Aquaman
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BEWERTUNG |
01.05.2019 von LorD Avenger
Mit Einnahmen von über einer Milliarde US-Dollar ist Aquaman der erfolgreichste Film im DC Extended Universe - es hat sich also gelohnt zu warten, wo die ersten Planungen doch bereits 2004 begannen...
Bevor wir zum eigentlichen Film kommen, möchte ich meiner unregelmäßigen Tradition nachkommen und ein wenig auf den Comicbuch-Charakter Aquaman an sich eingehen. Im November 1941 hatte der Superheld seinen ersten Auftritt in More Fun Comics #73 und entwickelte sich erst in den späteren Jahren zu einem Charakter, dem man seine eigenen Comichefte gönnte. In der Silver Age (1960er) gehörte er dann sogar zu den Gründungsmitgliedern der Justice League. Als er allerdings in der Zeichentrickserie Super Friends eher schwächlich und lächerlich dargestellt wurde, entwickelte er sich zunehmend zur Witzfigur des Comic-Universums, weshalb man ihn in den 90ern neu interpretierte mit ernsthafteren Geschichten, speziell auch hinsichtlich seiner Rolle als König von Atlantis. Auch in der Serie Smallville, die sich mit Clark Kents Jugend beschäftigt, hatte Aquaman einen Auftritt.
Inhalt
Der Leuchtturmwärter Thomas Curry rettet eine merkwürdige, an seinem Steg angespülte und verletzte Frau. Diese entpuppt sich als Atlanna, Prinzessin des Unterwasserkönigreichs von Atlantis. Die beiden verlieben sich ineinander und bekommen einen Sohn, Arthur, der mit der Fähigkeit aufwächst, mit Meerestieren kommunizieren zu können. Doch das Familienglück ist nicht von Dauer und Atlanna wird aus ihrem neuen Leben herausgerissen, um in ihre Heimat zurückzukehren.
Ein Jahr nach den Ereignissen von Justice League beansprucht Arthurs Halbbruder Orm den Thron von Atlantis und will seine Position sogleich nutzen, um die Völker des Meeres zu vereinen und gegen die Menschen aufzubegehren, die seit Jahrzehnten ihre Gewässer verschmutzen. Um dieses Ziel zu erreichen ist ihm jedes Mittel recht... Die Tochter eines mit Orm verbündeten Königs (gespielt vom ehemaligen Punisher Dolph Lundgren) hingegen möchte einen Krieg um jeden Preis verhindern und sucht den an Land lebenden Arthur auf, um ihn zu überreden, seinen rechtmäßigen Anspruch auf den Thron zu erheben. Arthur / Aquaman hat dahingehend allerdings keine Ambitionen, will von Atlantis überhaupt nichts wissen, da das Königshaus seine Mutter auf dem Gewissen haben soll. Er ist zufrieden damit tagsüber Piraten und andere Verbrecher aus dem Verkehr zu ziehen und sich abends in einer alten Fischerspelunke die Kante zu geben. Doch Mera ist hartnäckig und überredet ihn Atlantis zu besuchen, um sich wenigstens anzuhören, was sein alter Lehrer Vulko (Willem "Grüner Goblin" Dafoe) zu sagen hat. Doch König Orm hat seine Augen und Ohren überall und lässt nicht zu, dass sein Halbbruder sich ohne Genehmigung hinter die Tore seiner Stadt schleicht.
