Blacksad: Under the Skin
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BEWERTUNG |
08.12.2019 von LorD Avenger
Basierend auf dem spanischen, seit 2000 verlegten Comic Blacksad erscheint nun das Spiel zu einem seiner Detektiv-Fälle im selben Noir-Stil...
Inhalt
2000 räumte Blacksad bei Erstveröffentlichung als Comic nicht nur hervorragende Kritiken, sondern auch zahlreiche Preise ab. Fachleute lobten den Anspruch, der nicht auf Kosten des Unterhaltungswertes ging und die detaillierten Zeichnungen, die wunderbar die Nachkriegszeit der USA erfassten.
Ein von Beginn an auffälliges Merkmal der Reihe und auch des Spiels sind die darin lebenden Menschen - diese haben zwar die Statur von Menschen, kleiden sich entsprechend, fahren Auto, speisen in Restaurants und leben im typischen Manhattan-Apartment, sind aber eigentlich Tiere. Der Protagonist und Privatdetektiv John Blacksad beispielsweise ist eine schwarze Katze, die auch mit den für Katzen typischen ausgeprägten Sinnen ausgestattet ist. Sein Kollege bei der Polizei ist natürlich ein Schäferhund, ein Boxer ist ein Gorilla und der erste Schläger, der Blacksad vermöbelt tritt in Form eines Nashorns auf. Man lehnt sich in der Rollenverteilung also nicht nur an den Äußerlichkeiten der jeweiligen Tiere an, sondern auch an den typischen charakterlichen Eigenschaften, die man mit ihnen verbindet.
Im Nachkriegs-USA der 40er- und 50er-Jahre eröffnet der Veteran John Blacksad eine mehr schlecht als recht laufende Detektei. Ein alter Freund vermittelt ihm den Auftrag einer jungen Frau, deren Vater mit einem Strick um den Hals in seinem Boxstudio hängend aufgefunden wurde. Gleichzeitig ist der vielversprechende Boxer verschwunden, dessen Manager er war. Bei seinen Ermittlungen stößt Blacksad auf das organisierte Verbrechen, einflussreiche Geschäftsleute und eigenwillige Zeugen, doch eines ist bei alledem klar: Sein Gefühl sagt ihm, dass es sich nicht um einen Selbstmord handelt.
Interessant, wenn auch ein wenig komisch, ist das Verhältnis der Kreaturen in dieser Welt. So existiert beispielsweise ein ausgeprägter Rassismus, der sich aber nicht - wie man in einem solchen Universum vermuten würde - auf die Tierrasse bezieht, sondern auf die Fell- und Hautfarbe. Tiermenschen mit schwarzem Fell werden genauso behandelt wie schwarzhäutige Menschen in unseren realen 50ern. Das finde ich nach wie vor reichlich befremdlich, da auch viele Tiere in der Stadt unterwegs sind, die es in diesem Farbspektrum überhaupt nicht gibt oder die mit ihren Reptilienschuppen weder in das eine noch in das andere Lager fallen und damit "passendere" Opfer von Rassismus wären. Vom eingebauten Katzensinn abgesehen erscheint der Einsatz der Tiere also als nichts weiter als ein stilistisches Mittel und alles andere könnte auch ganz genauso mit herkömmlichen Menschen in Trenchcoats funktionieren.
