Concordia ist seit langem in den TOP 100 der besten Brettspiele auf Boardgamegeek, Platz 25, um genau zu sein. Es hat auch bereits 12 Jahre auf dem Buckel und ist damit ein echter Klassiker. Concordia Venus erschien 5 Jahre danach, bereicherte Concordia um ein paar neue Features und liegt aktuell auf Platz 102 (Stand: März 2025). Wir haben Concordia nie gespielt und haben uns nun direkt Concordia Venus zugelegt, denn Venus scheint wohl das „vollständigere“ Spiel zu sein und einfach etwas mehr zu bieten, quasi Concordia plus Erweiterungen. Nun, wie hat uns das friedliche Aufbauspiel im Jahr 2025 gefallen? Zeitlos wie Catan oder doch schon verstaubt? Wir berichten.
Das Material und die Vorbereitung
Concordia Venus kommt in einer großen Spieleschachtel, wegen der großformatigen, zweifach gefalteten Spielpläne. Ansonsten gibt es noch einige Karten und Material aus Holz. Für ein modernes Brettspiel sind die Komponenten nicht sehr hochwertig, trotz der individuell geformten Ressourcen, aber durchaus in Ordnung. Lachen mussten wir wegen des Startspielermarkers, ein Meeple wie man ihn aus Mensch Ärger Dich Nicht kennt. Nur dreimal so groß, orange und aus Holz. Natürlich merkt man Concordia Venus sein Alter an, aber das ist ok. Für einige könnte es altbacken wirken, für andere hat es den ganz besonderen Charme von damals. Aber es muss nicht alles glänzen, was gut ist. Schauen wir uns also mal das Spiel selbst an. Der Spielaufbau dauert nicht sehr lange. Wir beschreiben hier eine Partie „Jeder gegen Jeden“ – eine Team-Variante gibt es aber auch noch.
Zuerst wird sich für eine der vier Spielpläne entschieden. Die Entscheidung ist auch davon abhängig mit wie vielen Personen gespielt werden soll. Die Spielpläne zeigen eine Landkarte mit verschiedenen, farbig markierten Gebieten, den Provinzen. Jede Provinz zeigt zwei bis drei Städte. Alle Städte des Spielplans sind innerhalb eines großen Netzwerks durch Seewege (blau) und Landrouten (braun) miteinander verbunden. Entlang dieser Routen werden die Land- und See-Kolonisten bewegt, um von Stadt zu Stadt zu ziehen und Häuser zu errichten. Jede Stadt auf dem Spielplan zeigt einen Buchstaben (A bis D), der auch auf den Rückseiten der Stadtplättchen zu finden ist. Die Stadtplättchen werden entsprechend der Buchstaben zufällig auf die Städte des Spielplans gelegt. Sie zeigen, welche Ware in der entsprechenden Stadt produziert werden kann.
In Concordia Venus gibt es fünf verschiedene Ressourcen, die nach ihrer Wertigkeit von niedrig nach hoch sortiert werden können: Ziegel, Nahrung, Werkzeug, Wein und Tuch. Die Ressourcen werden als Vorrat neben dem Spielplan bereitgelegt. Auf dem Spielplan gibt es auch Felder für die Bonus-Plättchen jeder Provinz. Um diese zu belegen, wird zunächst für jede Provinz ermittelt, welche Ware in den Städten der Provinz am wertvollsten ist. Der entsprechende Bonusmarker dieser Ware wird dann auf das Feld dieser Provinz gelegt. Der Bonusmarker gibt an, welche Ware man als Bonus erhält, sollte man in dieser Provinz produzieren.
Nun müssen noch die Kaufkarten vorbereitet werden, mit denen man im Spielverlauf sein Aktionskartendeck verbessern kann. Für den Aufbau einer Partie „Jeder gegen Jeden“ (Einzelspiel) werden die 30 Kaufkarten mit einem Säulensymbol auf der Rückseite benötigt. Sie werden nach den römischen Zahlen I bis V in fünf Stapel aufgeteilt und dann alle Stapel aus dem Spiel entfernt, deren römische Zahl größer als die Spielerzahl ist. Die übrigen Stapel werden separat gemischt und dann übereinandergelegt, wobei ganz oben die fünf Karten mit der I liegen. Dieser Stapel wird dann neben dem Spielplan bereitgelegt und die obersten sieben Karten direkt aufgedeckt und offen auf die Kartenauslage gelegt. Die Kartenauslage befindet sich bei einigen Spielplänen direkt auf dem Spielplan, bei anderen muss die beiliegende, separate Kartenauslage verwendet werden.
