Immortals Fenyx Rising
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BEWERTUNG |
30.12.2020 von LorD AvengerUbisoft entführt Gamer diesen Winter nach dem nächsten Assassin's Creed und Watch Dogs in die nächste Open World einer völlig neuen Marke: Immortals Fenyx Rising erkundet die komprimierte griechische Mythologie...
Inhalt
Fenyx (wahlweise männlich oder weiblich, in meinem Fall Letzteres) strandet nach einem Schiffbruch auf einer mysteriösen Insel und muss feststellen, dass ihre gesamte Crew zu Stein geworden ist als hätten sie höchstpersönlich in Medusas Augen geblickt. Eine Erkundung der Insel lässt sie schnell zahlreiche Tempel, gigantische Götterstatuen und mythische Kreaturen entdecken, die ihr überwiegend feindlich gesonnen sind. Erst als sich ein dreister Dieb als Götterbote Hermes entpuppt, erfährt Fenyx, was an diesem sonderbaren Ort vor sich ging:
Das Urzeit-Monster Typhon, das den Olymp bereits vor langer Zeit bedroht hatte, konnte aus seinem Gefängnis entkommen und greift die Götterschaft ein weiteres Mal an. Die meisten der Olympier sind panisch geflüchtet, einige wurden ihrerseits gefangen genommen. Zeus selbst konnte entkommen und sucht beim Titanen Prometheus nach Rat, den er persönlich an einen entlegenen Felsen hatte schnallen lassen, wo ein Adler von seiner nachwachsenden Leber fraß. Dieser erst erzählt ihm von der Sterblichen Fenyx, die laut einer Prophezeiung die Welt samt Menschen und Göttern vor Typhon retten soll.
Gameplay
Immortals Fenyx Rising beschränkt sich primär auf zwei Hauptprogramme im Spiel: Kämpfen und das Lösen von Rätseln, bzw. Geschicklichkeitsaufgaben. Die aus mehreren Bereichen bestehende Insel, auf der Fenyx gelandet ist begrüßt sie in jedem Areal mit einer gigantischen Götterstatue, die sie - Ubisoft-Open-World-typisch - erklimmen muss, um die Karte zu enthüllen. Von dort oben (oder von jeder anderen Position aus) kann der Spieler dann mit der Fernblick-Funktion auf Controller-Vibrationen reagieren und interessante Punkte auf der Karte markieren. Das können Zugänge zum Tartaros (der Unterwelt in der griechischen Mythologie) sein, Schätze oder diverse Herausforderungen. Die Spielwelt ist regelrecht gepflastert davon und auf dem Weg zwischen den Hauptmissionen stolpert man zwangsläufig über viele davon. Zwar sind sie optional, doch motiviert das Spiel einen schnell die kleinen Umwege in Kauf zu nehmen. Je nach Aufgabe oder Schatz wird man nämlich mit unterschiedlichen Materialien belohnt, mit denen man in der Halle der Götter Upgrades freischalten kann. Fenyx levelt nicht mit dem Besiegen von Gegnern oder Abschließen von Missionen auf, sondern rein manuell mithilfe der gesammelten Objekte. Die göttliche Speise Ambrosia kann beispielsweise die Lebensenergie erhöhen, Zeus' gestohlene Blitze verbessern die Ausdauer. Die in Rätseln gewonnenen Münzen des Charon schalten neue Fähigkeiten und Angriffe frei und mit Zutaten können unterschiedliche Tränke gebraut werden. Diverse Edelsteine lassen sich darüber hinaus in einer kleinen Schmiede dafür nutzen, die Ausrüstung hochzustufen und Angriffs- sowie Abwehrwerte zu erhöhen.
Im Fokus des Spiels liegen tatsächlich die Zugänge zum Tartaros, die einen in Zelda-artige Tempel befördern, in denen stark variierende Herausforderungen bewältigt werden müssen. Überhaupt erinnert viel an den grün gekleideten Helden aus dem berühmten Nintendo-Franchise - inklusive der geringen Motivation sich überhaupt erst mit Gegnern anzulegen, die viel Zeit und Nerven kosten, einen am Ende aber so gut wie gar nicht belohnen. Fenyxs Version der Tempel sind zwar nicht in Elemente untergliedert und auch nicht ganz so umfangreich, stellenweise aber durchaus ähnlich knifflig. Keiner gleicht dem anderen, seien es nun die optional überall in der Spielwelt zu findenden Zugänge oder die an Missionen gebundenen. Entweder muss man Blöcke verschieben, Kugeln rollen, seine Pfeile durch einen Parcours steuern, Plattformrätsel bewältigen oder einfach nur in einem Arenakampf bestehen. Am Ende wird man dann mit dem Item belohnt, dass es zu besorgen galt.
Auch die optionalen Rätsel bringen Abwechslung mit und können sich sehen lassen. Seien es besagte Pfeil-Parcours, Schiebepuzzle oder auch das Nachbilden von Sternzeichen mithilfe erst zu suchender Perlen. Auch simple Schatztruhen geben sich einem nicht einfach kampflos hin - um sie freizuschalten müssen ebenfalls Rätsel gelöst oder Gegner besiegt werden. Wer Spaß am Kampfsystem findet, der kann sich sogar mit optionalen Boss-Gegnern anlegen - verteilt in der Spielwelt warten legendäre Kreaturen auf einen, deren Energieleiste signifikant länger ist und zu allem Überfluss hat Typhon auch noch ebenso legendäre Helden wie Achilles oder Herakles unterworfen, deren Geister einen in unregelmäßigen Abschnitten verfolgen und angreifen. Verhindern kann man das nur, wenn man sie in ihren Tartaros-Unterschlüpfen aufsucht und endgültig besiegt - was kein einfaches Vorhaben ist.
