Mafia Trilogy / Definitive Edition
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BEWERTUNG |
26.10.2020 von LorD AvengerDie bekannte GTA-Alternative erscheint als gewaltiges und gehörig aufpoliertes Bundle mitsamt den drei Hauptspielen sowie sämtlichen DLCs...
Mafia: Definitive Edition
2002 erblickte das originale Mafia auf dem PC das Licht der Welt und schaffte es zwei Jahre später noch auf die PS2 und XBox. Angesetzt in den 30er-Jahren einer amerikanischen Großstadt gerät der Taxifahrer Tommy Angelo in die Fänge einer örtlichen Mafiafamilie, in der er sich schnell einlebt. An das Verbundenheitsgefühl und vor allem den gehobenen Lebensstil gewöhnt findet er keinen Weg mehr hinaus und erledigt alle schmutzigen und blutigen Jobs, die ihm auferlegt werden. So schafft er es schnell in die engsten Zirkel der Mafiafamilie aufzusteigen, bis sich das Blatt wendet und sein Überleben nur noch von einem Polizeibeamten abhängt, dem er seine Geschichte erzählt.
Wenn man sich Gameplay-Ausschnitte des originalen Mafia ansieht, wird man sehr nostalgisch daran erinnert, wie Videospiele einst ausgesehen haben. Kantig, eher detailarm und auch an der Farbsättigung will man nach heutigen Standards noch gehörig drehen. Die Entwickler haben das Alles in der Definitive Edition aufs aktuelle Publikum angepasst und treffen den Nagel damit auf den Kopf. Das Spiel sieht großartig aus und überzeugt optisch sowohl während den Zwischensequenzen als auch beim Gameplay. Die Stadt blüht buchstäblich auf mit all ihren Details und dem Leben, das an jeder Hausecke zu merken ist. Als jemand, der erst kürzlich noch die PS3-Version von Mafia II durchgespielt hat, kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass man sich hier noch einmal gehörig mehr Mühe gegeben hat. Die Spielwelt ähnelt rein von der Karte her sehr der des Nachfolgers, überzeugt aber deutlich mehr mit Charme, Leb- und Glaubhaftigkeit. Auch bei der ganzen Geschichte und vor allem den Charakteren trifft man eher ins Schwarze und weiß den Spieler zu fesseln.
Als Manko muss ich leider anmerken - und das ist in meinen Augen auch kein "nur" mehr - dass das Spiel nicht ausreichend für den Konsolenmarkt angepasst wurde. Gerade bei den Schießereien merkt man deutlich, dass einem kein (oder kaum) Auto-Aim zur Hilfe kommt und dass einem das Zielen mit dem Controller immer wieder zum Nachteil ausfällt und man selbst auf der niedrigsten Schwierigkeit so gehörige Probleme bekommt. Ich musste das Spiel leider knapp vor der Hälfte frustriert abbrechen, wo man während einer Mission im Ladebereich eines durchs Gelände holpernden Lasters landet und eine gehörige Anzahl von Kugeln auf das Dachgeschütz eines Verfolgerfahrzeugs feuern muss. Durch das Herumgespringe und das ewige Driften um Kurven grenzt allein diese Passage ohne eine PC-Maus an ein Ding der Unmöglichkeit - oder zumindest an eine der frustrierendsten Videospiel-Passagen, auf die ich seit langer Zeit treffen musste.
Mafia II: Definitive Edition
Der vielleicht bekannteste Teil der Reihe, meiner Meinung nach aber auch der Schwachpunkt in der Trilogie. 2010 erstmals erschienen, erzählt das Spiel die Geschichte von Vito Scaletta, der in den 40er-Jahren aus dem Krieg heimkehrt und von den Schulden seines verstorbenen Vaters heimgesucht wird. Um seine verbliebene Familie vor Kredithaien zu retten, nimmt er Kontakt mit seinem alten Freund Joe auf, der es all die Jahre erfolgreich geschafft hatte, dem Gesetz zu entkommen und mit kriminellen Machenschaften ein komfortables Leben aufzubauen. Joe führt Vito in die Mafiakreise der örtlichen Familien ein und das Spiel erzählt seine Geschichte bis in die 50er-Jahre hinein.