Aquaman hat wirklich Eindruck hinterlassen und war ein würdiger Endjahresfilm auf einem Kinoplatz, der sonst Blockbustern wie Herr der Ringe oder Star Wars vorbehalten ist. So unterdurchschnittlich Justice League auch war, so gut hat er aber Aquaman als das sympathischste Mitglied im derzeitigen DC-Kino-Universum vorgestellt - angefangen bei seinem wilden Look mit tätowiertem nacktem Oberkörper und Jeans bis zu dem zündenden Humor, den man im Superhelden-Genre bis dahin nur von MARVEL kannte. Wonder Woman funktionierte hervorragend für sich alleine und Aquaman reiht sich hier problemlos ein. Doch während die starke Amazone in dem für uns sehr greifbaren Zweiten Weltkrieg herumwütete, so kapselt sich Aquaman doch komplett davon ab. Nicht nur lebt er normalerweise in einem völlig abgelegenen Kaff irgendwo in Maine, auch ist die gesamte Unterwasserwelt in und um Atlantis ein in sich geschlossenes Universum für sich. Die Vielfalt an speziell dafür entworfenen Lebewesen, Pflanzen, Techniken und Tieren war wirklich ausgesprochen faszinierend und erinnerte durchaus bereits in ihrer Gründlichkeit und Vielfalt an ein Avatar, bei dem genau solche Elemente bereits viele Jahre vor Realisierung des Projekts entworfen wurden. Auch andere Superheldenfilme, wie Guardians of the Galaxy, Green Lantern oder Thor erschaffen eigene Welten, die der unseren ziemlich fremd sind, doch bei Aquaman hatte ich das erste Mal das Gefühl, das wir wirklich irgendwo vollkommen anders sind - irgendwo, wo Menschen absolut nichts zu suchen haben und wovon sie auch nichts ahnen. Der Film erschafft wirklich eine komplett eigene Kultur mit verschiedenen Stämmen, eigener Politik, eigenen technologischen Errungenschaften (Atlantis wirkt ein wenig wie das Wakanda (Black Panther) von DC) und Lebensweisen, dass es auch hervorragend als eigenständiger Fantasy-Film funktioniert hätte ohne ein wachsendes Superhelden-Kader im Hinterkopf.
Jason Momoa wird für mich zwar immer der "Khal Doggo Style" aus Game of Thrones bleiben, aber er ist die perfekte Besetzung für die Rolle und man schließt ihn augenblicklich beim ersten Grinsen ins Herz. Er ist cool genug, damit die männlichen Zuschauer ihn guten Gewissens akzeptieren und oft genug oben ohne, damit auch den weiblichen Begleitern nicht langweilig wird. Spätestens wenn grimmig aussehende Biker ihn in der Kneipe ansprechen, um ein Selfie zu machen und danach mit ihm zu saufen, muss ihn wohl jeder mögen. An seiner Seite spielt die nicht minder ansehnliche Amber Heard, die mir noch gut durch ihre Rollen in Californication und Drive Angry in Erinnerung geblieben ist und die jetzt wohl endlich ihren Durchbruch in Hollywood verbuchen kann. Hochkaräter Nicole Kidman muss ich wohl niemandem mehr vorstellen, viel witziger sind da doch die Superhelden-Vorbelasteten Patrick Wilson (Watchmen) als Orm, Willem Dafoe (Spider-Man) als Vulko und Dolph Lundgren (Punisher) als König Nereus.
Details des Films
Die Spezialeffekte sind gemessen an der kompletten eigenen Welt, die erschaffen wurde, wirklich großartig - auch wenn es durchaus Szenen gibt, die doch ein wenig künstlicher aussehen als gut für sie wäre. Besonders Spaß gemacht hat das kleine Detail, dass immer, wenn unter Wasser gesprochen wurde, ein unterschwelliges Blubbern mitklang - ich habe zwar noch nie jemanden aus Atlantis getroffen, aber das erschien mir sehr authentisch. Ebenso viel Mühe wie in das Bauen der Welt an sich geflossen ist, hat man zweifelsohne auch in die tollen Kostüme gesteckt, die jedem einzelnen Schauspieler auf den Leib geschneidert schienen.
Das äußerst umfangreiche Bonusmaterial der Heimkinoversion belegt dieses nur. Kein Superheldenfilm auf Blu-ray ist gelungen ohne mindestens eine Stunde Extras und Aquaman hat tatsächlich die besten seit Doctor Strange. In sehr umfangreichen, aufwändig produzierten Videos geht man auf all die Details ein, die beim Erschaffen der Unterwasserwelt, der verschiedenen Völker, ihren Waffen und Fahrzeugen, den Kostümen und den Charakteren selbst von Nöten waren. Es ist faszinierend zu sehen, wie viele Gedanken man in einzelne Aspekte gesteckt hat, die im Film zwar auffallen, über die man sich aber nicht halb so viele Gedanken macht wie Regisseur samt Team. Eine große Portion des Bonusmaterials konzentriert sich natürlich auch auf die neuinterpretierte, weniger lachhafte Version von Aquaman im Vergleich zu den Comics und auf Darsteller Jason Momoa selbst, der so unglaublich sympathisch wirkt und offenkundig auch sich selbst zum gewissen Grad mit diesem Charakter verkörpert. Ein besonderes Highlight: Der hawaiianische Überraschungstanz am Set zu seinem Geburtstag. Cover & Bilder © www.sofahelden.de Das Fazit von: LorD Avenger
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