The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte

The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte

Originaltitel: The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte
Genre: Abenteuer
Regie: Florian Sigl
Hauptdarsteller: Jack Wolfe
Laufzeit: DVD (119 Min) • BD (124 Min)
Label: Leonine / Tobis
FSK 6

The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte   13.09.2023 von Dan DeMento

Es gibt einige wenige Stoffe, die man mit Fug und Recht als zeitlos bezeichnen darf, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sie in regelmäßigen Abständen neu adaptiert werden. Einer dieser Stoffe feiert in den nächsten bereits seinen 232. Geburtstag, und findet jetzt - mit einem modernen Twist - wieder einmal den Weg in die Heimkinos. Wir haben uns The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte für euch angesehen und sagen euch, ob Mozart einverstanden wäre...
 
Inhalt:
 
Der 17-jährige Tim Walker (Jack Wolfe) hat nur einen Traum: Er will, wie bereits sein Vater vor ihm, das renommierte Mozart-Internat in den österreichischen Alpen besuchen und ein Sänger von Weltklasse werden. Doch der Start ist mehr als holprig, denn durch den Tod seines Vaters massiv aus der Bahn geworfen kommt er erst spät im Schuljahr an die Schule. Er findet in seinem Zimmernachbarn Paolo (Elliot Courtiour) zwar schnell einen Freund, doch von den übrigen Mitschülern schlägt ihm vor allem Missgunst entgegen. Denn Tim kommt gerade noch rechtzeitig für das Vorsingen für eine Aufführung von "Die Zauberflöte" - und natürlich will jeder die Hauptrolle des Prinzen Tamino. Doch dann entdeckt er eines Nachts ein geheimes Portal, das ihn in die Welt der Zauberflöte bringt. Plötzlich muss er Tamino nicht nur spielen, sondern wahrhaftig sein und an der Seite des Vogelfängers Papageno (Iwan Rheon) die schöne Prinzessin Pamina (Asha Banks) aus den Fängen der Königin der Nacht () befreien. Und als wäre das alles nicht schon kompliziert genug, schleicht sich auch noch die Liebe in Tims Leben - in Gestalt seiner Mitschülerin Sophie (Niamh McCormack)...
 
Ein Hauch Mozart, ein Hauch Harry Potter, ein Hauch Coming-of-Age, das Rezept von The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte ist so simpel wie effektiv und die Agenda von Regisseur Florian Sigl ist klar: Der bis jetzt primär in der Werbung aktive Münchner will mit seinem Spielfilm-Erstling die Geschichte und die Musik der Zauberflöte einem neuen, jungen Publikum zugänglich machen. Und man muss sagen, es ist ihm sehr gut gelungen. Wie bei allen kindgerechten Filmen war natürlich auch hier wieder unsere dreiköpfige Kinderjury anwesend und die zeigte sich durchgehend begeistert. Die FSK 6 ist zwar ein wenig weit unten angesetzt, das liegt aber nicht an Schockeffekten - einzig eine Riesenschlange beim ersten Abenteuer im Zauberflötenland könnte ein wenig einschüchtern -, sondern eher daran, dass die Rahmenhandlung sehr von Themen wie Liebe, Verlust und Vertrauen geprägt ist, was den durchschnittlichen Sechsjährigen vermutlich eher langweilt. Die österreichische JMK liegt da mit ihrer Einstufung ab 10 Jahren vermutlich richtiger.
 
Die Handlung der Oper ist gut umgesetzt und der Film nutzt die Einschränkung, dass der Protagonist immer nur für drei Stunden in dieser Welt verweilen darf, geschickt dafür, ihn stets in die Highlight-Momente der Inszenierung zu katapultieren. So schrumpfen die gut drei Stunden Oper auf letztlich etwa knapp ein Drittel, ohne das wichtige Handlungselemente oder Arien verloren gehen. Opernfreunde sollten sich trotzdem nicht zu früh freuen, denn der Fokus lag ganz klar beim schauspielerischen Aspekt, was einige Gesangsdarbietungen - vor allem in der synchronisierten Fassung - sehr durchwachsen macht. Gerade die drei Damen oder Monostatos sind extrem gewöhnungsbedürftig.
 
