God Of War Ragnarök

God Of War Ragnarök

Publisher: Sony
Entwicklerstudio: Santa Monica Studio
Genre: Action-Adventure
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 09.11.2022
USK 18

God Of War Ragnarök   20.11.2022 von LorD Avenger

Der ehemalige griechische Kriegsgott Kratos und sein Sohn Atreus haben die Aufmerksamkeit von Göttervater Odin und ganz Asgard auf sich gezogen - können Axt und Bizeps sich gegen diese Übermacht durchsetzen?


Inhalt

 

Nachdem Kratos und Atreus Baldur umgebracht haben (God of War, 2019), ist ihnen dessen rachsüchtige Mutter Freya auf den Fersen und eines Tages finden sich auch die nordischen Götter Thor und Odin in ihrer Hütte. Überraschenderweise einigen sich die Parteien auf einen Waffenstillstand, doch seitens Kratos traut niemand diesem vermeintlichen Frieden nach allem, das vorgefallen war.

 

Atreus ist derweil ohne das Wissen seines Vaters auf den Spuren seiner Riesen-Vorfahren unterwegs und untersucht diverse Prophezeiungen, um den nordischen Kriegsgott Týr ausfindig zu machen, der von Odin gefangen gehalten werden soll. Nur so kann Ragnarök verhindert werden, der Untergang der Götter und der ganzen Welt.

 

Nahezu nahtlos knüpft Ragnarök an den Vorgänger God of War an. Eine gewisse Zeit ist dennoch vergangen, denn Atreus hat das Teenager-Alter erreicht und Fimbulwinter hat sich über das Land gelegt - der erste Vorbote des Weltuntergangs. Die Handlungen der Protagonisten aus dem ersten Spiel entfalten nun vollends ihre Konsequenzen, weshalb es auch umso schöner ist, dass die Entwickler ganz präsent im Hauptmenü eine kurze, knackige Zusammenfassung der Ereignisse anbieten - etwas, das bei jeder Fortsetzung Standard sein sollte.

 

Die Story ist auf jeden Fall eine der drei ganz großen Stärken von Ragnarök. Spannend erzählt mit abwechslungsreichen Handlungssträngen, überraschend vielen interessanten Charakteren und Wendungen, mit denen man nicht rechnet. Und selbst, wenn man Erkundungen und Nebenaufgaben links liegen lässt, erreicht man damit noch eine Spielzeit von über zwanzig soliden Stunden. Das rührt allerdings auch daher, dass die Geschichte ganz gerne mal etwas abdriftet und dabei vielleicht nicht unbedingt den Fokus verliert, ihn aber doch schon arg streut. Einige Ausflüge, die wir mit Kratos, Atreus oder beiden zusammen vollführen (stellenweise teilt die Handlung sich auf) tragen mir nicht ausreichend zur Rahmenhandlung bei und sind dafür deutlich zu ausufernd gestaltet worden. Langweilig wird es dabei aber trotzdem nicht und wer will sich schon über eine derartige Spieldauer bei diesem Qualitätslevel beschweren?

 

Im Gegensatz zum Vorgänger wird es in Ragnarök auch deutlich lebendiger. Anstatt nur mit Kratos, Atreus und dem sprechenden Kopf Mimir am Gürtel unterwegs zu sein, tun wir uns etappenweise mit weiteren Charakteren zusammen - einige aus dem Vorgänger bekannt, andere vollkommen neu und heiß erwartet. Und auch hier kann ich den Drehbuchautoren nur mein hochachtungsvollstes Lob aussprechen, denn wirklich jede Figur im Spiel hat hervorragend funktioniert und mich gepackt. Alle waren mir auf ihre eigene Art sympathisch, unabhängig von einer guten oder bösen Gesinnung. Odin überzeugt als facettenreicher Schurke ebenso wie der nur oberflächlich sehr roh wirkende Thor und Charaktere wie Freya oder die beiden Schmiedezwerge bekommen tolle neue Charakterzüge und Hintergrundgeschichten spendiert. Alles fühlt sich ein wenig wie ein Stephen King-Roman an - es ist eine Menge, aber immerhin wird man wirklich jeder Figur gerecht..