Gameplay
Vergleichbar mit den bekannten Telltale-Spielen, wie The Walking Dead, steuert sich Blacksad nahezu identisch. Man bewegt den Protagonisten durch eine übersichtliche 3D-Umgebung, reagiert auf Interaktionsmöglichkeiten und darf sich daraufhin Beobachtungen des Detektivs anhören, Gegenstände einsammeln oder etwa ein Schloss knacken, bzw. einen Safe per Zahlenkombination öffnen. Ähnlich wie bei Telltales "...wird sich daran erinnern", das am Bildschirmrand aufpoppt, wenn man eine Entscheidung getroffen hat, notiert sich Blacksad regelmäßig etwas in seinem Notizbuch - seien das Charaktereigenschaften, Indizien oder Verbindungen zwischen Personen, die in den Fall involviert sind. Nicht nur folgt auch daraus ein Einfluss auf den Spielverlauf, sondern ebenso ein weiteres wichtiges Spielelement. Per Knopfdruck kann man sozusagen ins Hirn des Ermittlers eintauchen und dort schwirren alle Indizien sowie Hinweise bunt gemischt umher und warten darauf, sinnvoll miteinander verbunden zu werden, um eine Schlussfolgerung zu ziehen und den Fall voranzutreiben. Netterweise gibt das Spiel einem Bescheid, sobald eine neue Schlussfolgerung verfügbar ist, sodass man nicht sinnlos umherprobiert, wenn man wieder einmal in einer Sackgasse angelangt ist.
Ebenso relevant für die Beeinflussung des Spielverlaufs ist die Auswahl von Dialogoptionen. Nicht nur kann man so auf die verschiedenen Zeugen eingehen und ihr Vertrauen gewinnen, man kann auch gefährliche Situationen entschärfen - oder verschlimmern. Blacksad kann auch ungeplant sterben, weshalb Handlungen und Bemerkungen stets gut überlegt sein sollten - unter Rücksicht auf die limitierte Entscheidungszeit natürlich.
Selbstverständlich finden auch die berühmt berüchtigten Quick Time Events Einzug in dieses Point and Click Adventure, die besonders in Action-Sequenzen schnellere Handgriffe als im restlichen Spiel einfordern. Glücklicherweise muss man aber nicht - wie bei Telltale - jeden Kleinmist per Quick Time Event absolvieren.
Leider ist die seit inzwischen einigen Wochen veröffentlichte PS4-Version nach Stand dieses Tests unspielbar. Neben den fürchterlich langen und nervigen Ladezeiten (auch beim einfachen Aufrufen einiger Menüpunkte), hängt sich das Spiel auch sehr regelmäßig auf, stürzt komplett ab oder weist andere Bugs auf, die den Spielfluss erheblich beeinträchtigen. Am schlimmsten ist aber der beschädigte Speicherstand, der mir unterlaufen ist und meinen kompletten Fortschritt zunichte machte. Nach dem Laden taucht Blacksad wieder in einer bereits bekannten Umgebung auf, allerdings als Geist, der sich problemlos durch sämtliche Gegenstände, Personen und Wände bewegen kann. Wie es auch passend für einen Geist ist, kann er mit niemandem reden und mit nichts interagieren und nicht einmal die Kamera erkennt ihn, da sie sich nicht wie üblicherweise mitbewegt. Andere Spielstände gibt es nicht und auch beim Neustart erkennt das Spiel den Fehler nicht an, weshalb man sein Abenteuer von vorne beginnen müsste - wenn es nicht ohnehin ein aussichtsloses Vorhaben wäre. Hier muss noch sehr ordentlich nachgepatcht werden, bevor man auch nur darüber nachdenken kann auf Mörderjagd zu gehen.
UPDATE: Als Anmerkung hierzu:
Solche Bugs und Abstürze können natürlich vollkommen individuell auftreten und offenbar hatten wir speziell mit dem Speicherstandfehler einfach Pech - auch den Entwicklern ist davon bis dato noch nichts zu Ohren gekommen. Wir waren mit ihnen und mit dem Publisher in Kontakt und seither sind bereits neue Patches veröffentlicht worden, die viele Mängel beheben. Dass das Spiel nicht einfach nur auf den Markt geworfen, sondern darüber hinaus noch intensiv betreut wird, stimmt positiv in Kürze bereits eine zufriedenstellende Version eines vielversprechenden Spiels vorliegen zu haben. Cover & Bilder © astragon Entertainment GmbH Das Fazit von: LorD Avenger
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