Alan Wake

Alan Wake

Publisher: Epic Games Publishing
Entwicklerstudio: Remedy Entertainment/d3t
Genre: Action-Adventure
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 05.10.2021
USK 16

Alan Wake   01.11.2021 von Beef Supreme

Vor 11 Jahren brach die Dunkelheit das erste Mal über den Star-Schriftsteller Alan Wake herein. Damals vorerst exklusiv für Microsoft-Konsolen, kamen zwei Jahre drauf auch PC-Spieler in den Genuss, die Düsternis aus Bright Falls zu vertreiben. Seit dem 5. Oktober dieses Jahres dürfen nun auch erstmals Playstation-Spieler die Taschenlampe schwingen und Alan Wakes Abenteuer in einer wiederaufbereiteten Form genießen. Wie gut die Überarbeitung von d3t, die auch für die Remaster von Shenmue 1 & 2 verantwortlich waren, geworden ist, klären die nachfolgenden Zeilen.

 

Stranger in the Dark

 

Zwei Jahre schon hat Alan Wake nun nichts mehr zu Papier bringen können. Um seine Schreibblockade in den Griff und den Kopf freizubekommen hat Alans Frau Alice einen kleinen Erholungsurlaub in dem verschlafenen Städtchen Bright Falls organisiert. Doch schon kurz nach Ankunft stürzt Alans Frau in den See an der Hütte. Alan versucht sie noch zu retten und springt hinterher, nur um direkt danach in seinem Fahrzeug zu erwachen, das kurz davorsteht, eine Klippe hinabzustürzen. Es stellt sich heraus, dass Alan eine ganze Woche fehlt. Was in der Zeit passiert ist, was mit seiner Frau Alice geschehen ist und was es mit all den Schattenwesen auf sich hat, die plötzlich durch den Ort spuken und Alans Ende suchen, das muss der Schriftsteller mit Taschenlampe und Revolver bewaffnet herausfinden und bestenfalls noch seine Frau retten. Denn irgendwas sagt ihm, dass seine Frau nicht ertrunken, sondern gefangen in der Dunkelheit ist. Auf seinem Weg findet Alan einzelne Seiten eines Buches, dass er selbst geschrieben hat, woran er sich aber nicht mehr erinnern kann. Umso mysteriöser ist die Tatsache, dass diese Seiten Ereignisse beschreiben, die sich erst noch zutragen müssen. Was geschieht in Bright Falls? Hat Alan selbst die Düsternis heraufbeschworen?

 

Fear of the Dark

 

An der grundlegenden Spielmechanik hat sich im Vergleich zum Original nichts verändert. Auf Alans Weg durch Bright Falls stößt er in Wellen auf schattenverhüllte Gestalten, die ihm mit Äxten, Sicheln und Messern neue Körperöffnungen bescheren wollen. Solange die Dunkelheit die Feinde umgibt, sind sie gegen Kugeln immun. Also muss man jeden Feind eine gewisse Zeit mit der Taschenlampe anleuchten, bis die Dunkelheit vertrieben wurde. Ist dies geschehen, übernimmt alles Weitere die Schusswaffe der Wahl. Beides kostet entweder Batterien oder Munition, davon steht aber meist so viel zur Verfügung, dass man bei der beschleunigten Ressourcendistribution nicht geizig sein muss. Je nach Gegnertyp, von denen das Spiel nicht allzu viele verschiedene bereithält, dauert das Anleuchten unterschiedlich lange, und in der Zwischenzeit kann man von den weiteren unterbelichteten Feinden in Stücke geschnitten werden, wenn man nicht aufpasst. Die Kämpfe gestalten sich so recht zäh und laufen nach dem immer gleichen Schema ab. Einzig die Gegnermasse und -konstellation ändert sich. Anfangs macht das auch noch Spaß, doch schon nach kurzer Zeit werden die repetitiven Auseinandersetzungen langweilig und bringen wenig Mehrwert zum Spielerlebnis. Zwar findet man im Verlauf des Spiels auch mal andere Taschenlampen, die entweder länger durchhalten oder stärker leuchten, doch die beheben das Grundproblem nicht.

 

Für ein Horrorabenteuer ist Alan Wake sehr kampflastig, man kann kaum zwei Schritt laufen, ohne dass einem irgendwelche Schatten im Rücken erscheinen und Äxte nach Alan werfen. Die nerven übrigens richtig. Meist sieht man gar nicht, dass schon wieder ein Holzspalter in Richtung eigenem Schädel fliegt. Und wenn doch, Alan bewegt sich so träge, dass man nur selten die Chance hat, auszuweichen. Und bis sich der Schriftsteller von dem Treffer erholt hat, sind meist schon zwei andere Schatten da, die einen zunächst stunlocken und dann totprügeln. Einzeln stellen die Feinde keine Bedrohung dar, ist man allerdings mal umzingelt, kommt man da nicht mehr raus. Dass die Schatten sich auch gern mal in Alans Rücken manifestieren, ohne dass man das mitbekommt, hilft nicht gerade, den Frust zu lindern.

 

Darkness with Tales to Tell

 

Wenn man nicht gerade von Schattenwesen überfallen wird, erzählt Alan Wake eine nicht besonders tiefgründige oder anspruchsvolle, dafür interessante und spannende Geschichte. Nicht so verworren wie Silent Hill und reichhaltiger als Resident Evil bewegt sich die Erzählung auf dem Level einer schaurig-schönen Gruselgeschichte. Durch die episodenhafte Erzählweise, mit Cliffhanger, Abspann, „was bisher geschah“ und allem was da so dazugehört, erweckt das Spiel erfolgreich den Eindruck, einer Serie zu folgen. Die gelungene Inszenierung trägt auch dazu bei, dass die Geschichte interessant und spannend transportiert wird. Die Geschichte und die gelungene Erzählweise des Spiels ist die klare Stärke des Spiels, auch weil die Idee der sich selbst erfüllenden Prophezeiung durch die herumliegenden Manuskriptseiten sehr gut funktioniert und dazu motiviert, nach dem Sammelkram Ausschau zu halten.

