Ghostrunner
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BEWERTUNG |
18.10.2021 von LorD Avenger
Vermischt man Mirror's Edge mit einem Katana und einem signifikant höheren Schwierigkeitsgrad, dann ist Ghostrunner das Ergebnis...
Inhalt
Nach dem sogenannten Burst lebt die verbliebene Menschheit in einer wolkenkratzerähnlichen Stadt namens Dharma Town. Hier wacht auch der Ghostrunner auf, ein technologisch modifizierter Supersoldat, bewaffnet mit einem Katana und ohne jegliche Erinnerungen. Angeleitet von der künstlichen Intelligenz Architect und einer Rebellengruppe namens Climbers kämpft der Ghostrunner sich im gigantischen Turm hinauf, um der Machthaberin Mara aka Keymaster den Garaus zu machen. Architect hilft ihm auf dem Weg dabei vergessene Kampfprogramme freizuschalten, während die Rebellen ihn dazu überreden, die Grausamkeiten seitens Mara gegen die Bewohner von Dharma Town zu verhindern.
Das Spiel wurde vom polnischen Entwickler One More Level produziert mithilfe des inzwischen in Dänemark ansässigen 3D Realms - ihres Zeichens verantwortlich für Spiele wie Prey oder Duke Nukem Forever. Bereits letztes Jahr für die meisten Plattformen erschienen, reicht man nun auch die PS5- und XBox Series X/S-Version nach.
Gameplay
Wie der Titel schon vermuten lässt, ist Ghostrunner ein äußerst schnelllebiges Spiel. Als Protagonist rennt man in Egoperspektive durch Flure und Räume, überwindet Abgründe und besiegt Gegner. Das Spiel ist in Level aufgeteilt, nach deren Beenden eine kurze Statistik mit der benötigten Zeit sowie den gestorbenen Toden gelistet wird. Dieser Umstand legt es bereits nahe: Es wird viel gestorben. Die einzelnen Level erinnern ein wenig an Portal, da sie weiter untergliedert sind in eine Art von Rätselräumen. Mit sehr viel Trial und Error sowie einer Menge Geschicklichkeit und schnellen Reflexen muss man das Vorgehen entdecken, das einen in den nächsten Abschnitt bringt.
Im Weg stehen dem Spieler dabei zum einen Gegner. Zwar kann der Ghostrunner sie problemlos mit einem Treffer seines Katanas buchstäblich zerteilen, andersherum brauchen die Gegner aber auch nur einen Treffer, um den Supersoldaten außer Gefecht zu setzen. Neben seinem Schwert stehen dem Protagonisten aber noch weitere Werkzeuge und Fähigkeiten zur Verfügung, um die Oberhand zu behalten. Seine flinken Bewegungen ermöglichen es ihm beispielsweise problemlos an Wänden entlangzurennen, über Hindernisse zu springen oder an ihnen hinaufzuklettern. So erschwert er seinen Gegnern nicht nur das Zielen, sondern vermag es auch nicht selten hinter oder über sie zu gelangen. Fast noch wichtiger ist seine Dash-Fähigkeit, bei der sich für ein paar Sekunden die Zeit so sehr verlangsamt, dass man die Kugeln der Gegner durch die Luft fliegen sieht. Das ermöglicht dem Spieler den Geschossen auszuweichen, die Oberhand über Gegner zu erlangen und einen kleinen Schub in der Luft zu erhalten, um vielleicht doch noch diese eine Plattform oder Wand zu erreichen. Gerade beim Ausweichen der Kugeln denkt man unweigerlich an das Spiel Superhot. Durch den Besuch einer Cyberwelt und dem Lösen von simplen Rätseln darin schaltet der Ghostrunner weitere Fähigkeiten frei, die zwar aufgeladen werden müssen und in der Regel pro Raum nur einmal eingesetzt werden können, dabei aber enorm helfen. Eine verstärkte Dashattacke beispielweise kann gleich mehrere Gegner töten, die in einer Reihe stehen und eine Art psychokinetische Schockwelle vernichtet sie mit seiner Wucht oder kann - mit richtigem Timing - auch jegliche Art von Geschützen zum Absender zurückbefördern.
Die Gegner im Spiel sind recht vielseitig. Neben den normalen Fußsoldaten mit ihren langsamen Pistolen, erwarten einen auch noch mit schnell feuernden Gewehren bewaffnete Männer, technisch ebenfalls modifizierte Menschen mit enormer Sprungfähigkeit oder Maschinen wie fliegende Drohnen oder Roboter, die mächtige Laserwellen aussenden. Alle von ihnen erliegen einem einzigen Katana-Schlag - die Herausforderung besteht darin, die Gegner überhaupt zu erreichen, keinen davon aus den Augen zu lassen und alle auszuschalten, ohne selbst getroffen zu werden. Nur selten kann man an Antagonisten vorbeischleichen oder -rennen, denn meist müssen alle besiegt werden, um die nächste Tür zu öffnen.
Das andere Hindernis im Spiel sind die Sprung- und Geschicklichkeitspassagen. Über bodenlosen Abgründen muss der Ghostrunner wahrliche Akrobatik vollführen und ist dabei auch nicht gegen die einhergehenden Gefahren gefeit. Knifflige Sprungpassagen sind da kaum noch erwähnenswert. Viel eher muss man sich um Ventilatoren sorgen, die einen in eine ungewollte Richtung schleudern, Fleischwölfe mitten auf einer der genutzten Rutschplattformen, Elektrizität, Laser, Hitzewellen, sich schnell bewegende Plattformen. Auch hier bleibt einem manchmal nichts anderes übrig als auszuprobieren, zu sterben und es erneut zu versuchen.
Grafik und Spielwelt
Nicht nur die Aufteilung des Spiels in etwas, das sich wie Rätselräume anfühlt, erinnert an Portal - der gesamte industrielle Look, die heruntergekommenen Fabrikräume und die engen Gänge wirken ebenfalls wie eine düstere Version des brillianten Puzzle Games. Der zugrunde liegende Stil orientiert sich aber eher am Cyberpunk, an einer schmutzigen Dystopie mit vielen Neonschildern, riesigen Gebäudekomplexen und Lebensbedingungen, die man keinem Menschen wünscht. Zusammen mit der ernsten, in einer Post-Apokalypse angesetzten Geschichte und den in keinster Weise gut gelaunten Charakteren haben wir hier ein stimmiges Bild der düsteren Grundstimmung. Leider geht das auch zulasten der Abwechslung, da nahezu jeder Level identisch aussieht. Nach Stunden des Spielens freut man sich, endlich in das Draußen treten zu können, das man immer nur im Vorbeirennen durch Fenster gesehen hat, nur, um eine halbe Stunde darauf das nächste Level wieder im trostlosen, identischen Inneren des Wolkenkratzerturms zu absolvieren. Davon abgesehen sieht das Spiel aber gut aus. Es ist kein grafischer Meilenstein und die Detailliebe hält sich auch in Grenzen, wenn man zum x-ten Mal dieselben Poster oder Graffitis vorfindet, die meiste Zeit ist man aber ohnehin zu schnell unterwegs, um der Umgebung allzu viel Beachtung zu schenken.
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