Man nehme ein Octagon, füge eine große Menge Kampfsportler hinzu, würze das Ganze mit einer ordentlichen Prise Lizenzen und fertig ist ein brandneues MixedMartialArts Game. Die Sofahelden klettern galant in den Ring und fühlen "UFC Undisputed 3" auf den Zahn ...
Flink wie ein Wiesel tänzelt der durchtrainierte Athlet durch den Ring. Hoch konzentriert fixieren seine Augen den Gegner, während kleine Schweißperlen die fein ausgearbeiteten Muskelpartien zum Glänzen bringen. Obwohl die Zuschauermenge lautstark tobt, herrscht im Inneren des Kämpfers absolute Stille. Sein Kontrahent zögert, der Blick schweift in die Ferne. Binnen Bruchteilen einer Sekunde schätzt der MartialArts-Profi die Situation ab, sammelt seine Kräfte und reagiert sofort. Ein brachialer Schlag trifft das Kinn punktgenau, der Gegner schwankt bedrohlich. Dem Hagel an den folgenden Highkicks steht er chancenlos gegenüber, bis ihn schließlich der finale Kniestoß endgültig zu Boden bringt. Jubel begleitet den stolzen Sieger, der völlig atemlos, aber triumphierend und stolz auf den Besiegten hinabschaut.
Die tolle, reale Atmosphäre von THQs neuster Sportsimulation kann eben beschriebene Szene natürlich nicht so zum Leser transportieren, wie sie tatsächlich ist. Dafür muss man das Spiel schon selbst ausprobiert haben. Die Kombination aus gestochen scharfer Auflösung und extrem realistischen, flüssigen Animationen erwecken den Eindruck, mittendrin statt nur dabei zu sein. Wie schon bei WWE 12 haben die amerikanischen Entwickler nun auch bei UFC Undisputed ordentlich an der Grafikschraube gedreht. Einmarschsequenzen, Gesichtsanimationen und Bewegungsabläufe wirken wie aus einem Guss. Die über 150 verschiedenen Athleten unterscheiden sich sowohl optisch als auch kämpferisch. Lizensierte Sponsorenlogos prangen auf Hosen und Handschuhen, Tattoos und Blessuren zieren die Körper der Kontrahenten, unzählige Feinheiten sind sicht- und spürbar. Ob man geschickt nach allen Regeln des Jiu Jitsu die Kraft des Gegners gegen ihn selbst verwendet, oder lieber etwas brachialer in die Kategorie Kickboxen wechselt, das bleibt jedem Spieler selbst überlassen. Aber egal, welche Art man bevorzugt, der Grad an Realismus bleibt hoch - beim Thema Blut schon fast zu hoch. Bereits nach wenigen Treffern sind Körper und achteckiger Ring rot eingefärbt. Die Altersfreigabe ab 18 Jahren ist somit durchaus gerechtfertigt. Ingesamt hinterlässt UFC einen tollen grafischen Gesamteindruck. Lediglich die Umgebungstexturen sind nicht ganz so perfekt ausgearbeitet, Zuschauer und Fotografen wirken etwas zu statisch und wenig detailliert. Durch das hohe Spieltempo bleibt aber sowieso kaum Zeit, den Blick schweifen zu lassen. Dieser kleine Mangel fällt somit kaum ins grafische Gewicht.
Genretypisch ist die Steuerung recht komplex und umfangreich. Der Controller wird voll ausgeschöpft und so gut wie jede Taste ist mit einer Funktion belegt. Die Analogsticks dienen der Bewegung in Ring und Nahkampf. Die Aktionstasten bewirken leichte Tritte und Schläge, zusammen mit den Schultertasten erfolgen harte Angriffe oder Defensivarbeit. Dabei variieren Zielpunkte am gegnerischen Körper und Angriffskraft je nachdem, welche Kombination man mit den Fingern anwählt. Zudem stehen diverse Kontermöglichkeiten, Haltegriffe und Spezialattacken wie die Submissions zur Verfügung. Letztere ermöglichen durch quicktimeähnliches Tastendrücken Griffe, die den Gegner zur vorzeitigen Aufgabe zwingen können. Wie für eine waschechte Sportsimulation üblich, wird dem Spieler viel controllertechnisches Know-How abverlangt. Der Einstieg in die komplexe Steuerung wird Anfängern durch ein umfangreiches Tutorial und vereinfachter Bewegung im Clinch erleichtert. Trotz dieser Funktion benötigt man aber dennoch ein paar absolvierte Kämpfe, ehe man den Akteur einigermaßen sicher durch den Ring bewegen kann. Ist man schließlich in die Tiefen der Tastenbelegung vorgedrungen, wird man mit temporeichen Fights plus geschmeidiger Steuerung belohnt, die durch eine ausgewogene Mischung aus taktieren und wildem Tastengehämmer zu überzeugen weiß.
