Deathloop
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BEWERTUNG |
08.10.2021 von Beef SupremeParty an der Strandbar, Eimersaufen und zum Abrunden den Nachbarn in den Fleischwolf werfen. Alles lacht, wie, keiner schreit? Der Loop macht’s möglich, denn der Tod verkommt in Deathloop zu einer unangenehmen Nebensache. Der neuste Streich der Arkane Studios, bekannt für ihre hochgelobte Dishonored-Reihe, interpretiert die klassische Zeitschleifen-Thematik mit einem Haufen Waffen, Fähigkeiten und jeder Menge Mysterien. Denn zu einer ordentlichen Zeitschleife gehört auch der gute alte Gedächtnisverlust dazu. Warum soll man die Schleife durchbrechen? Wer ist diese omnipräsente Stimme im Ohr? Woher kommt dieser schwebende Text überall? Und macht das überhaupt Spaß? Zumindest die letzte Frage wird hier geklärt.
Und täglich grüßt der Revolver
Sonnenaufgang am Strand. Der Schädel drückt, die leere Buddel rollt träge durch den Sand. Muss eine harte Party gewesen sein. Nur erinnert sich Colt nicht mehr so richtig an gestern. Oder den Tag davor. Oder an überhaupt irgendwas, einschließlich seines eigenen Namens. Zum Glück erscheint ein völlig normaler, schwebender Text, der einem alles Wichtige erzählt. Nimm die Maschinenpistole und durchbreche den Loop. Klar soweit? Recht schnell erfährt man, dass man Colt Vahn heißt und sich auf einer Insel namens Blackreef befindet. Im Zentrum jenes Eilands befindet sich ein Riesenaggregat, das dafür sorgt, dass niemals ein neuer Tag beginnt. Nach 24 Stunden wird alles auf Anfang gesetzt und der verkaterte Morgen beginnt erneut am Strand. Aus bisher unbekannten Gründen hat Colt keine Lust mehr darauf und möchte einen neuen Morgen erleben und dafür muss er den Loop durchbrechen. Die Stimme in Colts Ohr identifiziert sich als Juliana, eine von 8 Visionären, die Colt mit allen Mitteln daran hindern will, dass er genau das tut. Ihr erster Schritt ist, alle Bewohner gegen Colt aufzuhetzen, sodass einem wahrlich jeder ans Leder will. Im Kugelhagel muss man also herausfinden, wie man den Loop durchbricht, warum überhaupt und warum alle außer Colt und Juliana nach jedem Loop ihr Gedächtnis verlieren. Und als ob das noch nicht genug wäre, passieren auf Blackreef quasi nonstop seltsame Sachen, denen man auf den Grund gehen möchte. So viel zu tun, so wenig Zeit…
Tutorial des Todes
Deathloop gibt sich alle Mühe, den Spieler recht behutsam an die Mechaniken heranzuführen. Wie auch Colt hat man keinen blassen Dunst, was hier Phase ist und so werden nach und nach erklärt wie zum Beispiel der Loop funktioniert. Stirbt man, beginnt der Tag von vorne. Die gesamte Ausrüstung ist futsch, aller Fortschritt ebenso dahin und alle Erinnerungen der Inselbewohner sind auch flöten gegangen. Das Spiel nimmt sich Zeit, den Spieler gemächlich in Blackreef ankommen zu lassen, vergisst dabei aber zu erwähnen, dass sich Erkunden und Looten zu Beginn nur begrenzt lohnt. Denn Sterben, oder Loopen, ist essentieller Teil des Spiels und lässt sich nicht umgehen. Erst im weiteren Verlauf erlangt man die Fähigkeit, gesammelte Gegenstände zwischen den Loops zu behalten und so kann es passieren, dass die ersten paar Stunden Spielzeit im Sande versickern, wie Colts billiger Fusel am Strand. Dennoch ist diese Einführung sehr homogen in das Spiel eingebettet und trotz jeder Menge Text, den es zu lesen gilt, fühlt es sich nach eigener Entdeckung an.