Als echtes Highlight dagegen stellt sich Iwan Rheon als Papageno heraus. Während die meisten den Waliser vor allem als Ramsay Bolton in Game of Thrones kennen dürften, ist weniger bekannt, dass er auch als Sänger erfahren ist und sogar ein Soloalbum veröffentlicht hat. So liefert er nicht nur schauspielerisch ab und genießt dabei sichtlich die Verrücktheit seiner Figur, sondern macht auch stimmlich - natürlich ebenfalls wieder nur in der englischen Fassung - einen guten Eindruck. Leider er spielt er damit seine Mitakteure, vor allem Hauptdarsteller Jack Wolfe, der leider den ganzen Film über arg blass agiert, locker an die Wand.
 
Das Problem des recht verwirrend gestalteten zweiten Aufzugs der Zauberflöte kann auch The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte nicht ganz kaschieren, gibt aber wirklich sein Bestes, indem es die Handlung wieder mehr auf das Hier und Jetzt fokussiert. Damit bekommt der Zuschauer zwar in dieser Hinsicht ein recht rundes Filmerlebnis, aber ein zwar nicht sehr überraschendes, für die Zielgruppe aber befriedigendes Ende serviert, der Opernteil bleibt dabei aber leider ziemlich auf der Strecke. Das sorgte, wie zum Beispiel im Fall der einfach verschwundenen Königin der Nacht oder der Frage, ob Pamina jetzt auf ewig allein bleiben müsse, weil ihr Tamino ja eigentlich ein Schüler aus England ist, bei unserer Kinderjury zwar für einige Verwirrung, schmälerte den Filmgenuss aber offensichtlich nicht sehr. Und vielleicht führt dieser Umstand ja sogar dazu, dass sich interessierte junge Leute demnächst in das ein oder andere Opernhaus verirren.
 
So bleibt abschließend zu sagen, dass The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte zwar mit einigen kleinen Einschränkungen, aber durchaus als geglücktes Experiment bezeichnet werden darf. Wahre Musikliebhaber werden diesen Film wohl nicht dem Original vorziehen, aber um ein neues Publikum auf 200 Jahre alte Musik aufmerksam zu machen, gibt es sicher schlechtere Mittel.
 

Bildergalerie von The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte (6 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Leider ist das Bild durchgehend sehr verwaschen und erinnert mehr an DVD-Qualität als an HD. Das stört zwar grundsätzlich nicht, verwundert aber bei einer modernen Produktion doch zumindest. Ob dies bewusst eingesetzt wurde, um das stellenweise recht durchwachsene CGI zu kaschieren, lässt sich nur mutmaßen. Der Ton dagegen ist erstklassig und auch innerhalb der Arien hervorragend eingesetzt. Es gab sogar einige Momente, in denen die Kinderjury sich unwillkürlich umdrehte, um die Quelle eines Geräuschs zu entdecken. Die Extras sind angenehm umfangreich ausgefallen und bieten Trailer, Interviews, Bildergalerien und ein Making Of.


Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Jedes Kind, das nicht den gesamten Musikunterricht in der Schule verschlafen hat, kennt Die Zauberflöte und zumindest die Arie der Königin der Nacht dürften die meisten schon mehr schlecht als recht mitgepfiffen haben. Ich freute mich auf eine neue Verfilmung, war aufgrund der etwas Harry Potter anheimelnden Rahmenhandlung aber zumindest skeptisch. Umso mehr hat mich gefreut, dass The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte zwar bestimmt nicht frei von Fehlern ist, aber doch gute zwei Stunden verhältnismäßig niveauvolle und dabei doch kindgerechte Unterhaltung bietet - wenn auch nicht unbedingt ab 6 Jahren. Für Familien mit etwas älteren Kindern ist The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte aber definitiv eine Empfehlung!


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