Der Graf von Monte Christo - Vol. 01
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BEWERTUNG |
08.08.2021 von MarSDer Graf von Monte Christo von Alexandre Dumas zählt bis heute zu den berühmtesten Werken der französischen Literatur und wurde in der Vergangenheit bereits zahlreiche Male verfilmt. Mit Gankutsuou veröffentlicht Koch Films / KSM Anime nun eine der wohl ungewöhnlichsten Adaptionen des Stoffs...
Inhalt
Albert de Morcerf und Franz d´Epinay sind zwei junge Adlige aus Paris, die sich im Jahr 5053 auf einer Reise durch die Galaxie befinden, um sich ein letztes Mal Zerstreuung zu suchen, bevor sie die von ihren Eltern arrangierten Ehen eingehen. Während des Karnevals auf Luna lernen die beiden den mysteriösen Grafen von Monte Christo kennen, einen ebenso reichen wie charmanten und kultivierten, aber auch undurchsichtigen Lebemann. Albert ist sofort fasziniert vom Grafen, und lädt ihn schließlich zu einem Besuch in Paris ein, obwohl Franz dem unbekannten Mann sehr misstrauisch gegenübersteht. Beim gemeinsamen Diner mit Alberts Eltern scheinen unheimliche Spannungen in der Luft zu liegen, und in dem jungen Mann wächst der Gedanke heran, dass der Graf von Monte Christo vielleicht gar kein Unbekannter ist, und sogar eine Verbindung zu seiner Familie haben könnte...
Einen Klassiker der Weltliteratur als Animeserie zu adaptieren, das ist schon eine Herausforderung. Die Geschichte dann auch noch in ein völlig neues Setting zu verlegen, und dabei dennoch der Vorlage gerecht zu werden, macht das Ganze nicht unbedingt einfacher. Regisseur Mahiro Maeda, der dieses Projekt schon lange Zeit umzusetzen versuchte, bevor die Serie im Jahr 2004 tatsächlich endlich realisiert werden konnte, hat diese Herausforderung mit Bravour gemeistert.
Anstatt sich nämlich den üblichen Anime-Klischees und banalen Mustern hinzugeben, lässt sich Der Graf von Monte Christo - Gankutsuou sehr viel Zeit, um seine Geschichte aufzubauen, die Handlung zu entwickeln und die Charaktere auszuarbeiten. Doch auch wenn die Erzählung dadurch sehr gemächlich und meist ruhig voranschreitet, zieht einen die Inszenierung unweigerlich in ihren Bann. Die erschaffene Atmosphäre trägt dazu ebenso bei, wie das gelungene Zusammenspiel zwischen historischen Grundelementen und Science-Fiction, allem voran aber letztendlich das Mysterium um die Geheimnisse des Grafen. Nicht nur diese werden dabei erst nach und nach offenbart, sondern auch die komplexe, vielschichtige und sehr verschachtelte Handlung fügt sich erst mit der Zeit zu einem größeren Ganzen zusammen. Exzellent ist dabei die Entscheidung, die Ereignisse zum Großteil aus der Sicht des jungen Adligen Albert zu erzählen, und damit der Erzählung eine von der literarischen Grundlage gänzlich abweichende Dynamik beziehungsweise Sichtweise zu ermöglichen. Ohnehin erfordert Der Graf von Monte Christo - Gankutsuou wesentlich mehr Aufmerksamkeit, als man es von ähnlichen Animeserien gewohnt ist, um die Handlung in vollem Umfang verstehen und nachvollziehen zu können, was zum einen eine Herausforderung für Neueinsteiger darstellt, zum anderen auch denen spannende sowie fesselnde Unterhaltung garantiert, die mit der Vorlage bereits vertraut sind.
Als wäre der inhaltliche Anspruch noch nicht genug, hat sich das Studio Gonzo K.K. mit den Animationen selbst übertroffen und hinterlässt damit den Zuschauer komplett überwältigt. Der gesamte Stil ist ein absolutes Kunstwerk, dessen außergewöhnliche Texturen und Hintergründe gemeinsam mit dem großartigen Charakterdesign nicht nur einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sondern Gankutsuou zu einem gänzlich einzigartigen Look verhelfen. Die Masse an Details lässt immer wieder Figuren, Kleidung und Schauplätze miteinander verschmelzen, was zwar für die Augen hin und wieder recht anstrengend ist, das Gesamterlebnis dadurch aber noch verstärkt. Unterstützt wird der unerwartet gelungene Mix aus historischer Opulenz und Science-Fiction Elementen von einem hervorragenden Soundtrack, der das Geschehen perfekt begleitet. Die deutsche Synchronfassung ist unterdessen sehr hochwertig, wobei sich vor allem Torsten Münchow als Stimme des Grafen als perfekte Besetzung erweist. Das Opening ist sehr gewöhnungsbedürftig, denn das hier verwendete Musikstück "We were lovers" von Jean-Jacques Burnel setzt nicht nur auf sehr ruhige Töne, sondern setzt zudem bewusst und gezielt Disharmonien ein. Deutlich rasanter und eingängiger gestaltet sich das Ending mit dem Song "You won´t see me coming" (ebenfalls von Jean-Jacques Burnel), dessen markanter Sound direkt ein wenig an U2 erinnert.
Details der Blu-ray
Auf Grund des ungewöhnlichen Animationsstils und dem damit einhergehenden, teilweise extremen Stilmitteleinsatz, ist es tatsächlich etwas schwierig, das Bild der Blu-ray in angemessenem Ausmaß zu bewerten. Während Farben kräftig wirken und das Kontrastverhältnis gut ausbalanciert erscheint, sind Schärfe und Detailgrad sehr schwankend ausgefallen, was den innovativen Look zusätzlich unterstreicht, das Ganze aber noch gewöhnungsbedürftiger macht. Akustisch zeichnet sich die Blu-ray durch eine saubere Abmischung aus, die wo nötig eine schöne Dynamik offenbart und deren Wiedergabe eine stimmige Balance aus Dialogen, Effekten und dem dezent eingesetzten, atmosphärischen Soundtrack bildet.
Episodenguide
Cover & Bilder © Koch Films GmbH Das Fazit von: MarS
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