The Peanut Butter Falcon

The Peanut Butter Falcon

Originaltitel: The Peanut Butter Falcon
Genre: Tragikomödie
Regie: Tyler Nilson • Michael Schwartz
Hauptdarsteller: Shia LaBeouf
Laufzeit: DVD (94 Min) • BD (97 Min)
Label: Leonine
FSK 12

The Peanut Butter Falcon    24.04.2020 von Dan DeMento

Zak hat das Down-Syndrom und flieht aus einem Heim, um Wrestler zu werden. Begleitet wird er von einem halbkriminellen Krabbenfischer und verfolgt von seiner Pflegerin und weiteren kriminellen Krabbenfischern. Ist The Peanut Butter Falcon genau die Art platter Klamauk, den dieser Plot vermittelt oder verbirgt sich hier eine Independent-Perle? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.
 
Inhalt:
 
Zak (Zack Gottsagen) ist 22 Jahre alt, geistig behindert, hat keine Familie mehr und ist deswegen in einem staatlichen Altersheim untergebracht. Ein Zustand, der ihm in seinem Alter verständlicherweise nicht sehr zusagt. Als endlich einer seiner Fluchtversuche gelingt, versteckt er sich - nur mit einer Unterhose bekleidet - auf einem Boot. Dieses gehört Tyler (Shia LaBeouf), einem Krabbenfischer, der mit seinem großen Bruder auch seine Fischlizenz verloren hat und bei seinem ehemaligen Arbeitgeber - im wahrsten Sinne - nur verbrannte Erde hinterlassen hat. Während Zak von seiner Pflegerin Eleanor (Dakota Johnson) gesucht wird, ist Tyler auf der Flucht vor Duncan (John Hawkes), dem Fischer, dessen Ausrüstung er angezündet hat. So macht sich das ungleiche Paar gemeinsam auf die Reise, denn im Gegensatz zu Tyler hat Zak ein klares Ziel: Er will professioneller Wrestler werden.
 
Man kann von Shia LaBeouf privat halten, was man möchte, aber seit er nicht mehr berühmt ist (vgl. hierzu: Berlinale 2014) liefert er eine Independent-Perle nach der anderen ab. Nach American Honey und dem autobiografischen Honey Boy zeigt er jetzt in The Peanut Butter Falcon, dass er fernab aller Skandale und Just Do It! Eskapaden schlicht und einfach ein verdammt guter Schauspieler ist.
 
The Peanut Butter Falcon ist ein unglaublich ehrlicher, schöner, trauriger, lustiger, intelligenter Film, der - trotz seiner absurden Geschichte - in keiner Sekunde konstruiert wirkt. Obwohl seine beiden Hauptcharaktere nicht die hellsten Kerzen auf dem Leuchter sind, macht sich der Film nicht über sie lustig. Ganz im Gegenteil, es wirkt alles wären gerade die beiden, Tyler mit seiner Traurigkeit und Zak mit seiner Naivität, die einzigen normalen Leute in dem Mikrokosmos des ländlichen Louisiana.
 
Der Film ist bis in die winzigste, scheinbar unwichtigste Nebenrolle perfekt besetzt. Das betrifft die vielen unbekannten Darsteller genauso wie die großen Namen, die sich unauffällig ins Gesamtbild mischen. So sehen wir zum Beispiel Bruce Dern (Nebraska, Freaks) als Altenheimbewohner, Jon Bernthal (The Walking Dead, The Punisher) in ein paar Rückblenden als großen Bruder, Spiderman-Bösewicht Thomas Haden Church als den Salt Water Redneck oder auch die WWF-Legende Mick Foley als kleinkriminellen Hinterhof-Ringrichter. 
 
Der Soundtrack, der hauptsächlich aus traditionellen Folksongs besteht, passt perfekt und gibt dem Film noch zusätzliche Seele. Ein kleiner Wermutstropfen ist die deutsche Synchronfassung. Hier kann man den Beteiligten aber fast keinen Vorwurf machen, handwerklich ist alles top und mit David Turba respektive Rubina Nath wurden auch die Stammsprecher von Shia LaBeouf und Dakota Johnson besetzt. Die Hauptrolle spielt aber Zak, und gerade der spielt sie mit einer großen Ernsthaftigkeit und Lebensfreude. Dieses Gefühl schafft der deutsche Sprecher Jonas Sippel leider nicht zu transportieren, obwohl auch er mit dem Down-Syndrom geboren wurde. Hier empfehle ich also ganz klar - noch mehr als ich es sowieso immer tue - die Originalfassung. Dank englischer und deutscher Untertitel ist sie auch für nicht komplett sprachfeste Zuschauer leicht zugänglich.
 
The Peanut Butter Falcon ist ein Film, der fürchterlich in die Hosen hätte gehen können. Einer mit Down-Syndrom, ein Kleinkrimineller, Wrestler, das alles im Hillbilly-Amerika... Das sind eigentlich die Zutaten für fürchterlichen Klamauk. Umso schöner ist es, dass der Film eben genau das nicht ist, sondern ein gefühlvolles, tiefsinniges Roadmovie mit tollen Charakteren. Zach Gottsagen, Dakota Johnson und Shia LaBeouf wirken, als würden sie sich seit Jahren kennen. Und wirft man einen Blick ins Making-Of, erfährt man auch, woran das liegt: Die Regisseure Tyler Nilson und Michael Schwartz lernten Zack Gottsagen bei einem Dokumentarfilm-Dreh kennen und schrieben ihm den gesamten Film quasi auf den Leib. LaBeouf und Johnson waren ebenfalls sehr früh beteiligt und waren am Set schon mehr Familie als Kollegen. Und genau das merkt man in jeder Minute des Films.
 

Bildergalerie von The Peanut Butter Falcon (5 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Das Bild ist sauber und ohne Störungen, knackig scharf und trotz des künstlerisch indizierten leichten Sepia-Tons immer klar und natürlich. Auch der Ton bietet keinerlei Anlass zur Beschwerde, sowohl die deutsche Fassung als auch der O-Ton sind gut abgemischt und immer klar verständlich. Aus den oben genannten Gründen empfehle ich bei diesem Film besonders die Originalfassung. An Extras bietet die Blu-ray ein Mini-Making-Of, eine Bildergalerie sowie Trailer.


Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

 

Ein Film über einen Jungen mit Down-Syndrom, der ein berühmter Wrestler werden möchte, geschrieben für einen Jungen mit Down-Syndrom, der ein berühmter Schauspieler werden möchte. Geht es noch besser? Ich empfehle The Peanut Butter Falcon uneingeschränkt. Ein toller Film!


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