 

Gameplay

 

Im Vergleich zum Vorgänger hat sich hier nicht viel getan. Das Gameplay setzt sich zusammen aus Kämpfen, Umgebungsrätseln und optionaler Erkundung in extra dafür ausgelegten Arealen.

 

Das Kämpfen ist in meinen Augen, wie schon im Vorgänger, der größte Schwachpunkt des Spiels. Dark Souls-mäßig bleiben wir sehr behäbig und langsam - obgleich wir immerhin die Chaosklingen von Beginn an dabei haben - und selbst Kämpfe gegen die mickrigsten Kröten ziehen sich auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad geradezu ewig in die Länge. Glücklicherweise nimmt das Kämpfen keine Überhand und ist akzeptabel proportioniert zwischen Rätseln, Kletterpassagen und Zwischensequenzen. Wie eben auch in Soulsborne spielen gibt es neben den diversen Komboangriffen nur die Ausweichfunktion, die gut abgepasst sogar für ein paar Sekunden Zeitlupe sorgt - ähnlich der Witch Time in Bayonetta-Spielen.

 

Immerhin kann man aber mit einem simplen Knopfdruck die Waffen wechseln und so seine Vorteile aus der Axt, den Chaosklingen oder später im Spiel auch einem weiteren Werkzeug ziehen, die allesamt nicht nur im Kampf, sondern auch bei Rätseln oder dem Freilegen von neuen Wegen unterschiedlich funktionieren. 

 

Die Rätsel gestalten sich durchaus abwechslungsreich. Wieder haben wir die Runen-Truhen überall verteilt, die in der näheren Umgebung etwas Suchen und Knobeln erfordern, ebenso wird das Klettern stellenweise mit ein wenig Hirnschmalz verbunden, in dem man bestimmte Hebel umlegen oder vorgesehene Reihenfolgen einhalten muss. Selbst über den Tageszeitenwechsel wird man Herr, sobald man die mythologischen Anforderungen dafür erfüllt.

 

Die Erkundung nimmt auch noch mal eine völlig neue Dimension an, indem wir im Laufe von Ragnarök Zugang zu sämtlichen Reichen erhalten und alle davon nicht nur in ihren linearen Bereichen zahlreiche Verstecke mit sich bringen, sondern auch übersichtliche Open World-Areale anbieten. Diese benötigen selten mehr als ein paar Minuten zum kompletten Durchqueren und sind in erster Linie für optionale Nebenaufgaben vorgesehen. Die blau markierten Sidequests finden hier statt, viele Schätze wurden versteckt hinter Rätseln und Kletterpassagen, die an die Gräber und Gruften aus Assassin's Creed-Spielen erinnern und stellenweise muss man auch Gegner-Camps ausmerzen - ein Open World-Klischee auf das ich gerne verzichtet hätte.

 

Fester Bestandteil, wie schon im Vorgänger, ist neben dem Freischalten neuer Skills im Fähigkeitenbaum auch weiterhin das Upgraden und Freischalten von Waffen sowie Rüstungen. Essentiell dafür ist das Suchen und Finden von Ressourcen, die beim Schmieden benötigt werden, ebenso wie Hackensilber - die Währung des Spiels.

 

Grafik & Spielwelt

 

BÄM! Wie zu erwarten war, hat sich SONY hier nicht lumpen lassen und voll aufgefahren. Das Spiel sieht fantastisch aus und präsentiert nicht nur herrliche Panoramen in sämtlichen Reichen, sondern haut einen gerade auch in Zwischensequenzen um, wenn es Nahaufnahmen von Gesichtern zu sehen gibt. Alleine die Details in Kratos' ordentlich gealtertem Gesicht sind geradezu überwältigend, aber auch die realen Schauspieler hinter den Figuren deutlich erkennen zu können macht ebenso Spaß (z.B. Mina Sundwell (Lost in Space) oder Richard Schiff (The Good Doctor)).