Mafia II war, angesichts seiner Bekanntheit, eine überraschende Enttäuschung. Nicht nur war die Stadt an sich eher lieblos gestaltet (gerade im Vergleich zur aufpolierten Definitive Version des ersten Teils), auch die ganze Geschichte hat mich einfach nicht abgeholt. Vito ist eine ziemlich facettenlose Figur und auch bei seinen Gegenspielern kristallisiert sich niemand heraus, der in irgendeiner Form Interesse weckt oder in Erinnerung bleibt. Joe als bester Freund war noch mein Favorit, doch nicht einmal er konnte mir mit seiner lockeren, humorvollen Art genug ans Herz wachsen, um dem Ausgang der Geschichte den Effekt abzuringen, den sie beabsichtigt hatte.
Auch vom Aufbau des Spiels hat mich hier am meisten genervt. Zum einen missfällt mir der Aufbau der Geschichte. Wie schon im Vorgänger fällt man von einer Story-Mission in die nächste und macht die großflächige Open World damit obsolet. Klar, kann man diese immer noch nach Wunsch erkunden, aber mit diesem zu Grunde gelegten Aufbau ist das vollkommen witzlos. Es gibt zwar Unmengen an Sammelsachen, darunter auch die mittleren Seiten alter Playboy-Hefte, die einem aber neben ein paar Dutzend Möpsen und den Gesichtern des Entwicklerteams absolut nichts bringen. Neben-Missionen gibt es keine. Abgesehen von den damit verbundenen Trophäen / Achievements gibt es für den Spieler also nicht den geringsten Grund die Open World erkunden zu wollen - sie wird nur dafür genutzt, unnötig lange und ermüdende Fahrtwege in den Story-Missionen auszufüllen.
Einige Spielmechaniken sind dabei aber noch viel nerviger und es entzieht sich vollkommen meinem Verständnis, wie irgendwer im Entwickler-Team sie für eine gute Idee halten konnte. Zum einen beginnt fast jede Mission damit, dass Vito Zuhause aufwacht. Bevor er das Haus verlassen kann, muss man dann erst einmal mit ihm zum Kleiderschrank laufen, die Ladezeit abwarten und dann ein Outfit anlegen. Super unnötig! Gerade, wenn man früh in der Mission versagt oder stirbt, es keinen Checkpoint gab (diese sind nämlich eher rar) und man den ganzen Mist dann erneut über sich ergehen lassen muss.
Noch viel schlimmer ist aber die Polizei, die einem für jedes Kinkerlitzchen an den Kragen will. Fährt man zu schnell an einem Streifenwagen vorbei, nimmt dieser sofort die Verfolgung auf. Fürs Zu-Schnell-Fahren! Realismus in Spielen ist ja eine Sache, aber, wenn ich an roten Ampeln halten und lahm durch die langweilige Stadt tuckern möchte, dann kaufe ich mir doch gleich eine Simulation und kein Action-Spiel. Auch, wenn man einen Wagen touchiert, der kein Polizeiwagen ist, sich aber in dessen Nähe befindet, wird man verfolgt. Sehr frustrierend, wenn man die Blaulicht-Verfolger dann erst einmal abhängen muss, bevor man den Missions-Zielmarker anfahren darf.
Mafia III: Definitive Edition
2016 erschien für die noch aktuellen Konsolengenerationen und den PC der dritte Teil der Reihe und versuchte es mit einem völlig neuen Ansatz. Nicht nur verlässt man die an New York oder Chicago orientierte Stadt und zieht um in ein ans südstaatliche New Orleans angelehnte Örtchen, man entfernt sich auch ein wenig vom klassischen Mafia-Gedanken und von der eigenwilligen Spielstruktur.
Lincoln Clay war Teil der Special Forces während des Vietnamkriegs und kehrt Ende der 60er-Jahre zurück in seine Nachbarschaft. Eigentlich wollte er den Besuch nur als Zwischenstopp für sein neues Leben nutzen, doch arge Probleme seines Mentors lassen ihn aufhorchen. Zusammen mit seinen Freunden und alten Bekannten macht er sich auf, um das Geld zu besorgen, dass sein Mentor dem örtlichen Ober-Mafioso Sal Marcano schuldet. Der Einbruch in ein staatliches Hochsicherheitsdepot soll alles wieder richten, doch spielen nicht alle Spieler mit offenen Karten und das Ganze verwandelt sich in einen blutigen Albtraum, dem Lincoln knapp mit dem Leben entkommen kann. Man hat ihn betrogen und seine schwarzen Brüder und Schwestern mit Füßen getreten - etwas, wofür Marcano büßen muss und jeder, der etwas mit ihm zu tun hat.
