Dustborn Deluxe Edition
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BEWERTUNG |
30.08.2024 von LorD Avenger
Ein Spiel, das konsequent durchzieht, dass es sich um das gesprochene Wort drehen möchte...
Inhalt
Dustborn spielt in einer Parallelwelt, in der nicht John F. Kennedy bei dem Attentat ermordet wurde, sondern seine Frau. Dadurch hat sich politisch einiges im Laufe der Jahre im Vergleich zu unserer Zeitlinie verändert und zwar nicht zum Guten. Zusätzlich zu diesen Veränderungen gab es in jüngster Vergangenheit ein merkwürdiges Vorkommnis, bei dem ein unerklärliches Rauschen über den amerikanischen Kontinent zog. Als Resultat dessen entdeckten einige Menschen außergewöhnliche Fähigkeiten - manche würden sagen Superkräfte - die sie mit ihrer Stimme auslösen können.
Einer dieser Menschen ist die junge Frau Pax, die mit ihrer Stimme andere negativ beeinflussen kann. Sie kann ihnen ihren Willen aufzwingen, sie gegeneinander aufbringen, Selbstzweifel auslösen. Pax ist in einer Gruppe unterwegs, die mehrerer solcher “Mutanten” beherbergt - es gibt eine Person, die als ihr Gegenstück eher beruhigende und gute Gefühle bei anderen Menschen auslösen kann, die bullige Sai kann mit ihrer Stimme ihre Körperkraft verstärken und spätere Zugänge können ihre Materie auflösen oder Illusionen erzeugen. Da einige dieser Fähigkeiten durchaus gefährlich sind - vor allem in den falschen Händen - ist es wenig verwunderlich, dass diese Menschen in der Dystopie von Dustborn verfolgt werden. Auch, ohne dass sie prekäre Informationen gestohlen haben.
Zusammen mit ihrem Team hat Pax nämlich genau das getan und muss das Diebesgut nun von der West- an die Ostküste transportieren. Als Tarnung reisen die Leidensgenossen in einem alten Bus und geben sich als Band aus, die alle paar hundert Meilen einen Auftritt haben. Doch regelmäßig geraten sie in Situationen, die drohen, ihre Tarnung auffliegen zu lassen…
Gameplay
Nicht nur die Geschichte von Dustborn wird von Worten gelenkt, sondern auch das Gameplay. In erster Linie geht es schließlich darum Konversationen zu betreiben und Entscheidungen zu treffen und dabei geht das Spiel einen durchaus wegweisenden Schritt. Die Konversationen von Pax und den Menschen um sich herum verlaufen so realistisch und natürlich, dass es einem zunächst arg befremdlich vorkommt. Gesprächspartner bedrängen einen, wenn man seine Antwort nicht schnell genug aussucht, weil alles in Echtzeit abläuft. Auch die Gespräche um einen herum finden statt, ob man dabei ist oder nicht - wenn man sich dazu gesellt, fühlen die sich Unterhaltenden teilweise sogar gestört. Das und andere Aspekte wie die gewählten Dialogoptionen haben auch Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen den Spielfiguren, die wiederum den Verlauf und die Stimmung von Gesprächen ändern. Paxˋs beste Freundin Sai ist zwar superstark, allerdings auch sehr sensibel - sie ständig nur für ihre Muskelkraft zu missbrauchen ohne ihr auch eine ruhige Schulter zum Anlehnen zu bieten, kann die Freundschaft bröckeln lassen.
Ein weiteres Element, das großartig ist, an das man sich aber auch erst gewöhnen muss, ist die Bewegungsfreiheit, die man in Dialogen hat. Zum einen kann man sich während dessen umsehen und Gesehenes ins Gespräch einfließen lassen, das auch unterbrochen wird, wenn man sich zu weit voneinander entfernt. Zumindest doch werden einige Antwortmöglichkeiten erst aktiviert, wenn man sich wieder in Hörreichweite befindet.
Ein Schlüsselelement des Dialog-Gameplays ist der Einsatz der stimmlichen Superkräfte, die die größten Auswirkungen auf die Handlung nehmen können. So muss man beispielsweise genaustens abwägen, ob man beim Aufeinandertreffen mit der Polizei mit normalen Dialogen von sich ablenkt oder seine Kräfte einsetzt und damit droht aufzufallen. Auch die eigenen Gruppenmitglieder wissen es nicht gerade zu schätzen, wenn man einen Streit mithilfe von Kräften schlichtet, die einen hilf- und wehrlos machen.
Das Gameplay jedoch basiert natürlich nicht nur auf Gesprächen und Entscheidungen. Ähnlich wie in den Telltale-Spielen oder Life is Strange durchstreifen wir die sehr überschaubaren Umgebungen, entdecken gewisse Dinge oder finden neue Gesprächspartner. Anders als in den genannten Genre-Kollegen gibt es hier sogar kleine Rätsel zu lösen, die nicht immer vollkommen offensichtlich sind.
Außerdem wollten die Entwickler wohl Abwechslung einbauen und integrierten auch Kampf-Gameplay so wie Rhythmus-Minispiele - beiden merkt man es aber an, dass sie nicht der Fokus der Entwicklung waren. Mir persönlich sind sie beide zu simpel (alle drei, wenn man das Fangen von Geistern mitzählt) und unausgereift, um einen zu fordern und auch beim dritten, vierten oder zehnten Mal noch zu unterhalten anstatt genervt seufzen zu lassen.
Grafik
Grafisch bewegen wir uns auf einem ähnlichen Niveau wie die Telltale-Spiele mit ihrem Celshading-Look und den leider recht klobigen, steifen Bewegungen und nicht sonderlich facettenreichen Gesichtsausdrücken. Etwas Linderung schafft dabei die grundsätzliche stilistische Richtung von Dustborn, die viele Comic-Elemente wie Textboxen und in der Luft schwebende Schrift aufgreift, was im Umfeld der gezeichneten Charaktere sehr organisch wirkt. Auch sind diese sehr liebevoll und abwechslungsreich gestaltet und auch in die Umgebungen ist merklich viel Zeit geflossen.
Cover & Bilder © Dustborn © 2023 Red Thread Games AS. All rights reserved. Published by Quantic Dream Das Fazit von: LorD Avenger
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