Vita & Virginia - Eine extravagante Liebe

Vita & Virginia - Eine extravagante Liebe

Originaltitel: Vita & Virginia
Genre: Drama • Biografie
Regie: Chanya Button
Hauptdarsteller: Gemma Arterton • Elizabeth Debicki
Label: Koch Films GmbH
FSK 12

Vita & Virginia - Eine extravagante Liebe   14.10.2021 von MarS

Basierend auf der realen Briefkorrespondenz zwischen den Autorinnen Vita Sackville-West und Virgina Wolf entstand im Jahr 1993 das Theaterstück Vita & Virginia aus der Feder von Eileen Atkins. Gemeinsam mit Chanya Button adaptierte Atkins das biografische Stück über die Liebe zweier Frauen als gleichnamiges Filmdrama, welches nun von Koch Films auf DVD und Blu-ray veröffentlicht wurde...

 

Inhalt

 

Anfang der 20er Jahre ist Vita Sackville-West (Gemma Arterton) bereits eine erfolgreiche Schriftstellerin, stößt jedoch durch ihre eigensinnige Sicht auf die Beziehung zwischen Mann und Frau sowie ihre homosexuellen Eskapaden immer wieder in den höchsten Kreisen auf Ablehnung. Allen Regeln zum Trotz, und entgegen den Bitten ihres Mannes Harold Nicolson (Rupert Penry-Jones), der im nächsten Skandal seinen beruflichen Ruin befürchtet, lässt es sich Vita jedoch nicht nehmen, die Schriftstellerin Virginia Woolf (Elizabeth Debicki) kennenzulernen, von deren Unnahbarkeit sie sofort fasziniert ist. Im Verlauf einer intimen und anhaltenden Briefkorrespondenz kommen sich die beiden ungleichen Frauen immer näher, bis Virginia schließlich die in Vita längst ausgeprägte Liebe erwidert. Vor allem trägt die Liebe zwischen Vita und Virginia jedoch Früchte in Form von Inspiration und Leidenschaft für das Schreiben, während das Umfeld der beiden Schriftstellerinnen vor allem die Folgen einer solch skandalösen Beziehung fürchtet...

 

Vita & Virginia ist eigentlich ein recht einfach gestrickter Film über die Liebe zweier Frauen, die zwar aus ähnlichen Verhältnissen stammen, jedoch nicht unterschiedlicher sein könnten. Trotz der grundsätzlich simplen Basis gelingt es der Theateradaption, über die Zeit von knapp zwei Stunden ebenso zu unterhalten, wie auch zu faszinieren, was vor allem daran liegt, dass Vita & Virginia von Gegensätzen geprägt ist, die weit über die charakterlichen Differenzen der beiden starken Frauenpersönlichkeiten hinausgehen und sowohl die Erzählung, als auch die Inszenierung betreffen. Dem öffentlichen Auftreten stehen die Ereignisse hinter den heimischen Türen gegenüber, dem plumpen Weltbild der Masse der literarische und tiefgründige Dialog einiger weniger, der aufkeimenden Liebe der innere Konflikt sowie die Zerbrechlichkeit einer fragilen aber dennoch auf ihre eigene Art leidenschaftlichen Beziehung. Währenddessen steht die opulente, authentische Ausstattung im starken Kontrast zum modernen, elektronischen Score, der das Geschehen begleitet und dem Ganzen eine ganz spezielle, interessante Nuance verleiht. Wer also denkt, eine simple Liebesbeziehung wäre langweilig, der wird mit Vita & Virginia eines Besseren belehrt, denn das Gesamtkonzept weiß nicht nur zu gefallen, sondern verströmt zudem auch eine Atmosphäre, derer man sich nicht entziehen kann - obwohl die Erzählung sehr ruhig und nur gemächlich voranschreitet. Selbstverständlich tragen dazu ebenso die starken Leistungen der beiden Hauptdarstellerinnen bei, die perfekt mit ihren Rollen harmonieren. Gemma Arterton überzeugt hier auf ganzer Linie als nach außen hin stets energiegeladene, offene Lebefrau, die ihre Schmerzen nur in den wenigsten intimen Momenten offenbart. Wahrlich bemerkenswert ist jedoch ihre Partnerin Elizabeth Debicki, deren Interpretation Woolfs absolut glaubwürdig ist und deren charismatische Unnahbarkeit ebenso faszinierend wirkt, wie die spätere emotionale Öffnung. Ohnehin steht die komplexe Entwicklung der Figuren sowie die Abkehr von der zur damaligen Zeit gängigen Rollenverteilung klar im Fokus, was ebenfalls die prägenden Gegensätze innerhalb des Films noch einmal verdeutlicht. Kunst und Liebe - letztere in zahlreichen Variationen und Facetten - stehen hier im Mittelpunkt, während die für ähnliche Dramen obligatorischen Probleme und Eskalationen zugunsten einer auf vielen Ebenen romantischen Annäherung außen vorgelassen werden. 

 

Bildergalerie von Vita & Virginia - Eine extravagante Liebe (4 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Mit einer feinen filmischen Körnung unterstreicht die Blu-ray den authentischen Look des Geschehens, während das Bild im Übrigen sehr scharf und kontraststark wiedergegeben wird. Die Farben wirken passenderweise leicht entsättigt und in Innenraumszenen etwas trüber, bleiben dabei aber durchwegs harmonisch. Akustisch verbleibt die Tonspur gänzlich im Frontbereich, bietet aber dennoch eine ansprechende Abmischung und kraftvolle Ausstrahlung mit stets verständlicher und sauberer Dialogwiedergabe.



Cover & Bilder © Koch Films GmbH


Das Fazit von: MarS

MarS

Vita & Virginia ist ebenso ein unterhaltsames Liebesdrama, wie faszinierendes Zeitportrait zweier starker Frauenpersönlichkeiten. Stilistisch durchaus interessant inszeniert bietet der Film einen biografischen Einblick in eine Welt voller Gegensätze, aber auch in eine literarisch geprägte Welt, die sich nicht nur durch die bemerkenswerten Figuren beinahe wie ein Märchen anfühlt. Romantisch, emotional, authentisch, und dennoch wie aus einer anderen Welt - Vita & Virginia ist nicht nur für Freunde ungewöhnlicher, ein wenig tragischer Liebesgeschichten auf jeden Fall sehenswert.


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