Gewagtes Alibi

Gewagtes Alibi

Originaltitel: Criss Cross
Genre: Film Noir
Regie: Robert Siodmak
Hauptdarsteller: Burt Lancaster
Laufzeit: DVD (82 Min) • BD (84 Min)
Label: Koch Films GmbH
FSK 16

Gewagtes Alibi   24.07.2020 von Dan DeMento

Spätestens seit der Ocean's Eleven-Reihe gilt Steven Soderbergh als der König der modernen Heist-Movies. Eher unbekannt ist sein Film Die Kehrseite der Medaille von 1995, und noch unbekannter ist die Tatsache, dass dieser ein Remake des Films Criss Cross von 1949 ist. Das Original - hierzulande unter dem Titel Gewagtes Alibi erschienen - haben wir für euch genau unter die Lupe genommen.

Inhalt:
 
Wachmann Steve Thompson (Burt Lancaster) hat Los Angeles verlassen, nachdem seine Ehe mit Anna (Yvonne De Carlo) in die Brüche ging. Doch auch in der Ferne ließ die Sehnsucht nach ihr ihn nicht los, weshalb er nach einigen Jahren in seine Heimatstadt zurückkehrt. Leider muss er dort feststellen, dass Anna inzwischen mit dem gewalttätigen Gangsterboss Slim Dundee (Dan Duryea) verheiratet ist. Doch auch das hält die beiden nicht davon ab, sich in eine wilde Affäre zu stürzen. Als sie von Slim erwischt werden, versucht Steve ihrer Haut zu retten, indem er dem Gangster einen gewagten Vorschlag macht: Er will ihm dabei helfen, den von ihm bewachten Geldtransporter zu überfallen.
 
Gewagtes Alibi begrüßt den Zuschauer mit nostalgischem 4:3 Format in Schwarzweiß. Und mit einem überraschend scharfen und kontrastreichen Bild für einen über 70 Jahre alten Film. Obwohl der Streifen in der schillernden Filmografie von Burt Lancaster, der vor allem durch Filme wie Der rote Korsar oder Verdammt in alle Ewigkeit berühmt wurde, eher unterging, wurde sich hier sichtlich Mühe gegeben, das Originalmaterial mit der bestmöglichen Qualität in die neue Generation zu transportieren.
 
Der Film braucht extrem lange, um Fahrt aufzunehmen. Wer aber die recht zähe erste halbe Stunde aushält, wird mit einem ruhigen, aber durchaus spannenden Heist-Movie mit einigen schönen Wendungen belohnt. Gerade der recht laxe Umgang mit Moral, Sexualität und Gewalt ist für die damalige Art der Filmemacherei durchaus überraschend und holt daher auch ein modernes Publikum problemlos ab. Dazu kommt ein äußerst bösartiges Ende, dass die knapp eineinhalb Stunden Film Noir würdigst abschließt. Die Figuren sind bis auf wenige Ausnahmen überzeugend gezeichnet und mit einem - für damalige Verhältnisse - hochkarätigen Cast großartig besetzt. 
 
Neben Burt Lancaster bietet der Film immerhin noch Yvonne De Carlo, die kurz zuvor eine der Hauptrollen im Monumental-Epos Die zehn Gebote innehatte, sowie Dan Duryea, seinerzeit der Filmbösewicht schlechthin. Etwas unangenehm in den Vordergrund spielt sich in einer Tanzszene einer der Statisten, ein gewisser Tony Curtis. Dieser hatte in Gewagtes Alibi seinen ersten Kinoauftritt und wurde aufgrund zahlreicher Fanbriefe, die das Studio „an den schönen Jungen, der mit Yvonne De Carlo tanzte“ erhielt, später zum Star.
 
Doch noch mehr als die Darsteller fällt in Gewagtes Alibi die fantastische Kameraarbeit auf, für die der vierfach Oscarnominierte Österreicher Franz Planer verantwortlich war. So gibt es Kamerafahrten durch enge Flure und tanzende Menschen, über Hausdächer und Perspektiven, die man auch 71 Jahre später noch nicht oft gesehen hat. Das optische Highlight des Films ist aber wohl der Überfall auf den Geldtransporter, wo mit subjektiver Kameraführung, Rauchbomben und Schüssen aus dem Hinterhalt eine Stimmung erzeugt wurde, die sich hinter moderneren Inszenierungen absolut nicht zu verstecken braucht. Bei diesem Film fällt deutlich auf, dass Filme im Jahre 1949 noch nicht die Massenware waren, die sie heute leider teilweise sind, und meistens mit mehr Sorgfalt und Herzblut inszeniert wurde.
 
Alles in Allem ist Gewagtes Alibi ein schöner und spannender Film Noir, der zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist und auf jeden Fall - nicht nur für Nostalgiker - einen Blick wert ist.
 

Bildergalerie von Gewagtes Alibi (4 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Natürlich sieht man dem Film sein Alter teilweise an, trotzdem wurde hier sichtlich Wert auf Qualität beim Transport auf das neue Medium gelegt. Es gibt keine Bildstörungen oder gravierendes Rauschen und auch der Ton kommt sowohl in der Original- als auch in der deutschen Fassung sauber und gut verständlich aus den Boxen. An Bonusmaterial liefert die Scheibe den Originaltrailer sowie zwei Bildergalerien.


Cover & Bilder © Koch Films GmbH


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

 

Gewagtes Alibi ist erstaunlich gut gealtert und macht auch 71 Jahre nach seiner Entstehung noch wirklich Spaß. Die erste halbe Stunde ist zäh, doch wer bis dahin durchhält, wird mit einem großartigen Film Noir belohnt.


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