Wildland
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BEWERTUNG |
04.07.2021 von MarSMuss man es einfach hinnehmen, wenn man in einer dysfunktionalen, kaputten Familie lebt? Oder kann beziehungsweise darf man der Familie den Rücken kehren, um eigene Wege zu gehen? Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigt sich das dänische Drama Wildland - Die Familie kommt immer zuerst...
Inhalt
Nach dem Tod ihrer Mutter durch einen schweren Verkehrsunfall, bei dem auch sie selbst verletzt wurde, landet die 17-jährige Ida (Sandra Guldberg Kampp) in der Familie ihrer Tante Bodil (Sidse Babett Knudsen). Nach einer ersten herzlichen Begrüßung stellt Ida fest, dass Bodil und ihre Söhne in kriminelle Machenschaften verwickelt sind, und als Familie den Ort fest im Griff haben. Nach anfänglicher Skepsis lässt sich Ida ebenfalls auf das Familiengeschäft ein, bis es eines Tages zu einem tragischen Zwischenfall kommt. Nun muss sich Ida entscheiden, ob sie auch in einer Extremsituation zu ihrer Familie steht, oder sie ihrem eigenen Impuls folgen soll, das Richtige zu tun...
Es läge eigentlich eine Menge Potential im Langfilmdebüt der dänischen Regisseurin Jeanette Nordahl. Da wird ein junges Mädchen nach einer ohnehin bereits schwierigen Kindheit dazu gezwungen, bei ihrer kriminellen Verwandtschaft zu leben, und sich dementsprechend zwischen ihrer Familie und dem zu entscheiden, was eigentlich richtig wäre. Dieser innere Konflikt ist eigentlich das treibende Element in Wildland - Die Familie kommt immer zuerst, wird aber nie wirklich glaubwürdig oder gar nachvollziehbar ausgearbeitet. Ein kritischer Blick hier, ein kurzer Besuch beim Jugendamt da, letztendlich ist aber doch stets Blut dicker als Wasser und die Aktionen der Hauptfigur teilweise völlig absurd beziehungsweise unglaubwürdig. Diese oberflächliche und schräge Sicht auf die gegebene Konfliktsituation raubt der Handlung im Verlauf jegliche Spannung, macht das Geschehen eher seltsam als packend. Hilfreich sind da weder die plump zur Schau getragenen Sitten innerhalb der Familie, noch die Glaubwürdigkeit der gesamten Inszenierung. In Wildland - Die Familie kommt immer zuerst muss man einfach damit leben, dass das Jugendamt offensichtlich kein Problem damit hat, ihren Schützling in eine bekanntermaßen "kritische" Familie zu stecken, die einen kompletten Ort ausnutzt und erpresst, ohne dass die Polizei jemals eingreifen würde. Dazu kommt, dass die Figuren einfach viel zu simpel und stümperhaft charakterisiert sind, als dass man ihnen abnehmen würde, dass sie hier eine Art "Hinterhof-Mafia" am Laufen halten könnten. Blickt man ein wenig zwischen die Zeilen, dann tauchen hier und da zwar Themen wie fehlende Perspektiven im Leben und ein schwieriger Umgang mit einer zerrissenen Familienkonstellation auf, den Stellenwert, den diese Aspekte allerdings benötigen würden, erhalten sie zu keinem Zeitpunkt. So wirkt Wildland - Die Familie kommt immer zuerst am Ende trotz der kurzen Laufzeit von unter 90 Minuten nicht nur sehr zäh, sondern über weite Strecken auch regelrecht langweilig. Kleinere Eskalationen und ein Finale, im dem sich die Ereignisse ein wenig stärker überschlagen, schaffen da nur noch wenig Abhilfe.
Details der Blu-ray
Das Bild der Blu-ray ist insgesamt recht ordentlich ausgefallen. Eine sehr gute Schärfe sowie ein vor allem in Nahaufnahmen ausgeprägter Detailgrad sorgen für schönes HD-Feeling, die etwas entsättigte aber natürliche Farbgebung unterstreicht den trostlosen Look des Geschehens. Der Kontrast ist allerdings etwas zu schwach eingestellt, was sich auch am nicht immer perfekten Schwarzwert bemerkbar macht. Hin und wieder neigen dunkle Bildbereiche zu stärkerem Rauschen, ansonsten bewegen sich Korn und leichtes Hintergrundrauschen im akzeptablen Bereich. Die Tonspur ist grundsätzlich eher frontlastig und dialogorientiert abgemischt, öffnet sich aber bei entsprechendem Geschehen auch einmal weiter in den Raum. Szenen in Diskotheken zeigen sich sehr räumlich und kraftvoll, wobei dann auch die Bassbox druckvoll zum Einsatz kommt. Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: MarS
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