Zuletzt wird der persönliche Spielerbereich vorbereitet. Jeder Spieler erhält ein Lagerhaus, ein kleines Spieler-Tableau, auf dem Kolonisten und Waren gelagert werden. Jeder Spieler platziert hier 2 Nahrung, 1 Ziegel, 1 Werkzeug, 1 Wein, 1 Tuch, 2 Seekolonisten und 2 Landkolonisten. Auf den Spielplan platziert jeder Spieler ein Zählstein auf die Siegpunkteleiste und jeweils einen Land- sowie Seekolonisten auf das Feld der Hauptstadt, die einzige Stadt ohne Stadtplättchen auf dem Spielplan. Darüber hinaus erhält jeder Spieler 15 Häuser, die im Spielverlauf in Städten gebaut werden können und die 8 (der insgesamt 10) Spielerkarten in Spielerfarbe, die das Säulen-Symbol zeigen. Der Startspieler erhält den Startspielermarker. Der letzte Spieler dafür die Praefectus Magnus Karte. Der Startspieler bekommt 5 Sesterzen, die Währung im Spiel, jeder Spieler danach erhält jeweils eine Sesterze mehr. Die übrigen Sesterzen werden im Vorrat bereitgelegt. Nun kann es losgehen.
Das Spielziel
In Concordia Venus geht es um Siegpunkte, wobei Siegpunkte erst am Spielende gewertet werden. Man erhält Siegpunkte für sieben verschiedene Bedingungen, eine für jeden Aktionskartentyp. Ein interessanter Mechanismus sind die Siegpunktemultiplikatoren. Die Anzahl eines Kartentyps im eigenen Aktionskartendeck gibt vor, wie häufig man für eine bestimmte Voraussetzung Siegpunkte bekommt. Ein Beispiel: Der Kartentyp Mars (orange) gibt für jeden Kolonisten auf dem Spielplan 2 Siegpunkte. Hat man drei Kolonisten, sind das sechs Siegpunkte. Sechs Siegpunkte pro Mars-Karte im eigenen Deck am Spielende. Letztlich bestimmen also die Aktionen auf dem Spielplan und der Kauf von Karten darüber, wie erfolgreich man sein wird. Dafür gibt es Siegpunkte, ganz konkret:
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Vesta: Siegpunkte für Geld + Warenwert übriger Waren dividiert durch 10
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Jupiter: für jede Tempel-Stadt (Ziegel-Städte ausgeschlossen) mit eigenem Haus gibt es 1 Siegpunkt pro Jupiter-Karte
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Saturnus: für jede Provinz mit 1+ eigenen Häusern gibt es 1 Siegpunkt pro Saturnus Karte
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Venus: für jede Provinz mit 2+ eigenen Häusern gibt es 2 Siegpunkte pro Venus Karte
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Mercurius: für jede Warensorte, die der Spieler mit eigenen Häusern produziert gibt es 2 Siegpunkte pro Mercurius Karte
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Mars: für jeden Kolonisten auf dem Spielplan gibt es 2 Siegpunkte pro Mars Karte
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Minerva: für jede Stadt der jeweiligen Sorte mit eigenem Haus gibt es Siegpunkte wie auf der Minerva Karte angegeben
Der Spielablauf
In Concordia Venus führen die Spieler Züge im Uhrzeigersinn aus, bis das Spielende ausgelöst wird. Ein Spielerzug besteht immer aus dem Ausspielen einer Personenkarte und dem Ausführen der damit verbundenen Aktion. Dann ist der nächste Spieler dran. Das Spielende wird ausgelöst, wenn ein Spieler die letzte Personenkarte der Auslage gekauft hat oder alle seine 15 Häuser gebaut hat. Der Spieler, der das Spielende auslöst, erhält als Belohnung die Concordia-Karte, die 7 Siegpunkte wert ist. Alle anderen Spieler haben danach noch genau einen Spielzug. Um den Ablauf in Concordia Venus zu verstehen, muss man sich also ausschließlich die verschiedenen Aktionsmöglichkeiten auf den Personenkarten anschauen.
