sind, als dass sie eine Berechtigung in dieser Art haben. Das beginnt mit einer Mobbingszene, die vor allem im Rückblick erstaunlich harmlos und im Kontext des Films in dieser Form sehr unglaubwürdig erscheint. Schlimmer wird es jedoch gegen Ende, wenn die zwei Jugendlichen in erschreckender Beiläufigkeit eine grausame Gewalttat vollführen, die sie völlig kalt zu lassen scheint. Während der Film zwar meint, dafür bereits eine Begründung geliefert zu haben, erklärt er an keiner Stelle die extreme Beiläufigkeit, in welcher er diese Tat inszeniert und erzählt. Somit verkommen die letzten Minuten des Films zu einem äußerst fragwürdigen Schockmoment, der kein Interesse abseits der Schockwirkung besitzt, und damit den Film ruiniert.

 

Tatsächlich verarbeitet der Film am Ende in Teilen einen realen Fall von Jugendgewalt, welcher sich jedoch in England zugetragen hat und im Jahre 1993 für viel mediales Aufsehen sorgte. Leider völlig unkritisch bzw. unreflektiert. Man muss schon gut informiert sein, um überhaupt zu wissen, dass sich das Ende auf diesen realen Fall bezieht.

 

Playground ist geschmacklos und dadurch minderwertig, obwohl der Film gerade im ersten Drittel andere Aussichten verspricht. So verkörpert der Film durch seinen inhaltlichen Verlauf den Bodensatz eines „Filmgenres“, das bewusst unkritisch und zielgerichtet auf einen Tabubruch hinarbeitet, um beim Zuschauer eine kontroverse Meinung auszulösen.

 

Bildergalerie von Playground (6 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Die Blu-ray-Veröffentlichung beinhaltet den Film unzensiert und in solider Qualität. Eine deutsche Synchronisation ist nicht vorhanden, man darf ausschließlich mit dem polnischen Originalton mit optionalen deutschen und englischen Untertiteln vorliebnehmen. Im Bonusmaterial finden sich ein Making-of, ein Interview sowie ein Booklet.



Cover & Bilder © EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: Mario von Czapiewski

Mario von Czapiewski

 

Playground beginnt zwar interessant, bewegt sich dann aber in eine Richtung, die nicht nur widerwertig, sondern auch höchst fragwürdig ist. Unkritisch und kalt wird hier die vermeintliche Verrohung der polnischen Jugend aus der Unterschicht gezeigt, welche in einem emotionslosen Ausbruch der Gewalt endet. Ein Film, den die Welt nicht braucht. Explizite Kaufwarnung.


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