Marlowe

Marlowe

Originaltitel: Marlowe
Genre: Film-Noir
Regie: Neil Jordan
Hauptdarsteller: Liam Neeson
Laufzeit: DVD (105 Min) • BD (110 Min)
Label: EuroVideo
FSK 12

Marlowe   11.09.2023 von Dan DeMento

Philip Marlowe - Dieser Name lässt die Augen von Film-Noir-Freunden sofort aufleuchten. Auch wenn Hurphrey Bogart wohl die bekannteste Besetzung des wortkargen Privatdetektivs ist, schlüpften über die Jahre neun Schauspieler in diese Rolle. Der aktuellste ist jetzt Liam Neeson, und dessen Auftritt in dem schlicht Marlowe betitelten Film haben wir uns näher angesehen...
 
Inhalt:
 
Es beginnt, wie es immer beginnt: Privatdetektiv Philip Marlowe (Liam Neeson) sitzt in seinem Büro, als die mysteriöse Blondine Clare Cavendish (Diane Kruger) hereinkommt und ihm einen Auftrag erteilt. Ebendiese vermisst nämlich ihren Liebhaber Nico Petersen (François Arnaud). Marlowe übernimmt den Fall und löst ihn schon Minuten später: Der junge Mann wurde vor einem Nachtclub der Reichen und Schönen überfahren. Dass Petersen sich nicht nur im Bett der schönen Clare aufhielt, sondern diversen einflussreichen Männern Hörnern aufsetzte, schränkt den Kreis der Verdächtigen nicht gerade ein. Außerdem kommen dem Detektiv langsam Zweifel: Ist Petersen wirklich tot? Und was haben Drogenschmuggel, Clares Mutter Dorothy (Jessica Lange) und eine geheimnisvolle Serena mit dem Fall zu tun?
 
Ein grimmig aussehender Mann mit Hut und das Wort Marlowe auf dem Cover - da kann ein eingefleischter Krimifan ja eigentlich gar nicht anders, als zuzugreifen. Dabei ist der simpel betitelte Film gleich in zweierlei Hinsicht eine Mogelpackung. Dass Liam Neeson nicht Humphrey Bogart ist, sollte niemanden überraschen, dass aber auch der dem Film zugrundeliegende Roman Die Blonde mit den schwarzen Augen nicht aus der Feder von Raymond Chandler stammt, sondern erst 2014 - also stolze 55 Jahre nach dem Tod des Autoren - von John Nanville unter dem Pseudonym Benjamin Black verfasst wurde, vielleicht schon eher.
 
Doch auch das schreckt einen wahren Fan nicht ab, und auch dem Film schadet es nicht. Dieser Phil Marlowe ist ein wenig älter, ein wenig resignierter und von seiner Umwelt vielleicht ein wenig belächelter als der kompromisslose Held der 40er Jahre, die Geschichte aber ist spannend, gut geschrieben und bleibt ihren großen Vorbildern treu, ohne zum reinen Klischee zu verkommen.
 
Und auch wenn Liam Neeson in letzter Zeit eher mit wenig dialoglastigen und auch qualitativ recht unterschiedlichen Actionstreifen sein Geld verdient hat, ist er für diese Rolle eine sehr gute Besetzung. Gelegentlich wirkt er ein wenig sehr gelangweilt, was die wenigen und stets extrem kurzen Action-Momente im Kontrast eher unfreiwillig komisch wirken lässt, im Großen und Ganzen macht er seinen Job aber sehr ordentlich. Um bei dem Vergleich zu bleiben ist auch Diane Kruger keine Lauren Bacall, die Rolle als mysteriöse Blondine scheint ihr aber förmlich auf den Leib geschrieben zu sein. Und auch viele bekannte Gesichter in Nebenrollen wie Jessica Lange, Danny Huston oder Colm Meaney halten die teils etwas arg verworrene Story spannend und heben insgesamt die Qualität von Marlowe ein gutes Stück an.
 
Auch die Inszenierung ist solide, man fühlt sich glaubwürdig in das goldene Zeitalter Hollywoods versetzt, ohne dass alles zu gewollt wirkt. Man merkt durchgehend, dass sowohl bei der Romanvorlage als auch bei der filmischen Umsetzung ein großes Augenmerk darauf gelegt wurde, den Vorbildern und deren Fans Respekt zu zollen. Der Streifen hat einige Längen und gerade sein Hauptdarsteller wirkt nicht immer gänzlich motiviert, grundsätzlich ist Marlowe aber ein solider Film-Noir, der zwar sicher niemals den Legendenstatus eines The Big Sleep erreichen wird, aber knappe zwei Stunden nostalgischer Krimiunterhaltung bietet.
 

Bildergalerie von Marlowe (4 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
An Bild und Ton ist nichts auszusetzen, aber auch nichts besonders hervorzuheben. Die Mischung ist klar, verständlich, Actionmomente gibt es zu wenig, als dass sie sich besonders hervortun könnten. Die deutsche Synchronfassung ist hochwertig und - sobald man sich an Liam Neesons neue Stimme gewöhnt hat - mit den bekannten Sprechern besetzt. Als Bonusmaterial gibt es Interviews und Trailer.


Cover & Bilder © EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten. / Photo Credit: Quim Vives


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Marlowe hätte vielleicht noch ein bisschen besser werden können, hätte man einige Längen entfernt und hätten einige Darsteller etwas motivierter gespielt. Er hätte aber auch wesentlich schlechter werden können. Marlowe ist kein unfreiwillig komischer Nostalgie-Trip mit unbeholfenen Onelinern und hilflosen Damen in Not, sondern ein solider Thriller, der aber altbekannte Rezepte und Charaktere bedient. Das Rad wird hier nicht neu erfunden, aber es gibt schlechtere Möglichkeiten, zwei Stunden Zeit zu verbringen.


Die letzten Artikel des Redakteurs:




Kommentare[X]

[X] schließen