Die simpelste Personenkarte ist der Tribun. Sie erlaubt es alle zuvor gespielten Personenkarten wieder auf die Hand zu nehmen und so wieder aus dem Vollen schöpfen zu können. Außerdem darf man einen neuen Kolonisten in der Hauptstadt aufstellen, wenn man 1 Nahrung und 1 Werkzeug zahlt. Der Tribun sollte relativ spät gespielt werden, wenn man keine oder nur noch sehr wenige Karten auf der Hand hat, denn man bekommt ab der vierten Personenkarte für jede Karte, die man mit dem Tribun zurück auf die Hand nimmt, auch eine Sesterze als Einkommen.
Mit dem Architekten lassen sich Kolonisten über den Spielplan von Weg zu Weg bewegen und danach an angrenzenden Städten Häuser bauen. Richtig gelesen, Kolonisten bewegen sich nicht von Stadt zu Stadt, sondern bleiben immer zwischen Städten auf Wegen stehen. Die Anzahl der Bewegungsschritte entspricht der Anzahl an Kolonisten auf dem Spielplan. Die Bewegung kann aber frei auf die Kolonisten verteilt werden. Seekolonisten können sich nur entlang blauer Linien, Landkolonisten nur entlang brauner Linien bewegen. Kolonisten können aneinander vorbei bewegt werden, aber nicht auf einem Weg stehenbleiben, auf dem bereits ein anderer Kolonist steht. Nach der Bewegung kann jeder Architekt, unabhängig davon, ob er bewegt wurde oder nicht, in angrenzenden Städten Häuser bauen. Solange man die Kosten zahlen kann, kann man mit zwei Kolonisten also bis zu vier Häuser bauen. Der Häuser-Bau hat unterschiedliche Kosten, je nachdem, was in der Stadt produziert wird, meist 1x Ziegel, 1x diejenige Ressource, die in der jeweiligen Stadt produziert wird und 1 bis 5 Sesterzen. Die genauen Kosten sind auch auf der Übersichtskarte angegeben. Befinden sich bereits n Häuser anderer Spieler in der Stadt, muss das (n+1)-fache an Sesterzen bezahlt werden. Man will also besonders in Städten, die teure Waren produzieren, als erster sein Haus bauen.
Neben Bewegung und Häuserbau ist die Produktion ein wichtiges Spielelement. Dies gelingt mit dem Praefekten. Produziert wird immer in allen Städten einer Provinz. Allerdings gibt es eine Einschränkung: das Bonusplättchen der Provinz darf nicht bereits auf die Rückseite gedreht worden sein, welche ein bis zwei Münzen zeigt. Ist das Bonus-Plättchen der Wunsch-Provinz noch auf der Vorderseite, so produzieren nun alle Städte der Provinz die abgebildete Ware, welche jeder Spieler erhält, der dort ein Haus gebaut hat. Derjenige Spieler, der die Produktion triggert, erhält zusätzlich die Bonus-Ressource, welche auf der Vorderseite des entsprechenden Bonus-Plättchens abgebildet ist. Dann wird das Bonus-Plättchen auf die Rückseite gedreht, um anzuzeigen, dass in dieser Provinz erstmal nicht mehr produziert werden darf. Aber der Praefekt hat eine zweite mögliche Aktion. Statt in einer Provinz zu produzieren, kann man alle auf die Rückseite gedrehten Bonus-Plättchen wieder auf die Vorderseite drehen, um so eine erneute Produktion in allen Provinzen zu ermöglichen. Als Belohnung erhält man für jedes Bonus-Plättchen, das man so zurück auf die Vorderseite gedreht hat, die abgebildete Anzahl an Sesterzen. Das kann sich richtig lohnen.
Eine weitere Möglichkeit zur Produktion bieten die Spezialisten. Es gibt fünf verschiedene Spezialisten in Concordia Venus, einen für jede Ware im Spiel: Maurer, Bauer, Schmied, Winzer und Weber. Spielt man einen solchen Spezialisten, produzieren alle eigenen Häuser in Städten der jeweiligen Warensorte eine Ware, ganz unabhängig davon, ob das Bonus-Plättchen der Provinz auf der Rückseite liegt oder nicht.
