Hunted - Waldsterben

Hunted - Waldsterben

Originaltitel: Hunted
Genre: Thriller
Regie: Vincent Paronnaud
Hauptdarsteller: Lucie Debay • Arieh Worthalter
Laufzeit: DVD (84 Min) • BD (87 Min)
Label: Pandastorm Pictures
FSK 16

Hunted - Waldsterben   14.05.2021 von MarS

Schon wieder ein Rape-and-Revenge Film? Nein, denn ganz so einfach macht es sich Hunted - Waldsterben dann doch nicht. Wir haben uns die Veröffentlichung von Pandastorm Pictures für Euch angesehen...

 

Inhalt

 

Jeden Tag sieht sich Eve (Lucie Dabay) mit Vorhaltungen ihres Chefs konfrontiert, sie sei bei ihrer Arbeit nicht hart und konsequent genug. Und dann ist da auch noch ihr Ex-Freund, der sie mit Anrufen regelrecht terrorisiert. Um sich abzulenken, entscheidet sich Eve dazu, den Abend in einer Bar zu verbringen, doch auch hier wird sie direkt vom nächsten Ekelpaket bedrängt. Dann mischt sich jedoch ein Fremder (Arieh Worthalter) mit ein, der sich auch noch als sympathischer, charmanter Mann erweist. Kurzerhand beschließt Eve, mit ihm die Bar zu verlassen, und in dessen Auto ein wenig Spaß zu haben. Als jedoch ein zweiter Mann den Wagen betritt, wird Eve schnell klar, dass sie in eine Falle gelockt wurde und kurz davor ist, von den beiden entführt und vergewaltigt zu werden. Nach einem plötzlichen Unfall, verursacht durch einen Streit zwischen den beiden Männern, gelingt Eve die Flucht in das umliegende Waldgebiet, wo sie beschließt, endgültig die Rolle der Gejagten hinter sich zu lassen...

 

Mit dem Einstieg durch ein recht ungewöhnliches Märchen macht Hunted - Waldsterben direkt klar, dass das Folgende nicht unbedingt nach üblichen Mustern verlaufen wird. Zudem setzt der Film damit direkt seine Grundprämisse fest: Männer sind Schweine. Denn in Hunted - Waldsterben ist aufkeimender Feminismus ein treibendes Element, die charakterliche Wandlung der Hauptfigur Dreh- und Angelpunkt, und Männer haben in dieser Welt nur den Zweck, möglichst fies, brutal, dominant und kaltherzig zu sein. Um diese überspitzte Weltanschauung tatsächlich glaubwürdig, beziehungsweise besser gesagt stimmig, in die Handlung zu integrieren, nutzt der Film das eingangs erzählte Märchen, um selbst immer wieder einen regelrecht märchenhaften Charakter zu erschaffen, der sich zum einen in visuellen Finessen zeigt, wie dem Mädchen im roten Mantel im düsteren Wald, zum anderen aber auch an der oftmals sehr überzogenen Charakterdarstellung der Figuren. Gerade letztere sorgt in so manchen Momenten sogar für einen Hauch von Komik, die sich - egal ob nun absichtlich oder unfreiwillig erzeugt - unerwartet gut ins Gesamtgefüge einbindet. Vor allem in der ersten Filmhälfte entsteht durch den ungewöhnlichen Mix aus Rape-and-Revenge Aspekten (der dankenswerterweise auf eine Vergewaltigung komplett verzichtet, sondern diese nur in Aussicht stellt), Survival- und Thriller-Elementen in Verbindung mit dem starken Kontrast zwischen den Figuren ein hervorragender Spannungsbogen, während sich Hunted - Waldsterben durch visuelle Spielereien und seine stark mystisch angehauchte Atmosphäre auf fesselnde Art von üblichen Genremustern abhebt. Obwohl das Ganze jedoch Männern und Frauen klare Rollen zuweist und seine Hauptfigur damit eigentlich in den Mittelpunkt stellen sollte, konzentriert sich das Geschehen im Verlauf immer wieder zu stark auf den männlichen Antagonisten, der zwar zugegeben eine faszinierend bösartige Ausstrahlung hat und diese Szenen mühelos zu tragen weiß, die eigentliche zentrale Figur aber auf diese Weise oftmals stark in den Hintergrund gerückt wird. In diesen Momenten verliert die Erzählung auch die Fähigkeit, unterschwellige Botschaften zwischen den Zeilen aufkeimen zu lassen, die den Zuschauer in den gelungensten Szenen nicht nur intensiver treffen als angenommen, sondern sogar zum Nachdenken anregen. Da Hunted - Waldsterben am Ende dann auch noch in einem recht klassischen Finale gipfelt, verpasst es der Film damit leider, einen nachwirkend andersartigen Akzent im Genre zu setzen, auch wenn das Potential gerade in der ersten Filmhälfte ganz klar dafürsprechen würde. Doch auch so ist der Film ein sehenswerter, da interessant aufgebauter Thriller, der sich zumindest zu Beginn gekonnt von der breiten Masse abhebt und im Verlauf den Zuschauer durch die ein oder andere nette Idee und Überraschung stets bei Laune halten kann. 

 

Bildergalerie von Hunted - Waldsterben (8 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Auch das Bild der Blu-ray bleibt von den visuellen Spielereien der Inszenierung nicht verschont. Die Schärfe ist insgesamt hervorragend, konzentriert sich aber oftmals direkt auf das Geschehen und lässt dabei Außenbereiche etwas schwammiger wirken. Farben neigen dazu, ein wenig zu überstrahlen, während der massive Schwarzwert nicht nur für extrem dunkle Bildbereiche sorgt, sondern damit auch feine Details außerhalb des zentralen Bereichs verschwinden lässt. Dem gegenüber steht eine äußerst dynamische, räumliche Tonspur, die nicht nur dank sauberer Verteilung des Sounddesigns im ganzen Raum für eine tolle Atmosphäre sorgt, sondern das Geschehen mit reichlich Tiefbass perfekt unterstützt. Dass dabei die Dialoge hin und wieder nicht in Gänze verständlich bleiben ist dabei kein Mangel, sondern unterstreicht die natürliche Abmischung des Tons. 



Cover & Bilder © Pandastorm Pictures GmbH


Das Fazit von: MarS

MarS

Hunted - Waldsterben überzeugt vor allem in der ersten Hälfte durch einen hervorragenden Spannungsaufbau und seine fiese Atmosphäre, gepaart mit äußerst interessanten erzählerischen und inszenatorischen Facetten außerhalb gängiger Klischees. Zwar kann der Film dieses Niveau nicht bis ins Finale aufrechterhalten und verliert leider die eigentliche Hauptfigur zugunsten des bemerkenswert unangenehmen Antagonisten immer wieder zu stark aus den Augen, bleibt insgesamt aber dennoch ein absolut sehenswerter, da andersartiger Genrevertreter, der in seinen stärksten Momenten sogar zum Nachdenken anregt. 


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