Nach Ägypten geht es für Assassin's Creed Odyssey jetzt ins antike Griechenland, um dort der Vorgeschichte der legendären Bruderschaft auf den Zahn zu fühlen. Wie es unserer Redakteurin ergangen ist, lest Ihr hier...
Es war einmal...
...vor langer Zeit im alten Griechenland, genauer gesagt in der Ära des Peloponnesischen Krieges 431 vor unserer Zeit. Der attische Seebund liefert sich unerbittliche Schlachten mit Sparta, während ein einst von seiner Familie verstoßener und zum Tode verurteilter Söldner durch die griechische Landschaft zieht. Als Nachkomme des großen Königs Leonidas I., der sich einst mit seinen berüchtigten 300 Kriegern gegen ein Heer persischer Invasoren stellte, trägt er (oder sie, je nach Vorliebe) viele Fragen mit sich herum. Was ist Familie? Woher stamme ich wirklich? Welche Geheimnisse stecken hinter all den Schlachten und Mythen? Und warum zur Hölle kann ein spartanischer Baum von einem Mann, der an den olympischen Spielen teilnehmen will, nicht schwimmen?
Assassin's Creed Odyssey steckt wie immer voller Überraschungen, Humor und jeder Menge Action, verpackt in einer hübschen Hülle mit deutlichen Entwicklungsschritten in eine Richtung abseits der bekannten Serienpfade. Was Euch in Sachen Story, Spielmechanik und Umfang erwartet, darf sich getrost als Meilenstein in der Assassinen-Historie bezeichnen. Doch seht selbst...
Steuerung und Sound: hier geht es alles andere als spartanisch zu!
Nach Assassin's Creed Origins setzt Ubisoft im neuesten Serienteil erneut auf ein ausgewogenes, intuitives Steuerungskonzept. Durch ein kurzes, aber nützliches Tutorial, welches zugleich den Prolog der Geschichte bildet, findet man sich schnell zurecht auf dem voll ausgelasteten Controller. Das eingängige Kampfsystem, welches aus schweren, leichten und defensiven Manövern besteht, geht schnell in Fleisch und Blut über und auch die butterweiche Bewegungssteuerung mit ihren vielen Parkour-Elementen ist schnell verinnerlicht. Das Alter Ego reagiert dabei umgehend auf die Eingabebefehle, weicht via Analogstick in die gewünschte Richtung aus und behält dank dynamischer Kamera stets das Geschehen im Auge. Die Zeiten, in denen die Assassinen an kleinen Hindernissen scheitern oder den Kletterdienst verweigern, sind in Assassin's Creed Odyssey endgültig vorbei.
Auch akustisch kann der elfte Hauptteil von Ubisofts Meuchler-Serie auf ganzer Linie überzeugen. Die englische Tonspur glänzt mit ambitionierten Sprechern, die mit ihrem griechischen Akzent enorm viel Authentizität versprühen. Wer die Dialoge in einer anderen Sprache genießen will, der muss sich zunächst das jeweilige Paket separat herunterladen - die rund zwei Gigabyte große Datei lohnt sich aber, auch wenn die deutsche Version gänzlich ohne Kolorit auskommen muss. Allerdings ertönen Unterhaltungen der redsamen Bevölkerung gelegentlich in Altgriechisch, was in Kombination mit den atmosphärischen Umgebungsgeräuschen der virtuellen Welt für unheimlichen Tiefgang sorgt. Gekrönt wird die akustische Inszenierung durch einen sehr gelungenen, zum Setting passenden Soundtrack, der sich vom Startmenü bis zum Abspann perfekt ins Geschehen integriert.
Grafik, Gameplay und Umfang: gut, besser, Assassin's Creed Odyssey
Optisch knüpft Assassin's Creed Odyssey nahtlos an die hervorragende Qualität der Vertonung an. Auf den High-End-Konsolen PlayStation 4 Pro und Xbox One X (den passenden TV vorausgesetzt) erstrahlt die 130 Quadratkilometer große offene Welt in vollster HDR-Pracht mit einer natürlichen Farbpalette und sauberen Texturen. Egal ob Wasser-, Lebewesen- oder Umgebungsanimation, die Liebe zum Detail ist nicht zu übersehen. Die sieben Biome der vielfältigen griechischen Landschaft erhalten durch einen dynamischen Tag-Nacht-Zyklus, zahllose Wettereffekte und grandiose Beleuchtungsvariationen einen optischen Anstrich, der auch nach vielen Stunden Spielzeit noch immer für Staunen sorgt. Nicht selten stockt einem angesichts der enormen Weitsicht, den wunderschönen Sonnenaufgängen und den lebendigen, extrem detaillierten Städten der Atem.
