Auschwitz
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BEWERTUNG |
30.12.2016 von Mario von CzapiewskiNachdem sich Kultregisseur Uwe Boll aus der produzierenden Filmindustrie zurückgezogen hat, erfahren noch einige seiner Filme Erst- bzw. Neuveröffentlichungen. Auschwitz ist einer dieser Filme, welcher sogar bereits kostenlos auf zahlreichen Plattformen im Internet zur Verfügung steht, nun aber trotzdem noch eine Neuauflage in einem hochwertigen Mediabook von Endless Classics und Alive bekommt.
Der Film Auschwitz zeigt einen ganz „normalen“ Arbeitstag in dem gleichnamigen Konzentrationslager zu Zeiten von Hitlers Herrschaft über Deutschland. Besonderes Augenmerk gilt der Internierung und Vergasung einer Gruppe von Juden. Unterbrochen wird der Film von Interviewsequenzen in denen Uwe Boll persönlich deutsche Schüler und Schülerinnen über ihr Wissen bezüglich der Zeit des Nationalsozialismus befragt.
Uwe Boll ist ein Meister der Finanzen. So produzierte er Auschwitz parallel zu einer Videospielproduktion (Bloodrayne - The Third Reich), welche ebenfalls zur Zeit der Nationalsozialisten spielte, wodurch Drehorte und Kulissen doppelt verwendet werden konnten. Auschwitz merkt man den Umstand der „Nebenher-Produktion“ leider an einigen Stellen deutlich an. In vielen Momenten mangelt es Auschwitz an Größe und Dimension. So finden verhältnismäßig wenig Juden in der Gaskammer Platz und auch ihre Panik und Angst kommt längst nicht so überzeugend rüber, wie es diese Thematik und Situation eigentlich beanspruchen würde. Die wenigen überzeugenden Momente bietet Auschwitz in der Darstellung der Mitarbeiter des Konzentrationslagers, die trotz allen Grauens recht leichtfüßig ihrem Alltag nachgehen. Auch schauspielerisch finden sich hier die einzigen Lichtblicke. Grundsätzlich möchte der Film keine klassische Dramaturgie bieten und pendelt durch seine nüchterne Darstellung zwischen Dokumentation und Drama. Dennoch wirkt die ganze szenische Darstellung des Auschwitz-Alltags sehr „Low-Budget“ und oft der Realität nicht wirklich gerecht.
Des Weiteren wird der Film immer wieder durch kurze Interviews mit deutschen Jugendlichen unterbrochen, die über ihr Wissen bezüglich des zweiten Weltkriegs beziehungsweise der Herrschaft Adolf Hitlers befragt werden. Hier soll ganz offensichtlich der Eindruck vermittelt werden, dass kaum bis keinerlei Wissen bei der deutschen Jugend über die Nazizeit vorhanden sei. Dass diese Darstellungsintention so deutlich wird, ist bereits das große Problem dieser Passagen. Die teilweise unfassbar ahnungslosen Antworten, die hier präsentiert werden, sollen schockierend und erschreckend auf den tendenziell informierten oder interessierten Zuschauer wirken. Es wird keinerlei Gegenposition oder Gegengewicht zu den ahnungslosen Antworten geboten, weshalb dieser Teil des Films leider besonders aufgesetzt und inszeniert wirkt, auch wenn dies nicht so intendiert gewesen ist.
So ist Auschwitz eine extrem heruntergebrochene, vereinfachte und reduzierte Darstellung einer der grausamsten Menschenvernichtungsanstalten der Welt, welche vielleicht als Einstieg in eine Beschäftigung mit dieser historischen Thematik akzeptabel ist, aber ansonsten inhaltlich und inszenatorisch eher fragwürdige Umsetzung bietet. (4/10)
Die Mediabook-Veröffentlichung hingegen bietet neben dem Film in guter Qualität und dem deutschen sowie englischen Ton eine sehr umfangreiche Ausstattung. Man bekommt den Film auf Blu-ray und DVD in seiner vollständigen Fassung mit zahlreichen Extras. Neben einem solide geschriebenen Booklet und einer umfangreichen und interessanten Dokumentation finden sich noch Interviews, eine Bildergalerie und Trailer auf den Medienträgern.
Das Fazit von: Mario von Czapiewski
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