Der Fuchs

Der Fuchs

Originaltitel: Der Fuchs
Genre: Drama
Regie: Adrian Goiginger
Hauptdarsteller: Simon Morzé
Laufzeit: DVD (117 Min) • BD (122 Min)
Label: Alamode Film
FSK 12

Der Fuchs   28.08.2023 von Dan DeMento

Mit seinem Debüt Die beste aller Welten räumte der Österreicher Adrian Goiginger von der Berlinale bis zum Bayerischen Filmpreis mächtig ab. Jetzt meldet er sich zurück mit dem Historiendrama Der Fuchs, das auf den Kriegserlebnissen seines Urgroßvaters basiert. Wir haben uns den Film angesehen und verraten euch, ob sich die Reise lohnt.
 
Inhalt:
 
Als klar wird, dass die Familie es nicht schaffen wird, den kränklichen jüngsten Sohn Franz über den Winter zu bringen, trifft Josef Streitberger (Karl Markovics) die schwere Entscheidung, ihn einem benachbarten Großbauern in die Knechtschaft zu übergeben. Zehn Jahre später ist Franz (Simon Morzé) volljährig und wird entlassen. Da er seinem Vater noch immer nicht verziehen hat, ist die Rückkehr nach Hause keine Option für ihn. Stattdessen schließt er sich dem Bundesheer an und wird nach dem Anschluss an das Deutsche Reich im Jahr 1938 Motoradkurier der Wehrmacht. Im Wald entdeckt und versorgt er einen verletzten Fuchswelpen und erfährt durch das Tier zum ersten Mal so etwas wie Freundschaft. Gegen alle Widrigkeiten schmuggelt er den Fuchs mit ins besetzte Frankreich.
 
Der Fuchs ist quasi eine One-Man-Show, und das auf die bestmögliche Art und Weise. Obwohl er gespickt ist mit großartigen Nebendarstellern und man schon aus Eis sein müsste, wenn der Auftritt von Karl Markovics (bekannt als Stockinger aus Kommissar Rex oder zuletzt in dem ebenfalls großartigen Was man von hier aus sehen kann zu sehen) einem nicht schon in den ersten zehn Minuten die Tränen entlockt, so ist es doch die Performance von Simon Morzé, die den Zuschauer problemlos über die gut zwei Stunden Laufzeit an den Bildschirm fesselt.
 
Der 27jährige Wiener, der auch schon 2018 in Der Trafikant zu Höchstleistung auflief, spielt die Hauptrolle der Franz Streitberger so ehrlich, nachvollziehbar und ruhig, dass jeder Anflug von Theatralik oder Melodramatik, die die Geschichte per se durchaus hergeben könnte, im Keim erstickt wird. Denn Der Fuchs hätte wirklich auch in die Hosen gehen können. Neben der im deutschen Film gern genutzten Weltkriegsthematik haben wir den - vermeintlich - ungeliebten Sohn aus den Bergen, eine sich anbahnende Romanze im französischen Besatzungsgebiet, tiefe Gefühle und dann auch noch eine Freundschaft mit einem Tier... Ein schlechterer Autor und Regisseur hätte aus diesen Zutaten eine Schmonzette unterste Kajüte fabrizieren können.
 
Dass das nicht passiert ist, sondern im Gegenteil aus Der Fuchs ein Drama geworden ist, dessen Wirkmacht sich auf so vielen verschiedenen Ebenen und teilweise erst auf den zweiten oder dritten Blick entfaltet, hat sicherlich auch mit der Entstehung des Drehbuchs zu tun. Die Geschichte basiert auf den wahren Erlebnissen des Urgroßvaters von Regisseur Adrian Goiginger, die er ihm im Alter von 14 Jahren erzählte. Somit ist klar, dass Goiginger hier die echte Geschichte echter Menschen erzählt, und das merkt man dem Film auch durchgehend an. Die Gräuel des Krieges werden nicht verschwiegen, sondern im Gegenteil teilweise in sehr drastischen Bildern gezeigt, das was den Film aber teilweise so schwer verdaulich macht, hat andere Quellen, und das ist etwas, was Der Fuchs von hunderten ähnlich gearteter Filme positiv abhebt.
 
Natürlich darf auch die titelgebende Rolle hier nicht vergessen werden, denn auch der Fuchs macht seine Sache wirklich großartig. Jeder, der auch nur die leiseste Ahnung hat, wie schwer die Arbeit mit Filmtieren, besonders mit Wildtieren, ist, kann sich vorstellen, wie viel Arbeit, Planung und Vorbereitung für die Umsetzung mancher Szenen nötig waren. Im Bonusmaterial erfährt man glücklicherweise auch einiges über genau diesen Aspekt, weswegen wir hier nicht zu viel erzählen, sondern euch stattdessen das Making Of des Films sehr ans Herz legen wollen.
 
Abschließend bleibt nur zu sagen, dass Der Fuchs seit langem einmal wieder eine deutschsprachige Produktion ist, die von vorne bis hinten überzeugen kann. Weltkriegs-Bombast wie bei Im Westen nichts Neues sucht man hier vergebens, bei diesem Film kommen eher Fans von Filmen wie Ein verborgenes Leben auf ihre Kosten. Doch auch alle anderen machen mit einem Blick auf diese Produktion definitiv nichts verkehrt.
 

Bildergalerie von Der Fuchs (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Der Fuchs sieht sehr gut aus, und Bild und Ton tun es ebenfalls. Von Nächten in Wald bis Sonnenschein an der französischen Küste ist alles sauber, klar und natürlich. Das gewählte historische 4:3 Format mit abgerundeten Ecken ist im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, stört aber im Laufe des Films ins keiner Weise. Der Sound ist gut abgemischt, die Dialoge sind - im Rahmen ihrer teils dialektgeprägten Ausführung - klar verständlich und in kritischen Momenten für ein nördlicheres Publikum auch untertitelt. An Bonusmaterial gibt es einige nicht verwendete Szenen sowie ein interessantes Making Of.


Cover & Bilder © AlamodeFilm. Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Ich habe mich auf Der Fuchs gefreut, hatte aber auch die Sorge, die Freundschaft eines jungen Wehrmachtsoldaten und eines Fuchses könnte schnell ins melodramatische abdriften. Diese Angst war glücklicherweise völlig unbegründet, Der Fuchs ist ein dicht erzähltes, trotzdem ruhiges Drama, das den Krieg zwar als Kulisse, aber nie als Selbstzweck nutzt und in dessen titelgebender Beziehung viel mehr steckt. Und genau das ist es, was den Zuschauer fesselt und auch lange nach Ende des Films noch darüber nachdenken lässt. Klare Empfehlung!


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