Das japanische Märchen erzählt die Geschichte eines Jungen, der auf eine Meerjungfrau trifft und sich mit ihr anfreundet. Viele Elemente ähneln dem Studio Ghibli-Film Ponyo – Das große Abenteuer am Meer...

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Nachdem er in Tokio aufgewachsen ist, findet Kai in dem abgelegenen Fischerdorf Hinashi keinen richtigen Anschluss. In sich gekehrt beschreitet er den Schulalltag und arbeitet in seiner Freizeit an Musik auf seinem Computer. Als er eines seiner Stücke online stellt, werden auch seine Klassenkameraden auf das versteckte Talent aufmerksam und überreden ihn ihrer Band beizutreten. Zum Proben fahren die Freunde hinaus auf die sagenumwobene und verlassene Meerjungfraueninsel, wo sie schließlich auch die Meerjungfrau Lu treffen, die von ihrer Musik angezogen wurde. Meerjungfrau an sich wird allerdings nur in der Übersetzung genutzt, denn eigentlich handelt es sich um eine bestimmte Art von Yokai (Fabelwesen aus japanischen Märchen und Legenden, siehe Yo-kai Watch).

Eine der Besonderheiten Lus ist ihre Flossenextremität, die sich beim Hören guter Musik in unaufhörlich tanzende Beine verwandelt, die ansteckend sind. Außerdem kann sie das Meerwasser kontrollieren und hat auch noch einige andere Tricks auf Lager. Obgleich Kai zunächst versucht seine neue Freundin geheim zu halten, bekommt schnell das ganze Dorf Wind von der Sache. Einige ältere Bewohner verfluchen das Meerjungfrauenvolk, weil sie früher einen geliebten Menschen an sie verloren haben, der Stadtrat hingegen möchte die Kreaturen nutzen, um wieder Touristen und damit auch Geld in die Stadt zu bringen. Natürlich verläuft das alles aber nicht glimpflich und ein schwerwiegender Fluch bringt das ganze Dorf in Gefahr.

Lu over the Wall ist ein wirklich wundervolles, fröhliches Märchen, das den Studio Ghibli-Filmen in nichts nachsteht - meiner Meinung nach hat es einigen davon sogar gehörig etwas voraus, da es deutlich kurzweiliger ist und auf die etwas zähen Durststrecken verzichtet, die ich bei Ghibli-Produktionen immer wieder beobachte. Der Regisseur gibt selbst zu, stark von dem Studio und seinen Werken beeinflusst worden zu sein und auch wenn ich Ponyo – Das große Abenteuer am Meer bisher nicht kenne, so haben mich die Nähe zur Natur und einige Charaktere doch stark an Mein Nachbar Totoro erinnert.

Der Film und auch der Protagonist durchlaufen eine gute Entwicklung und wachsen mit der Laufzeit, sodass alles spannend und interessant bleibt. Es gibt jede Menge glaubhafte und schön inszenierte Konflikte, wie z.B. der grimmige Großvater von Kai, der unaufhörlich vor dem Meer warnt und die Geschichte erzählt, wie eine Meerjungfrau seine Frau umgebracht hat und natürlich die Geld witternden Stadtverwalter. Alles wirklich märchenhaft verpackt und gut erzählt.

Bildergalerie von Lu Over The Wall (5 Bilder)

Die knalligen Farben sind in diesem Anime ein absolutes Muss und lassen einen noch weit mehr in die bezaubernde Geschichte eintauchen. Die Stimmen sind gut gewählt und die Musik unterstreicht vollkommen den Fantasy-Charakter. Obgleich die Geschichte und einige Charaktere stark an Studio Ghibli-Filmen erinnern, so hat mich der Zeichen- und Animationsstil augenblicklich an den abgedrehten Night is short, walk on Girl erinnert. Die eher detailarm gezeichneten Charaktere sind unverkennbar und spätestens in den Tanzszenen, in denen die Beine wie Puddingtentakel wild umherschwingen und Nahaufnahmen von mitwippenden Füßen gezeigt werden, merkt man deutlich den Einfluss vom identischen Regisseur. Als Bonusmaterial gibt es auch ein japanisches Interview mit ihm, unterlegt mit deutschen Untertiteln.

Cover & Bilder © 2017 Lu Film partners