Die Eisprinzen

Die Eisprinzen

Originaltitel: Blades of Glory
Genre: Komödie
Regie: Josh Gordon • Will Speck
Hauptdarsteller: Will Ferrell
Laufzeit: DVD (89 Min) • BD (93 Min)
Label: Paramount Home Entertainment
FSK 6

Die Eisprinzen   12.03.2023 von Dan DeMento

Will Ferrell bedarf nun wirklich keiner Vorstellung mehr. Filme wie Buddy - Der Weihnachtself, Anchorman oder Stranger Than Fiction machten den Schauspieler und Comedian zu einer Legende. Ein wenig unter dem Radar lief dagegen die 2007er Komödie Die Eisprinzen, in der er sich die Bühne, respektive Eisfläche mit Napoleon Dynamite Jon Heder teilt. Zu Recht vergessen oder eine neue Sichtung wert? Lest selbst!
 
Inhalt:
 
Jimmy MacElroy (Jon Heder) hat einen raketenhaften Aufstieg hinter sich: Als Waisenjunge vom exzentrischen Millardär Darren MacElroy (William Fichtner) adoptiert und gefördert, wurde er zum Wunderkind des Eiskunstlaufs. Bei den Welt-Winterspielen 2002 in Stockholm gewinnt er schließlich Gold - nur leider nicht allein. Auch Chazz Michael Michaels (Will Ferrell) liefert ab, und erhält xakt die gleiche Punktzahl. Die beiden müssen sich die Spitze des Treppchens teilen, was schließlich in einer Prügelei gipfelt - und im lebenslangen Auschluss der beiden für alle Einzel-Wettkämpfe. Dreieinhalb Jahre später müssen sich die beiden dann aber zusammenraufen, denn Jimmy entdeckt ein Schlupfloch: Auch der Paarlauf ist eine Kategorie bei den Winterspielen, und niemand sagt, dass daran nicht auch zwei Männer teilnehmen dürfen. Doch während sie sich im Einzelwettbewerb nur gegenseitig übertrumpfen konnten, stehen sie hier ganz neuen Gegnern gegenüber: Das Geschwisterpaar Fairchild (Amy Poehler) und Stranz (Will Arnett) Van Waldenberg lässt nichts unversucht, um das Duo vom Eis zu drängen.
 
Machen wir uns nichts vor: Wo Will Ferrell draufsteht, ist in der Regel auch Will Ferrell drin. Von wenigen Ausnahmen abgesehen steht der US-Amerikaner für, sagen wir einmal, nicht gerade tiefschürfende Komödien. Und auf den ersten Blick scheint als Die Eisprinzen in diese Kerbe zu schlagen. Sehr offensichtlich nur um die Idee "Hey, was wäre, wenn zwei Typen als Paar Eiskunstlauf machen?" herumgesponnen und mit dem Erfolgskonzept, Will Ferrell einfach ein bisschen komisch anzuziehen, verfeinert, scheinen wir einen dieser typischen Früh-2000er Streifen vor uns zu haben. Und was gibt dieses Feld nicht alles her: Irrwitzige, hautenge Kostüme, schlechte Musik, Glitzer, Paartanz mit vollstem Körperkontakt, und dazu das Duo Jon Heder und Will Ferrell - ein Schlachtfest für homophobe Comedy!
 
Umso schöner ist, dann zu sehen, dass all dies nicht passiert. Natürlich wird die Vorlage, dass beide Teile des Tanzpaares einen Penis ihr Eigen nennen, nicht gänzlich liegen gelassen, dass aber eher auf eine anatomisch hinderliche und mitunter schmerzbehaftete Art und Weise. Die bekannten "Schwulen-Witze", die zu dieser Zeit (man darf nicht vergessen, der Film ist mittlerweile 16 Jahre alt) doch noch relativ unreflektiert eingestreut wurden, kommen aber so gut wie gar nicht vor, und wenn in eindeutig negativem Kontext. Denn es wird relativ schnell deutlich, dass das Problem, dass die Sportöffentlichkeit mit dem Antritt der beiden im Paarlauf hat, nicht mit ihrem Verhalten oder der Umgehung ihrer Wettkampfsperre zu tun hat, sondern primär damit, dass sie zwei Männer sind. Und das ist ein Subtext, der für diese Art Film recht selten ist (oder war) und ihm ausgesprochen gut tut.
 