 

(Re-)Master of Darkness

 

Spielerisch wie inhaltlich hat sich nichts getan bei Herrn Wake. Technisch hingegen wurde das Spiel an heutige Gepflogenheiten angepasst. D3t hat das Spiel auf die Remedy-eigene Engine Northlight gewuppt, was der Optik durchaus guttut. Zwar reicht das Spiel nicht an die minimalistische Schönheit von Control heran, trotz der Frischzellenkur sieht man dem Spiel an, dass es mittlerweile in der Pubertät ist. Bei den Charaktermodellen erkennt man allerdings den erhöhten Detailgrad und auch die neuen Lichteffekte wirken eindrucksvoll, gerade wenn Nebel oder Rauch mit im Spiel sind. Die Schatten hingegen, also die geworfenen, nicht die die einem ans Leder wollen, sind teilweise ausgefranst und flackern gelegentlich. Die Texturen wurden auch größtenteils aufgehübscht und in ein schärferes Gewand gesteckt. Das hat allerdings nicht überall gefruchtet, sind doch manche Ecken eher unscharf geraten, beispielsweise die Flora... und bei einem Spiel, dass größtenteils im Dunklen und mit Licht und Schatten spielt, hätte HDR-Unterstützung auch nicht geschadet, was allerdings nicht implementiert wurde.

 

Akustisch macht Alan Wake auch vieles richtig, allerdings nicht alles. Ja, die Soundkulisse ist nach wie vor stark und sehr atmosphärisch. Kämpfe werden passend durch einen treibenden Soundtrack begleitet, ruhigere Szenen stimmig durch seichte Klänge untermalt. Bei den Soundeffekten allerdings hapert es manchmal, wenn Schüsse stumm bleiben oder so manches mal die Lippensynchronität flöten geht, leidet die Immersion darunter. Alan Wake ist kein Bugfest, sodass besagte Aussetzer glücklicherweise nicht häufig vorkommen. Ganz ausbleiben tun sie allerdings auch nicht.

 

Gleiches gilt für die Stabilität des Spiels. Während des Tests auf der Playstation 5 kam es vereinzelt zu nicht reproduzierbaren Abstürzen. Zum Glück sind die Checkpunkte im Spiel fair verteilt, sodass in solch einem Fall nicht allzu Fortschritt verloren geht. Auch die Ladezeiten gehen auf der Sony-Konsole angenehm schnell vonstatten, wobei ohnehin nur beim Start eines Kapitels geladen wird; innerhalb einer Episode gibt es keine Ladeunterbrechungen.

 

Schade ist allerdings, dass die Zwischensequenzen wohl nicht die gleiche Liebe erfuhren, wie die Ingameszenen. Läuft das Spiel durchgehend bei flüssigen 60 Frames pro Sekunde, muss man sich bei den cineastischen Zwischensequenzen mit der Hälfte begnügen. Auch sind die Einspieler von einer gewissen Unschärfe geplagt und es wirkt teilweise so, als wäre da einfach vergessen worden, Hand anzulegen. Die Playstation-Version bietet zudem zumindest auf dem Papier einige Dualsense-Features, die aber kaum auffallen und das Erlebnis nicht so wirklich aufwerten. Schade ist auch, dass es der DLC Alan Wake’s American Nightmare nicht mit ins Paket geschafft hat.

 

Bildergalerie von Alan Wake (9 Bilder)



Cover & Bilder © 2021, Epic Games, Inc. Alle Rechte vorbehalten. © 2018 Remedy Entertainment Plc.


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Alan Wake Remastered ist eine gute, aber keine perfekte Wiederaufbereitung eines guten aber nicht perfekten Spiels. Die technischen Anpassungen haben die Optik insgesamt durchaus passabel verbessert, auch wenn man dem Spiel sein Alter ansieht. Auch die 60 FPS tun dem Spielgefühl gut. Schade, dass die Zwischensequenzen nur bei halber Bildrate laufen. Inhaltlich bietet Alan Wake Bekanntes aus dem Hauptspiel ohne Erweiterungen oder Änderungen und hier merkt man das Alter des Spiels. Alan bewegt sich sehr träge und reagiert verzögert auf Eingaben, was bei der kampflastigen Ausrichtung des Spiels nicht von Vorteil ist. Die mangelnde Gegnervarianz und die repetitiven Kämpfe verstärken weiterhin diesen Eindruck. Tiefere Eingriffe in die Spielmechanik wären wahrscheinlich aufwändiger gewesen, was das Spiel dann eher in die Remake-Ecke geschoben hätte, dennoch hätten ein paar Anpassungen dem Gameplay gutgetan. Dass es American Nightmare nicht ins Remaster geschafft hat, ist zwar bedauerlich aber verschmerzbar. Insgesamt ist Alan Wake Remastered durchaus spielenswert, vor allem wenn man damals nicht die Gelegenheit hatte, das Original zu spielen.


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positiv negativ
  • Fesselnde Story
  • Cineastische Inszenierung
  • Starke Soundkulisse
  • Gelungene Überarbeitung
  • Interessantes Kampfkonzept mit Licht und Kugeln
  • Repetitive Kämpfe
  • Zwischensequenzen in nur in 30 FPS
  • Kleinere technische Macken
  • Geringe Gegnervarianz
  • Ressourcenüberschuss
  • Schwache Dualsense-Einbindung (PS5)





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