 

Besonders beeindruckend ist natürlich nach wie vor die zukunftsweisende Technik im gesamten Spiel keinen einzigen Ladescreen oder Videoübergang zu benutzen. Zwischensequenzen gehen nahtlos ins Gameplay über und wieder zurück, was gerade gepaart mit der grandiosen Regie ein Fest für die Augen ist. Und bei dem Reisen zwischen den Reichen kaschiert man Ladezeiten geschickt mit der Reise durch die Zwischenwelt, in der einem die Wartezeit mit Laufen und interessanten, teils witzigen Dialogen verkürzt wird. Aber auf der PS5 gibt es ohnehin so gut wie keine Ladezeiten - was man gerade beim Starten des Spiels wunderbar merkt.

 

Bildergalerie von God Of War Ragnarök (6 Bilder)

Die Spielwelten sind herrlich abwechslungsreich - seien es antike Elfentempel, die davor liegende Wüste, tropische Regenwälder oder das geradezu paradiesisch anmutende Zwergenreich, vom klaren Meer umgeben, aber auch mit tiefen Minen ausgestattet. Von den in tiefen Schnee gehüllten Berglandschaften ganz zu schweigen. Dennoch stört mich auch hier wieder das eine oder andere. Zum einen, trotz der zahlreichen neuen Figuren, sind alle Reiche vollkommen tot. Einzig in Asgard bekommt man spät im Spiel ein wenig das Gefühl von tatsächlichem Leben, aber in den anderen Reichen kann man froh sein, wenn man auf Gegner trifft - und wie oben beschrieben ist das bei dem Kampfsystem durchaus kein Grund zum Frohlocken.

 

Der andere Punkt sind die sehr deutlichen, teils sehr künstlichen unsichtbaren Wände oder Wegsperren. Es ist häufig geradezu frustrierend welche Hindernisse Kratos vor unüberwindbare Blockaden stellen. Jemand, der ganze Gebäude hochstemmen und Klippen hinunterspringen kann wird von einem anderthalb Meter hohen Busch blockiert, der zunächst ein zehn Stunden entferntes Werkzeug erfordert. Oder, wenn man zwei Meter unter sich den Weg sieht, auf den man gerne möchte, aufgrund von Kratos Unfähigkeit zu springen aber den langen Weg dorthin gehen muss, ist das schon ziemlich nervig und - seien wir ehrlich - im Rahmen der Spiellogik vollkommen unrealistisch.



Cover & Bilder © 2022 Sony Interactive Entertainment LLC


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Nachdem ich einer der wenigen Menschen auf diesem Planeten bin, der den Vorgänger überhaupt nicht mochte, konnte Ragnarök das Franchise für mich retten. Atreus ist weitaus weniger nervig, Kratos macht eine wirklich faszinierende Charakterentwicklung durch, die Story ist spannend und gespickt mit tollen, gut geschriebenen Figuren und Überraschungen, die Handlungsorte abwechslungsreich und nach über 20 Stunden ist man erst mit der Hauptgeschichte durch - nur, um sich danach noch den zahlreichen Sammel- und Nebenaufgaben widmen zu können, aber auch noch richtigen Hauptmissionen und Bossgegnern, die die abgeschlossene Haupthandlung ergänzen. Ich kenne mich in der nordischen Mythologie nicht gut genug aus, um beurteilen zu können, ob es an dieser Stelle noch weitergehen kann oder ob Kratos nach Ägypten ziehen muss, aber auf dem Niveau darf es definitiv weitergehen mit der Reihe - auch, wenn das Kampfsystem dringend wieder etwas Tempo aufnehmen muss, denn das war das größte Manko am Spiel. Das, und das Für-Dumm-Verkaufen der Spieler, wenn ein Begleiter einem schon die Lösung für ein Umgebungsrätsel zuruft, das man selbst noch nicht mal entdeckt hat, weil man den Raum gerade erst betreten hat...


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positiv negativ
  • Technische Meisterklasse in Grafik und nahtlosen Übergängen zwischen Gameplay und Zwischensequenz
  • Gigantischer Spielumfang mit über 20h Hauptstory und zahlreichen Nebenaufgaben
  • Spannende Story mit vielen, toll geschriebenen Charakteren
  • Unterhaltsame, faire Rätsel
  • Kampfgameplay ist immer noch furchtbar lahm und langwierig
  • Umgebungen halten für Kratos unrealistische Begrenzungen bereit - teilweise echt frustrierend!





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