Kommt man mittels Produktion nicht an benötigte Waren und kann aktuell auch nicht mit seinen Kolonisten entsprechende Produktions-Städte sichern, bietet der Merkator die Möglichkeit an Waren zu kommen. Zum einen erhält man 3 oder 5 Sesterzen aus der Bank. Zum anderen dürfen 2 Warensorten gehandelt, also in beliebiger Kombination gekauft und verkauft werden, entsprechend dem Warenwert. So lassen sich z.B. drei Wein für 3x 6 Sesterzen verkaufen, um danach zwei Tuch für 2x 7 Sesterzen zu kaufen.
Der Kolonist bietet zwei Optionen. Entweder man platziert einen neuen Kolonisten in die Hauptstadt oder in eine andere Stadt mit eigenem Haus, nachdem man die Kosten (1 Nahrung und 1 Werkzeug) gezahlt hat. Oder man erhält 5 Sesterzen plus 1 Sesterze je eigenem Kolonisten auf dem Spielplan.
Der Senator erlaubt es einem Spieler bis zu zwei Personenkarten aus der Auslage zu kaufen und auf die Hand zu nehmen. Die Kosten setzen sich zusammen aus den im roten Feld der Karte abgedruckten Waren und den Waren, die auf dem Spielplan unterhalb der Karte abgedruckt sind. Mit dieser Aktion erkauft man sich mehr Aktionsmöglichkeiten und baut sich idealerweise sein Deck so zusammen, dass man am Spielende für passende Wertungen hohe Siegpunktemultiplikatoren hat. Nach dem Kauf werden die Karten der Auslage nach links geschoben und von rechts vom Nachziehstapel aufgefüllt. Der Konsul erlaubt den Kauf von nur einer Personenkarte, dafür sind aber nur die Kosten des roten Feldes der entsprechenden Karte fällig.
Dann gibt es noch den Diplomaten und den Magister. Diese Karten erlauben es die Aktion der zuletzt durch einen Gegenspieler oder sich selbst ausgespielten Personenkarte auszuführen.
Im Teamspiel werden einige der oben genannten Personenkarten durch andere ersetzt. Magister, Senator und Konsul werden aus dem Spiel genommen. Dafür kommen Praetor, Prokonsul und Legatus hinzu, welche ähnliche Effekte haben, aber von der Spielmechanik auf das Teamspiel ausgelegt sind.
Jetzt sollten Spielfluss und auch fast alle Regeln klar geworden sein. Es gibt nur einige wenige, weitere Aspekte, die wichtig sind. So ist der persönliche Warenvorrat nicht unbegrenzt. Man darf nur so viele Waren lagern, wie man Platz im eigenen Lagerhaus hat und nicht mehr benötigte Waren dürfen auch nicht einfach so abgeworfen werden, was das Ressourcenmanagement etwas anspruchsvoller gestaltet. Außerdem gibt es noch die Praefectus Magnus Karte. Diese kann jederzeit vom Spieler verwendet werden, der sie aktuell besitzt, um während einer Produktion mit einem Praefekten die Bonus-Ressource zweimal statt nur einmal zu erhalten. Danach muss die Praefectus Magnus Karte an den Sitznachbar weitergegeben werden. Wurde das Spielende ausgelöst, folgt die Abrechnung. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt die Partie Concordia Venus.
Bildergalerie von Concordia Venus (14 Bilder)
Spielmaterial
233 Holzteile
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90 Häuser
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18 Seekolonisten
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18 Landkolonisten
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6 Spielsteine
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100 individuell geformte Warensteine (Ziegel, Nahrung, Werkzeug, Wein, Tuch)
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1 Spielstein für die Reihenfolge
Stanzteile
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6 Lagerhäuser
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24 Bonusmarker
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30 Stadtplättchen
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Münzen (1, 2, 5 und 10 Sesterzen)
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1 Kartenauslage
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1 Praefectus Magnus
220 Spielkarten
(110 in deutscher Sprache und 110 in englischer Sprache)
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102 Personenkarten (60 Spielkarten, je 10 pro Spieler und 42 Kaufkarten in Stapeln I bis V)
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1 Concordia
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1 Praefectus Magnus
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6 Spielerhilfen
Sonstiges Material
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2 Spielpläne: Ionium/Hellas + Imperium/Cyprus
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1 Kartenauslage
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1 Spielregel
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1 Schnelleinstieg
Cover & Bilder © Cover: PD-Verlag / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de
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