Die Leine an der man geführt wird, ist sehr lang und dem Spiel gelingt es durchweg, einen roten Faden aufzuzeigen, ohne den Spieler einzuschränken oder zu zwingen, dies oder jenes zu tun. Auch im weiteren Verlauf, wenn sich das Spiel und die Insel öffnen, wird der Spieler behutsam und ohne Holzhammer in die richtige Richtung gestupst. So lernt man hier, dass der Loop durch die 8 Visionäre kontrolliert wird. Die müssen alle an einem Tag ins Gras beißen, damit dieser durchbrochen wird. Und man findet raus, was die ganzen glitzernden Objekte sind, die überall verstreut sind. Diese enthalten Residuum, eine Materie, die es Colt ermöglicht, seine Ausrüstung anzureichern, um sie zwischen den Loops zu behalten. Tut man das nicht, ist alles futsch, wenn man draufgeht Leise Ballern im Schnee
Im Kern ist Deathloop ein Stealth-Shooter. Die Übermacht auf dem verschneiten Blackreef ist in aller Regel erdrückend. Und auch wenn die Waffenauswahl groß ist, stumpf reinrennen und draufhalten wird meist mit einem schnellen Ableben quittiert, den Colt ist kein Superheld und hält dementsprechend wenig aus. Leises Vorgehen bietet sich also an und auch das Leveldesign ist entsprechend darauf ausgelegt, dem Spieler immer mehrere Wege und Herangehensweisen anzubieten. Man beispielsweise kann den großen Platz mit Granaten und schwerem Maschinengewehr stürmen oder aber leise über die Dächer huschen, den Pulk umlaufen und das praktisch platzierte Geschütz die Drecksarbeit übernehmen lassen, ohne dass der Pöbel der Präsenz Colts gewahr wird. Denn ein wichtiges Tool ist das sogenannte Hackamajig, eine Gerätschaft, die es Colt ermöglicht, feindliche Geschütze, Sensoren, Türen und noch mehr zu hacken und zu übernehmen. Deathloop ermöglicht dem Spieler massig Freiheiten für kreative Herangehensweisen.
Des Killers neues Spielzeug
Vor jedem Gebiet kann man sich so die Ausrüstung seiner Wahl zusammenklöppeln, denn das Inventar ist begrenzt. Drei Waffen und zwei Slabs dürfen mitgeführt werden, sodass man sich vorher überlegen muss, was einen im jeweiligen Gebiet zur entsprechenden Tageszeit erwartet.
Ein voller Terminkalender
Die Tageszeiten spielen eine große Rolle. Blackreef ist in vier begehbare Gebiete aufgeteilt, die, je nach Tageszeit unterschiedliche Aktionen erlauben und andere Wege ermöglichen. Pro Tageszeit lässt sich nur ein Gebiet besuchen, verlässt man das Areal wieder, schreitet die Zeit voran. Manche Aktionen beeinflussen auch den Verlauf im gleichen oder in anderen Gebieten für spätere Tageszeiten, sodass man vorausplanen muss, wann man wo was tut. Anfangs wirkt das System sehr komplex und erschlagend, doch mit der Zeit durchblickt man das Chaos und kann sich so effiziente Routen zurechtlegen.
Hier bleibt alles so wie es ist!
Ein weiterer interessanter Kniff von Deathloop ist Juliana, die Stimme in Colts Ohr. Die möchte nämlich nicht, dass der Loop gebrochen wird. Und da kann es schon mal passieren, dass sie selbst Hand an den Abzug legt und Colt jagt. Juliana hält einiges aus und sollte nicht unterschätzt werden, da man nie weiß, was für Spielzeug sie gerade mit sich führt. Das verleiht jedem Ausflug eine Note Unvorhersehbarkeit und hält den Loop interessant.
Schleichen mit Stil
Deathloop ist stilistisch irgendwann in den 1960ern angesiedelt. Welches Jahr tatsächlich ist, lässt sich nicht sagen, es könnte genauso gut im Jahr 2534 sein, durch den Loop spielt Zeit keine Rolle mehr. Atmosphäre hingegen spielt eine große Rolle in Deathloop. Seien es das Waffendesign, die Inneneinrichtung oder die Klamotten, hier schreit alles Klischee-60er in Verbindung mit Megalomanie und einer satten Portion Wahnsinn und es ist großartig. Der Look des Spiels macht richtig was her und weiß zu gefallen. Dieser wird auch technisch weitestgehend sauber transportiert, abgesehen von gelegentlich flackernden Schatten kann die Grafik jederzeit überzeugen. Auf Playstation 5 hat man zudem die Wahl zwischen dynamischer 4K-Auflösung mit festen 60 FPS, fester 4K Auflösung mit dynamischen FPS oder 4K mit Raytracing bei 30 FPS. Die Raytracing-Option hat aber nur wenig merkliche optische Aufhübschung gebracht, dafür fallen die 30 FPS, teilweise sogar darunter, stark ins Gewicht. In hektischen Momenten ist man einfach dankbar um stabile 60 Frames.
Cover & Bilder © 2021 BETHESDA SOFTWORKS LLC, A ZENIMAX MEDIA COMPANY. DEATHLOOP™ DEVELOPED BY ARKANE STUDIOS, A ZENIMAX MEDIA COMPANY. DEATHLOOP, ARKANE, ZENIMAX, BETHESDA, AND BETHESDA SOFTWORKS AND RELATED LOGOS ARE REGISTERED TRADEMARKS OR TRADEMARKS OF ZENIMAX MEDIA INC. IN THE U.S. AND/OR OTHER COUNTRIES. ALL RIGHTS RESERVED. Das Fazit von: Beef Supreme
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