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Scherzo Diabolico

Originaltitel: Scherzo Diabolico
Genre: Thriller • Splatter
Regie: Adrián García Bogliano
Hauptdarsteller: Francisco Barreiro
Laufzeit: DVD (91 Min) • BD (95 Min)
Label: Alive
FSK 18

Scherzo Diabolico   30.09.2016 von Beef Supreme

Unter einem Scherzo versteht der geneigte Liebhaber der klassischen Musik eine Satzform, die zumeist lebhaft und zügig gespielt wird, sofern man Wikipedia Glauben schenken darf. Sollte der Name Programm sein, könnte man sich bei Scherzo Diabolico also auf ein rasantes kleines Rape-and-Revenge-Splatterchen einstellen. Erwartet uns also ein I Spit on Your Grave auf Speed?

 

Seichte Pianoklänge begleiten die etwas verruckelte Drohnenkamerafahrt über die idyllische mexikanische Landschaft, die den Wagen des Protagonisten säumt. Man folgt Aram, einem überarbeiteten und dennoch hoch engagierten Zahlenschubser einer namenlosen Kanzlei. Unbezahlte Überstunden sind an der Tagesordnung, der Dank dafür bleibt selbstredend aus und daheim sitzt das nervige Weib, dem auch nichts Besseres einfällt, als Aram permanent die Lauschlappen abzunörgeln. Alles in Allem führt der traurige, kleine Aram ein beschissenes Leben, ohne Perspektive und Glück. Was also tun? Ganz klar, Mädel entführen. Nach kürzeren Würgetrainings am dementen Vater und einem Fesselcrashkurs bei der Stammnutte fühlt sich Aram bereit genug, sich mit einer 15-jährigen Schülerin anzulegen. Prompt landet die Kleine im Kofferraum und kurz darauf in einer verlassenen Lagerhalle. Maskiert und stumm besucht Aram sein Opfer immer mal wieder und lässt sie seltsame Dinge tun. Mal betteln, mal sich ausziehen aber nie spielen Sex oder ausufernde Gewalt eine Rolle. Eines Tages lässt Aram das Mädchen wieder laufen. Einfach so. Und plötzlich geht’s für Aram bergauf.

 

Also mit der Definition von „Scherzo“, im Übrigen „Skertso“ gesprochen, hat dieser Film so viel zu tun wie Facebook mit Datenschutz. Der Film zieht sich länger als ein ausgelutschtes Hubba Bubba und verwendet über die Hälfte der Spielzeit damit, Aram als bemitleidenswerte Wurst darzustellen. Gelegentlich meint es Regisseur Adrián García Bogliano gut mit seinen geplagten Zuschauern und wirft mal mehr, mal weniger ansehnliche Brüste ins Bild, um das mit der Müdigkeit ringende Publikum wachzurütteln. Mit mäßigem Erfolg, denn die Story leistet kaum einen Beitrag zu dieser titanischen Aufgabe. Alles in diesem Film arbeitet auf diesen einen Plot Twist im hinteren Viertel des Films hin, der, zugegebenermaßen, unerwartet ist und auch gut funktioniert, aber viel zu spät kommt. Und selbst danach passiert noch nichts. Der Splatter-Anteil, also dieses „Revenge“ von dem alle sprechen, verkriecht sich in den letzten 10 Minuten des Films. Das ist, als würde man zum Endspurt ansetzen, wenn das Band der Ziellinie schon den fetten Bierbauch streichelt. Wenn dann endlich die Köpfe platzen ist das auch ganz ansehnlich, auch wenn man erkennt, dass die Kohle und damit die Möglichkeiten begrenzt waren. Abseits von Inhalt und Pacing hat der Film auch noch mit so einigen Logikfehlern zu kämpfen, die sich auch erst im hinteren Viertel des Films bemerkbar machen. Aus Spoilergründen soll nicht näher drauf eingegangen werden, aber die Glaubwürdigkeit leidet durchaus.

 

Bildergalerie von Scherzo Diabolico (12 Bilder)

Aus handwerklicher Sicht gibt’s nicht so viel zu meckern, was den Film aber auch nicht rettet. Zumindest wird diese bildliche Trägheit gelegentlich von hübschen Klavierstücken begleitet. Es sei denn man mag keine Klassik, dann hat man auch akustisch gelitten. Die Synchronisation ist eher so la la, passt aber eigentlich ganz gut zur Qualität des Films. Überzeugender hätte es aber schon sein dürfen. Optisch hingegen läuft alles. Abgesehen von den etwas ruckeligen Drohnenfahrten, die aber vernachlässigbar sind, kann das Bild durch Schärfe und kräftige Farben überzeugen.


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Scherzo Diabolico ist wie Anstehen in Disney Land: Ewige Warterei für ein paar Minuten Spaß. Der Film schafft es nicht, eine einigermaßen interessante Handlung aufzubauen, da der gesamte Verlauf ausschließlich den Plot Twist vor Augen hat. Ereignislos und fad plätschert der Film fast die gesamte Laufzeit über vor sich hin, bis er sich kurz vor Schluss dazu herablässt, etwas Schwung in die Sache zu bringen. Die letzten 10 blutigen Minuten können aber auch nichts mehr reißen und so bleibt der traurige Versuch, einen Rape-and-Revenge-Thriller zu inszenieren, was gründlich nach hinten losgegangen ist. Spart Euch die Zeit, hier gibt es fast nichts zu sehen. 


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