Das Kampfsystem selbst macht tatsächlich signifikant weniger Spaß als die Rätsel. Mit den unintuitiven R1- und R2-Tasten führt man Combos mit leichten Schwert- oder schweren Axtangriffen aus, ebenfalls per Schultertaste lassen sich auch Pfeile abschießen. Mithilfe eines Alternativschusses können diese sogar gesteuert und so auch um Ecken oder durch dafür vorgesehene Ringe gelenkt werden. Mit der Quadrat-Taste verfällt Fenyx in einen Sprint, die X-Taste löst einen (Doppel-)Sprung oder ein Ausweichen im Kampf aus und mit der Kreis-Taste werden in der Luft die Flügel ausgebreitet, um damit gleiten und weite Entfernungen schneller hinter sich bringen zu können. Egal ob Gleiten, Pfeile lenken, Schwimmen, Felsen-Rollen oder auch das sehr praktische Klettern an nahezu jeder Oberfläche im gesamten Spiel: Alles ist abhängig von der zur Verfügung stehenden Ausdauer. Geht diese zur Neige, fällt der Pfeil, stürzt Fenyx ab oder ertrinkt. Einerseits etwas lästig - wie jedes Mal, wenn Videospiele ein Ausdauer-Konzept einbinden, andererseits eine hervorragende Motivation sich mit den optionalen Aufgaben zu beschäftigen.
Grafik
Griechische Mythologie im Original ist gezeichnet von Sex und Gewalt auf jeder Seite - eine Stimmung, die God of War mit seinen herben Darstellungen hervorragend umgesetzt hat. Als Fan der Mythologie bin ich an sich kein Fan von stark entschärften Kinderversionen à la Percy Jackson und Immortals Fenyx Rising orientiert sich mit seiner Comic-Grafik eindeutig eher in diese Richtung. Die Charaktere sind alle untersetzt mit großen Köpfen und noch größeren Augen und überhaupt eben sehr comic-haften Proportionen. Auch in der an sich sehr schönen, farbenfrohen und abwechslungsreichen Spielwelt spiegelt sich dieser vereinfachte Stil in Felsen oder Pflanzen wider, was man schon mögen muss. Auch Ungeheuer wie Kyklopen oder Minotauren wirken natürlich deutlich weniger bedrohlich, wenn sie comic-haft "abgerundet" werden.
Was die angeht übrigens ein Buh-Ruf von mir: Die meisten Gegner sind in optisch identischer Form, aber mehreren Farben im Spiel vertreten, die ihre Stärke signalisieren. Bei einer recht übersichtlichen Variation von Gegnern hat mich das schon ein wenig enttäuscht und an die Flan-Gegner aus Final Fantasy erinnert, die man einfach immer in allen Regenbogenfarben recyclet.
Story
An letzter Stelle, weil sie auch von meiner Bewertung wohl an letzte Stelle gesetzt würde. Das Prinzip, dass die gesamte Geschichte durchgängig von Prometheus erzählt und vom arroganten Zeus kommentiert wird, ist kein schlechter Gedanke, geht einem aber schnell aufgrund des sehr erzwungenen Humors schnell auf den Keks. Jeder dümmliche Satz, der Zeus' Lippen verlässt, ist beabsichtigt lustig zu sein (Ähnliches gilt übrigens für Hermes) - man kann sich also ausmalen, wie oft das tatsächlich hinhaut. Gerade wenn man irgendwann so genervt von ihm ist, dass man nicht einmal mehr die guten Gags zu schätzen weiß. Auch tierisch nervig sind die furchtbar gespielten griechischen Akzente (ich spreche in diesem Fall für die englische Sprachausgabe, die ich gespielt habe). Das ist wirklich eine Eigenheit, die ich in solchen Geschichten nie verstanden habe - ganz offenkundig würden die Figuren doch (alt)-griechisch sprechen. Die englische oder deutsche Variante ist also einfach nur eine Übersetzung zum Verständnis der Spielerschaft. Warum muss man den Figuren dann also einen bescheuerten Akzent auf den Leim kleben als hätten sie die Fremdsprache gelernt und würden sich ohne jeglichen Grund darin unterhalten?
Die Geschichte selber ist denkbar flach mit nur wenigen guten Ideen. Im Grunde genommen hat man sich nur einen Katalog von den bekanntesten und unterhaltsamsten Elementen der griechischen Mythologie zusammengestellt und diese dann fast willkürlich in einer sehr lose zusammenhängenden Rahmengeschichte verteilt. Um Aphrodite zu befreien, muss man natürlich den goldenen Streitapfel finden, der damals der Auslöser für den Trojanischen Krieg war, beispielsweise. Cover & Bilder © 2020 Ubisoft Entertainment. All Rights Reserved. Ubisoft and the Ubisoft logo are trademarks of Ubisoft Entertainment in the U.S. and/or other countries. Das Fazit von: LorD Avenger
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