Mafia III verliert endlich die festgefahrene Story-Struktur und weiß es viel besser seine spannende und abwechslungsreiche Open World zu nutzen. Um an Marcano heranzukommen und ihn möglichst hart zu treffen, muss sich Lincoln nämlich zunächst dessen Capos und Lieutenants vornehmen. Um diese aber überhaupt erst hervorzulocken, müssen ihre unterschiedlichen Geschäfte in der Stadt sabotiert werden. Prostituion, Drogen- und Waffenhandel, Erpressung, Geldwäsche - das volle Programm. Verbündete liefern Lincoln Informationen, die er an verschiedenen Punkten in der Stadt abklappern kann. Ziele umbringen, Lieferungen zerstören, Informanten ausquetschen, Geld stehlen. Richtet man damit genug Schaden an, tritt der für den Stadtteil amtierende Mafioso aus den Schatten und kann in seiner Hochburg entweder kaltgemacht oder ins eigene kriminelle Unternehmen eingebunden werden. Da das Unterfangen alleine unmöglich wäre, bindet Lincoln drei Unterweltbosse ein, die nicht gut auf Marcano zu sprechen sind. Nach Belieben des Spielers kann man unter ihnen die verschiedenen Operationen und Distrikte aufteilen. Vorsicht ist aber auch hier geboten, denn eine unfaire Verteilung kann zu Unmut und Gegenwehr führen. Positive Stimmung hingegen sorgt für diverse Vorteile und Upgrades.
New Bordeaux gefällt mir hervorragend als Schauplatz und bietet, gerade auch mit seinen Sumpfgebieten und den historischen Stadtkernen einen wünschenswerten Kontrast zu der Backsteinmetropole der Vorgänger. Auch die Entscheidung, sich nicht mehr an Goodfellas zu bedienen, sondern die Geschichte der "schwarzen Mafia" zu erzählen war eine positive Überraschung. Speziell im Story-Telling hat der dritte Teil dem Rest der Trilogie es meilenweit voraus. Die Charaktere sind interessant, liebens- oder hassenswert und sind auch nicht schon nach dem Ausschalten der Konsole wieder vergessen - selbst der Protagonist aus Teil II, der hier eine Nebenrolle spendiert bekommt, ist gleich mehr als doppelt so interessant geschrieben wie seine zehn Jahre vorangegangene Version. Die Missionen sind cool und das Erkunden der Spielwelt macht zum einen Spaß, weil sie in den verschiedenen Distrikten sehr abwechslungsreich ist, aber auch, weil Sammelsachen einen tatsächlichen Effekt haben und Vorteile bringen. Leider hat man nur die Funktion aus Mafia I nicht erneut aufgegriffen, mit der man Autofahrten ohne vorgesehene Ereignisse überspringen kann. Diese sind auf Dauer nämlich, gerade im Rahmen der optionalen Nebenmissionen, sehr dröge und nehmen etwas Überhand. Auch die Missionen, mit denen man die Mafiosi hervorlockt, ähneln sich meist sehr stark und ermüden einen spätestens nach der fünfzehnten Stunde doch ein wenig.
Gameplay-technisch ist das Spiel aber auch ansonsten ein klarer Sprung nach vorne. Das Auto-Aim kann nach Belieben eingestellt werden und ermöglicht es Konsolenspielern auch so gut wie gar kein eigenes Zielen mehr vornehmen zu müssen. Das Fahrgefühl mit den coolen 60er-Autos ist dem der Vorgänger ebenfalls überlegen und glücklicherweise ist auch die Polizei nicht mehr so kleinlich, wenn es ums Rasen oder Sachbeschädigung geht. Ganz ohne Nervfaktor geht es aber nicht - wird eine Verfolgungsjagd nämlich mit einer Schießerei verbunden, dauert es lediglich Sekunden bis die eigenen Reifen zerschossen werden und das aktuelle Gefährt nutzlos machen. Das sorgt nicht selten dafür, dass man sein Ziel und somit die Mission verliert oder von seinen Verfolgern überrollt wird. Erst spät im Spiel kann man ein Upgrade freischalten, das die Reifen von eigenen Fahrzeugen kugelsicher macht.
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