Neben der atmosphärischen Spielwelt stellt sich aber auch die Spielmechanik aufs imaginäre Siegerpodest, denn hier winken Abwechslung, Herausforderung und Spielspaß höchster Stufe. Während Ihr Euch wahlweise fest in die Haut von Alexios oder Kassandra begebt, um der rund 45 bis 50 Stunden langen Kampagne zu folgen und dabei je nach Bedarf auch ohne Markierungen und Hilfestellungen im Entdeckermodus die Vorgeschichte zur Entstehung des Assassinenordens zu erleben, dürft Ihr Eurem ganz eigenen Spielstil frönen. Wer gerne heimlich und taktisch vorgehen möchte, der greift auf Bogen, Attentate und Adler Ikaros als fliegende Drohne zurück. Wer hingegen wie die sprichwörtliche Axt im Walde vorgehen und mit viel Aufsehen für Ordnung im virtuellen Griechenland sorgen möchte, der darf mit zahllosen schweren Keulen, Stäben und Co hantieren. Knackige Kämpfe mit auf den höheren der jederzeit wechselbaren Schwierigkeitsgraden anspruchsvollen Gegnern erfordern dabei sowohl zu Lande, als auch zu Wasser an Bord der aufrüstbaren Adrasteia einen sorgsamen Umgang mit den vielen neuen Fertigkeiten, die dem gewählten Alter Ego zur Verfügung stehen. Mit fortschreitendem Spielverlauf sammelt Ihr Erfahrungspunkte, die Ihr in einen cleveren Fertigkeitenbaum investieren dürft, um somit Zugriff auf die drei Äste Krieger, Jäger und Attentäter zu erhalten, welche nicht nur auf den imposanten Schlachtfeldern nützlich sind. Diese bieten Euch bis zu acht individuelle Fähigkeiten im Nah- und Fernkampf, die Ihr mit gefüllter Adrenalinleiste einsetzen könnt. Per Schildbrecher, Flächenpfeilen oder Ketten-Attentaten beispielsweise meuchelt es sich so sehr intuitiv und effektiv durch die Reihen der Athener, Spartaner oder Banditen. Diesbezüglich lässt Euch Assassin's Creed Odyssey nämlich enorm viele Freiheiten, sodass Ihr Euch fast jederzeit auf die Seite Eurer Wahl schlagen dürft - die Konsequenzen sind zwar überschaubar, aber dennoch vorhanden. Mit Alexios oder Kassandra, die sich lediglich im Aussehen unterscheiden, bestreitet Ihr so eine umfangreiche Hauptkampagne, in der Ihr Euch auf die Jagd nach den 44 Mitgliedern des Kults des Kosmos macht. Als Vorgänger der Templer ziehen diese im Hintergrund die Fäden, manipulieren die Bevölkerung und Politik und streben absolute Macht an. Um die maskierten Damen und Herren aufzuspüren, müsst Ihr unzählige Hinweise in diversen spannenden Missionen sammeln, Festungen infiltrieren und Euch gegen Soldaten oder auch andere Söldner inklusive Arenakämpfen behaupten. Diese machen Jagd auf Euch, sobald ein Kopfgeld ausgesetzt wurde - wer fremdes Eigentum stiehlt, beobachtet Morde begeht oder die Truppen der Gegner ärgert, muss mit den ziemlich hartnäckigen Söldnern rechnen. Gut, dass Ihr stets Zugriff auf eine große Auswahl an Waffen, Rüstungen und Pfeilen habt, die sich je nach Bedarf beim nächsten Händler verbessern oder verkaufen lassen.
Bildergalerie von Assassin's Creed Odyssey (8 Bilder)
Mit Loot wird nicht gegeizt, sodass Ihr stets gut gewappnet seid für die mit Eurem Level skalierenden Gegner, die Ihr überall auf der 130 Quadratkilometern großen Karte finden könnt. Unzählige, zum Teil originalgetreue Sehenswürdigkeiten wie das Orakel von Delphi, Athen mit seiner Akropolis oder der Palast von Knossos laden zu Erkundungstouren ein und bergen wie viele Nebenmissionen die ein oder andere Überraschung. Wer geheimnisvolle Ruinen, wunderschöne Unterwasserwelten oder mystische Kreaturen wie den Minotaurus oder Medusa entdecken möchte, sollte stets die Augen nach den typischen Quest- und Ortsmarkern offenhalten. Neben zahllosen witzigen, tragischen oder auch unglaublichen Geschichten lernt Ihr hier auch die VIPs der Antike kennen. Sokrates und Hippokrates bitten Euch um Hilfe, während Perikles mit demokratischer Hand regiert und auch Pythagoras, dessen Lehren noch heute unzählige Schüler verzweifeln lassen, spielt eine wichtige Rolle in Ubisofts bisher umfangreichsten Geschichtsunterricht. Dementsprechend solltet Ihr Euch keine Unterhaltung entgehen lassen und stets in Kontakt mit den Bewohnern Griechenlands treten, immerhin könnte an jeder Ecke eine lukrative Mission auf Euch warten. Doch seid gewarnt: manch Antwort in einem der vielen Dialoge sollte gut bedacht sein, denn viele Eurer Entscheidungen haben weitreichende Konsequenzen, die sich erst viel später im Spielverlauf bemerkbar machen. Gut, dass Euch Bootsmann Barnabas an Bord der anpassbaren Adrasteia stets mit Rat und Tat (und gelegentlicher Häme) und auch Pferd Phobos stets als vierbeiniger Fluchtkumpane zur Seite stehen. So vergeht die Zeit, die Ihr mit all den Erkundungstouren, Nebenaufgaben, Sammelstücken und Geheimnissen verbringt wie im Flug, sodass schnell mehr als 120 weitere Spielstunden auf das virtuelle Konto des reinen Solo-Abenteuers wandern. Zukünftig werden kostenlose Events sowie Story-DLCs folgen, Inhaber des Season-Passes dürfen sich zusätzlich über zwei große Erweiterungen sowie Assassin's Creed III in der Remastered-Version mit HDR-Support freuen
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