Struggling
|
BEWERTUNG |
08.11.2020 von Beef Supreme
Hasst ihr das Leben? Verachtet ihr euch selbst? Zieht ihr nicht mehr genug Leid daraus, Zitronensaft in eure Papierschnitte zwischen den Fingern einzureiben? Dann besorgt euch Struggling. Dieses Machwerk lehrt euch, was wahrer Zorn, unfiltrierter Frust und allumfassende Abscheu bedeutet...
Quell der Qual
Der Einstieg verheißt eigentlich Gutes, es ist die Rede von den Rettern der Menschheit, von Hector und Achilles, die großen Helden aus der griechischen Mythologie. Doch irgendwas lief nicht wie geplant und die Erretter kamen nie. Erst viel später sollten sie inkarnieren. Aber auch hier nicht wie erwartet, sondern als entstellte Arme an einem noch entstellteren siamesischen Kopf mit drei Augen namens Troy. Als fleischgewordenes Verbrechen am guten Geschmack schält man sich aus einem riesigen Inkubationskanister und es vergeht kaum eine Minute, bis das Flehen einsetzt: Wo war Ripley, als wir sie am dringendsten brauchten?
Man übernimmt die Kontrolle über die Arme Hector und Achilles und bewegt sich durch eine groteske Welt voller organischer Zellhaufen und widerwärtig abstoßender Landschaften. Menschen bewegen sich auch hin und wieder durch die schön gezeichneten Gegenden, allerdings dienen sie nur dazu, einen abstrusen Tod zu sterben.
Prinzip der Pein
Die Spielmechanik ist schnell erklärt. Mit dem rechten Stick steuert man den rechten Arm, mit dem linken Stick den linken Arm. Und mit den entsprechenden Triggern wird zugegriffen. Die Fortbewegung erfolgt über physikalisch berechnetes Schwingen, Kriechen und Rollen, immer schön begleitet von den nervenzerreißenden Schreien Troys. Was sich so lapidar liest, bereitet so viel Spaß wie ein leckerer Löffel voll Glasscherben.
Den verachtungswürdigen Zellhaufen durch diese softwaregewordene Hölle zu schleifen, verursacht beinahe schon physische Schmerzen. Ähnlich wie bei Getting Over It versucht man, sich durch Schwingen und Trägheit fortzubewegen, was in offenen Räumen auch noch einigermaßen funktioniert. Doch das Spiel würde nicht Struggling heißen, wenn die Entwickler nicht den Masochisten im Spieler kitzeln wollten. Engstellen, Zeitdruck, fies positionierte Hindernisse und der omnipräsente, überall lauernde Tod sorgen für genau eins: Endlosen Frust. Selten schrie ich meine Switch lauter an.
Das, gepaart mit spärlich verteilten Rücksetzpunkten, erstickt jeglichen Anflug von Spaß schon in der mutationsgeschwängerten Wiege. Jede Freude über eine gerade gemeisterte Stelle wird in Windeseile von der darauffolgenden dreckigen Sequenz ausradiert. Immerhin beweisen die Entwickler Kreativität, was die Abwechslung angeht. Mal muss Troy sich als völlig inkompetenter Kranführer beweisen, mal sich ausgehungerter Ratten erwehren. Ersteres erweist sich zwar als umständlich und unnötig in die Länge gezogen, zweiteres ist ein Verbrechen an der Menschlichkeit.
Sollten sich die Arme mal verkanten, was quasi ständig passiert, da die Bewegung dieser entstellten Fortsätze ein Buch mit Sieben Siegeln ist, können sie auf Knopfdruck abgetrennt werden. Sie wachsen dann recht schnell automatisch wieder in neutraler Position nach. Das funktioniert zum Glück unbegrenzt. Doch sollten die Arme mal nicht rechtzeitig abgesprengt werden, wenn Troy sich mal wieder jeden Knochen im Leib bricht, performed er ein markerschütterndes Geschrei, begleitet von einem enervierend lauten und unangenehmen Vibrieren der JoyCons und endet in der Explosion Troys. Zurück zum ewig weit zurückliegenden Checkpoint. Auch die im weiteren Verlauf hinzukommenden Fähigkeiten, Zeit zu verlangsamen und Arme getrennt von Troy steuern zu können, bringen keine Erleichterung, da das Leveldesign entsprechend angepasst wird, um das Frustlevel konstant am Anschlag zu halten.
Welt des Wahnsinns
Struggling bereitet zumindest technisch kein allzu? großes Leid. Die handgezeichneten Levels bieten wunderschöne Widerwärtigkeiten wie organische Wände voller Augen und andere Abstrusitäten. Die Hintergründe wissen zu gefallen und strotzen vor Detailreichtum.
Hervorzuheben ist die akustische Untermalung. Abgesehen von Troys unaufhörlichem Gebrüll erweist sich die Soundkulisse als fröhlich verspielt und bietet einen passenden Kontrast zur kaputten Welt.
Die Steuerung hingegen ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Krampf. Nach einer Stunde durchs Spiel quälen, hatte ich Schmerzen in den Handballen, was nicht unbedingt für eine flüssige Steuerung spricht. So simpel wie sie sich auf dem Papier liest, so schrecklich ist die Steuerung in der Praxis umgesetzt.
Die Ladezeiten halten sich glücklicherweise recht kurz. Nicht, dass diese Tatsache irgendwas retten würde. Dieser Alptraum Satans ist jenseits aller Hoffnung, doch zumindest hat man nicht lange Zeit, die Konsolenzerstörung zu kontemplieren. Was die Entwickler allerdings geritten hat, das Rumble-Feature derart stressig zu nutzen, kann ich mir nicht erklären. Die Vibrationsfrequenz und -intensität der JoyCons wecken pure Mordlust. Glücklichweise lassen sich Vibration und Schreie ausschalten.
Cover & Bilder © Struggling © 2020 Chasing Rats Games Inc. All rights reserved. Published by Frontier Developments plc. 'Frontier' 'Frontier Foundry' and the Frontier logo are trademarks of Frontier Developments plc. All rights reserved. Nintendo Switch is a trademark of Nintendo. Das Fazit von: Beef Supreme
|
|
Kommentare[X]