Das Domino Komplott
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BEWERTUNG |
01.05.2021 von Dan DeMento
"Glauben Sie wirklich, es wäre ihr Entschluss gewesen, heute diesen Film anzusehen?" Mit diesen Worten beginnt Das Domino Komplott von 1977, der als einer der ersten Verschwörungs-Thriller gilt. Mit Schauspiellegenden wie Gene Hackman und Mickey Rooney ist der Film hervorragend besetzt. Aber macht die Geschichte auch gut 40 Jahre später noch Sinn? Wir haben einen Blick riskiert.
Inhalt:
Roy Tucker (Gene Hackman) ist das Paradebeispiel einer gescheiterten Existenz. Am Vietnamkrieg zerbrochen gerät er auf die schiefe Bahn und landet schließlich wegen Mordes im Gefängnis. Dort erhält er Besuch von dem undurchsichtigen Tagge (Richard Widmark), der ihm ein ungewöhnliches Angebot macht: Er hilft ihm aus dem Gefängnis zu entkommen, seine Frau wiederzusehen und gibt ihm außerdem 200.000 Dollar und ein Haus in Spanien. Das einzige was der versierte Scharfschütze Tucker dafür tun muss, ist eine Person zu töten. Nach einigem Zögern willigt Tucker schließlich ein, besteht aber darauf, seinen Zellenkumpanen Spiventa (Mickey Rooney) mit in die Freiheit zu nehmen. Als dieser kurz nach der Flucht von den mysteriösen Auftraggebern eliminiert wird, schwant Tucker, dass er niemandem vertrauen kann. Und als dann das Attentat anders verläuft als geplant, schweben auch er und seine Frau in akuter Lebensgefahr...
Im Jahr 1977 war Gene Hackman durch Filme wie French Connection und Die Höllenfahrt der Poseidon ganz oben und hatte bereits drei Oscar-Nominierungen in der Tasche. So war er natürlich die erste Wahl für Regisseur Stanley Kramer, der mit Flucht in Ketten und Urteil von Nürnberg längst selbst zur Legende geworden war. Mit Das Domino Komplott verfilmte er als seinen vorletzten Film seinen eigenen Roman. Mit dem Thema von undurchsichtigen Regierungsorganisationen verübter Attentate lockt man heutzutage keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor, Ende der 70er Jahre sah das aber noch ganz anders aus. Das - in Kombination mit recht offener Kritik am Vietnamkrieg - sorgte international für einiges Aufsehen und führte im damals geteilten Deutschland sogar dazu, dass der Film mit zwei in Nuancen unterschiedlichen Synchronfassungen veröffentlicht wurden. Auf der Blu-ray sind übrigens beide Fassungen enthalten, so dass man sich selbst gut ein Bild machen kann.
Doch trotz des zeitlosen Themas und eines großartigen Hauptdarstellers ist Das Domino Komplott leider nicht sehr gut gealtert. So kann man den Figuren ihre Naivität noch bis zu einem gewissen Maße verzeihen, auch wenn es etwas unrealistisch ist, dass ein vom System verratener Kriegsveteran dumm-naiv in eine Falle nach der nächsten stolpert. Das weitaus größere Problem ist, dass eigentlich nichts passiert. Es vergeht allein eine gute halbe Stunde, bis Tucker aus dem Gefängnis flieht. Hier gibt es einen kurzen spannenden Moment, bis klar wird, dass die Flucht quasi unbemerkt blieb und der Film für weitere dreißig Minuten in einem handlungsarmen Wiedersehen mit Tuckers Ehefrau versandet. Und auch das Attentat und sämtliche daraus resultierende Begebenheiten sind so zäh und langsam inszeniert, dass nie auch nur ein Hauch Spannung aufkommt. Zumindest das trostlose Ende unterscheidet sich angenehm vom typischen Hollywood-Einheitsbrei.
Ganz ehrlich, ohne Gene Hackman wäre Das Domino Komplott sang- und klanglos in einer Schublade verschwunden. Hackman trägt den Film quasi alleine, was auch daran liegt, dass ähnliche Kaliber wie Mickey Rooney oder auch Richard Widmark für ein paar müde Dialoge und einen unspektakulären Abgang verheizt werden. Doch auch die großartigste Besetzung hilft nicht über das schwache Drehbuch und die fade Inszenierung hinweg. Lebte der Film vor 44 Jahren noch ein wenig von dem Skandälchen, das er auslöste, fällt es heute schon relativ schwer, bei der Sache zu bleiben.
Wer aber Interesse am Frühwerk von Gene Hackman oder am Spätwerk von Stanley Kramer hat, der ist mit Das Domino Komplott bestens bedient, genau wie Filmnostalgiker und die Bahnhofskino-Gänger von damals. Wirklich schön an dieser Auflage von Koch Films ist, dass sowohl die BRD-, als auch die DDR-Synchronfassung enthalten sind, und das Bonusmaterial sogar einen Vergleich der beiden Fassungen enthält.
Details der Blu-ray:
Bild und Ton wurden gut remastert und sind frei von Störungen, Rauschen und Leiern. Alle Sprachfassungen - in diesem Fall sind es ja drei - kommen solide aus den Boxen, auch wenn man der Produktion ihr Alter natürlich etwas anhört. Das Bonusmaterial ist umfangreich und interessant und mein persönliches kleines Highlight ist die gelbe Blu-ray-Hülle, die schön zum Cover passt und für Abwechslung im Filmregal sorgt.
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: Dan DeMento
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