Was ihm aber primär gut tut, sind seine beiden Hauptdarsteller. Natürlich haben wir hier unsere Stereotype, Will Ferrell als Macho-Südstaaten-Prolet, der in Leder, mit Cowboyhut und Pyroeffekten aufs Eis geht, ausgewiesener Sexsüchtiger und mittelschwerer Alkoholiker ist - und dagegen den schon rein optisch deutlich feminineren Jon Heder, der zu klassischer Musik im Pfauenkonstüm läuft und einfach nur geliebt werden will. Hier treffen zwei Naturgewalten aufeinander und die Rollenverteilung ist wirklich keine Überraschung mehr. Doch durch die Machart des Films, durch die Kostüme, die Tänze und die Reaktionen der Öffentlichkeit auf die beiden werden diese Stereotype so überzeichnet, dass sie als Parodie extrem gut funktionieren und den beiden Schauspielern den Platz lassen für die Chemie zwischen ihren und die Charakterentwicklung, die die beiden - immer noch im Rahmen einer Komödie, aber trotzdem - durchmachen.
 
Und auch was seine Nebendarsteller betrifft, braucht Die Eisprinzen sich nicht zu schämen. Mit Comedy-Ehepaar Amy Poehler und Will Arnett als grenzwertiges Geschwisterpaar, sowie den beiden Urgesteinen Craig T. Nelson und William Fichtner ist der Film durchgehend großartig besetzt. Eine Überraschung ist auch Jenna Fischer, die man aus The Office (oder als Exfrau von Guardians of the Galaxy-Regisseur James Gunn) kennt, und die als Love-Interest und Opfer ihrer beiden Geschwister ihren Mitstreitern in gemeinsamen Szenen regelmäßig die Show stiehlt. Als i-Tüpfelchen kommen eine ganze Riege echter Eiskunstläufer aufs Eis, von denen Brian Boitano, Sasha Cohen und - wer I, Tonya kennt, kennt auch sie - Nancy Kerrigan die bekanntesten sein dürften.
 
Dass Die Eisprinzen bei aller oberflächlichen Banalität doch immer wieder mit einigen "Feinheiten" aufwartet - die Anführungszeichen rühren daher, dass trotzdem jedem klar sein muss, dass es sich um eine US-Komödie und nicht um eine Arthaus-Satire handelt - trägt aber sicher auch bei, dass der Film von Ben Stiller produziert wurde, der selbst mit den Spät-90er und Früh-2000er Pipi-Kaka-Komödien berühmt wurde, der es aber immer geschafft hat, dabei ein deutlich höheres Niveau zu halten als beispielsweise die Kollegen Adam Sandler oder Vince Vaughn.
 
So bleibt Die Eisprinzen auch 16 Jahre später ein wirklich witziger, dabei aber nicht verletzender und erstaunlich gut gealterter Comedy-Streifen, den man sich problemlos ins Regal stellen kann.
 

Bildergalerie von Die Eisprinzen (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
"Gut gealtert" gilt auch für Bild und Ton. Die 5.1 Abmischung kommt stabil aus den Boxen, und das in der sehr hochwertigen Sychronfassung ebenso wie im O-Ton. Das Bild ist klar, störungsfrei und hat ein sehr angenehmes Filmkorn, dass die Quietschbuntheit der 2000er Komödien - und die in diesem Themengebiet natürlich erst recht vorherrscht - gut in Grenzen hält. Sehr schön ist das wirklich massive Bonusmaterial: Hier bekommen wir Musikvideos, eine Featurette, die in punkto komödiantischem Einsatz ihrer Darsteller fast als eigener Film durchgeht, vielen Interviews, ein Gag Reel, und und und. Auf jeden Fall ansehen!


Cover & Bilder © 2007 DreamWorks LLC. All Rights Reserved.


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Ich muss zugeben - ich hatte ein wenig Sorge. Ich liebe Buddy - Der Weihnachtself, ich liebe die Anchorman-Filme und Stranger Than Fiction ist für mich auf einer Stufe mit der Truman Show. Doch Will Ferrell hat auch oft genug bewiesen, dass man mit seinen Filmen gewaltig ins Klo greifen kann, vor allem, wenn man sie mit einigen Jahren Abstand betrachtet. Selbst Filme, die ich bei Erscheinen gefeiert habe, laden 10-20 Jahre später doch mehr zum Fremdschämen als zum Genuss ein. Gerade Komödien ereilt dieses Schicksal sehr oft und sehr schnell. So war Die Eisprinzen eine schöne Überraschung. Durchgehend temporeich und witzig, mit genug Auf-die-Fresse-Humor für die Zielgruppe, aber genug Subtext, um auch darüber hinaus Spaß zu machen - und einigen sehr bösen Tonya Harding Anspielungen, zehn Jahre, bevor das Thema dank Margot Robbie jedermann erreicht hat. Mit Die Eisprinzen im Filmregal macht man auf jeden Fall keinen Fehler!


Die letzten Artikel des Redakteurs:




Kommentare[X]

[X] schließen