Bildergalerie von UFC Undisputed 3 (5 Bilder)
Den aggressiven Touch von UFC unterstreicht der Soundtrack perfekt. Eine Mischung aus Metal und Techno treibt rhythmisch zu mehr Tempo an und bietet ordentlich Lärm für verwöhnte Ohren. Zwar ist die Musik etwas gewöhnungsbedürftig, passt aber einfach zu dem testosteronlastigen Flair dieser Sportsimulation. Die Soundeffekte im Kampf erzeugen gemeinsam mit der authentischen Reaktion des Publikums eine extrem dichte Atmosphäre. Den krönenden Abschluss bilden die engagierten Sprecher, die die Kämpfe moderieren. Die Kommentare von Mike Goldberg ertönen in der englischen Sprachausgabe und werden mit deutschen Untertiteln übersetzt. Auch die Originalmoderatoren Bas Rutten und Stephen Quadros fachsimpeln professionell über Kicks, Punches, Submissions und Co und bringen somit auch Nichtkennern der Serie die Sportart gekonnt näher. Und spätestens, wenn Bruce Buffer zu Beginn der ersten Runde sein berühmtes "It's time!" ins Mikrofon schmettert, weiß auch der Nachbar: Hier wird ein absolut erstklassiger Lizenztitel gezockt!
In Punkto Spieltiefe und Umfang zeigen die Herrschaften von THQ, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Bereits beim kürzlich veröffentlichten WWE 12 hat sich der detaillierte Charaktereditor bewährt, und darf natürlich auch in der MixedMartialArts-Riege nicht fehlen. Vom Aussehen über den bevorzugten Kampfstil bis hin zur Auswahl der Sponsoren und der Einmarschsequenzen oder Siegergesten, darf sich jeder Spieler seinen ganz individuellen Kämpfer erstellen. Manch ein großes Rollenspiel hat weitaus weniger Anpassungsmöglichkeiten als UFC. Mit dem kreierten Charakter oder einem der 150 Kämpfer der Original-Ligen geht es dann über den Karrieremodus zunächst ins Trainingslager, in dem Bewegungsabläufe, Griffe und Aktionen trainiert und vertieft werden, um anschließend die ersten Sparrings zu absolvieren. Dazwischen werden Ausdauer und Kraft durch diverse Minispiele, wie beispielsweise Medizinbälle fangen oder Sandsackboxen, gesteigert. Mit genügend Power und Selbstbewusstsein im Gepäck tritt, schlägt und greift man sich dann schrittweise durch die verschiedenen Ligen und avanciert so vom Amateur zum Profi, dem natürlich bessere Sponsorenverträge und härtere Gegner winken. Sollte der Karrieremodus zu umfangreich werden, stehen neben den anspruchsvollen Arcadekämpfen mit frei wählbaren Schwierigkeitsgraden, oder der makellosen Onlinefunktion, auch der Pride-Modus zur Auswahl. In diesem sind die Regeln extrem gelockert und die Fights deutlich brutaler. Wo in der UFC-Liga beispielsweise Tritte und Schläge gegen am Boden liegende Kontrahenten verboten sind, gehören solche unfairen Aktionen im Pride-Regelwerk quasi zum guten Ton. In Kombination mit der realistischen Grafik und den enthusiastischen Moderatoren vermittelt Undisputed eine stimmige und authentische Atmosphäre, die nur WWE 12 noch übertrumpfen kann. Individuelle Kämpfer-Einmärsche, viele verschiedene Kampfstile und das rasante, flüssige Spieltempo machen Spaß und fesseln Anfänger und Profis gleichermaßen an die Konsole, zumal für jeden Spieler ein angemessener Schwierigkeitsgrad zur Auswahl steht. Abwechslungsreiche und komplexe Kämpfe, anspruchsvoller Karrieremodus mit unzähligen Herausforderungen und originalgetreue MMA-Optik - mit UFC Undisputed 3 erhält man viel Stoff für sein Geld. Die Ladezeiten zwischen den einzelnen Menüs und Kämpfen zehren zwar an den Nerven, haben aber auch eine positive Seite: Man hat wieder eine halbe Minute Zeit, um Luft zu holen.
Wer WWE 12 mag, darf auch hier getrost den virtuellen Mundschutz anlegen und eine eindrucksvolle Sportsimulation mit ansprechender Grafik, tiefgründigen Kämpfen und komplexer Steuerung genießen.
Cover & Bilder © THQ Entertainment / Yukes
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