Eldest Souls
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BEWERTUNG |
11.08.2021 von Beef SupremeEldest Soul macht keinen Hehl aus seiner Inspiration, kann man sie doch schon am Namen erahnen. Entwickler Fallen Flag Studio bedient sich kräftig bei den Japanern und mixt Souls-Einflüsse mit Boss-Rush zusammen. Noch ein hübscher Pixel-Art-Look drübergestülpt und fertig ist der todbringende Frust-Lack. Obs trotzdem Laune macht, lest ihr hier.
Story
Einst zerbrach der Mond und bewarf die Erde mit einem Stall voll Splitter. Daraus erwuchsen Götter und Menschen die eine ganze Zeit lang in Eintracht miteinander lebten und voneinander lernten. Wie zu erwarten ging die Nummer nicht gut. Die Menschen erhoben sich und sperrten die Götter ein. Da blieben die aber nicht lange und nachdem sie sich befreit haben herrschte Tod und Verderben. Der Mond fand das nicht so prall und schmiss einen letzten Splitter gen Erde, aus purem Obsidian. Diesen gönnt sich der namenlose Held und macht ein Schwert draus, die einzige Waffe, die den Göttern etwas anhaben kann. Und so beginnt des Helden schmerzvoller Weg durch die Zitadelle, der von göttlichen Leichen gepflastert werden wird.
Soulslike ohne Geschmeiß
Eldest Soul ist ein Boss-Rush-Spiel, was bedeutet, dass hier nur fette Bosse gelegt werden. Dazwischen gibt’s keine normalen Gegner, an denen man üben, leveln oder andere Setups ausprobieren könnte. Auch Looten und Leveln sucht man hier vergebens, hier geht’s rein um den Skill und den ewigen Retry. Zu Anfang führt ein kurzes Tutorial in das recht einfache Grundprinzip des Spiels ein, mit einem leichten Schlag teilt man wenig Schaden aus, dafür geht der schnell von der Hand. Ein schwerer Schlag dauert länger, füllt aber die Bloodthirst Leiste, woraufhin alle Angriffe für kurze Zeit mehr Schaden verursachen. Oder man nutzt die Leiste für einen Bloodburst, einen heftigen Angriff, der die Leiste leert, Leben prozentual zum angerichteten Schaden wiederherstellt und ordentlich reinballert. Der Brot-und-Butter-Angriff des Spiels, denn anderweitige Heilung gibt’s nicht. Keine Kräuter, keine Feldflaschen oder Medipacks, der namenlose Held labt sich ausschließlich am Leid seiner Feinde. Daneben kann man noch Angriffen ausweichen, wobei man aber die eigene Ausdauer im Blick behalten muss. Und die gegnerischen Angriffe. Und die turmhohen Feinde. Und die Arena. Und eigentlich alles andere auch. Dieses Spiel ist eigentlich für Insekten konzipiert, braucht man mindestens 18 Augen, um hier den Überblick zu behalten. Einmal Splitter mit allem
Wie oben beschrieben steht eine feste Reihe an Aktionen zur Verfügung. Und der erste Boss zeigt noch einigermaßen Gnade und wiegt den Spieler in falscher Sicherheit. Doch nur ein paar Meter weiter wartet schon der zweite, der einem dann so richtig zeigt, wo der Gott den Knüppel hat. Schafft man ihn dann eines schönen Schlages, lässt dieser seinen Splitter fallen, man erinnert sich, Mond, Splitter und so. Mit diesem Splitter eröffnen sich neue kämpferische Möglichkeiten. Jeder Boss überlässt nach seinem erzwungenen Ableben einen und jeder hat andere Effekte. Interessant dabei ist, dass jede Aktion durch einen Splitter verbessert werden kann. Ausweichen kann zum Beispiel Leben wiederherstellen, der aufgeladene Schlag haut stärker rein, oder der Bloodburst erzeugt einen Orb, der einem folgt und irgendwelche Dinge tut. Je nachdem welchen Splitter man wo einsetzt, erzeugt man andere Effekte, was die taktischen Möglichkeiten deutlich steigert und zum Experimentieren einlädt. Schade ist allerdings, dass diese Effekte erst im nächsten Kampf erprobt werden können. Die Erklärungen sind zwar solide geschrieben, doch so wirklich visualisierbar ist der Unterschied zwischen 20% mehr Schaden auf Bloodburst oder 3% konsekutiver Schadensanstieg bei jedem dritten aufgeladenen Angriff nicht.
Genau mein Style
Und weil das noch nicht genug ist, bietet Eldest Soul noch 3 verschiedene Skilltrees mit je 2 Ausprägungen. Nach jedem Bosskill erhält man neben den Splittern einen Skillpunkt, den man in einen der 3 Stile investieren kann. Zur Wahl stehen Berserker, ein offensiv ausgelegter Baum, der mehr auf Schaden austeilen und wenig Finesse geht, Windslide, der auf Mobilität, Ausweichen und Schaden über Zeit setzt und Guardian, wobei hier auf Gegenangriffe, Rüstung und Schadensreduktion gesetzt wird. Gleichzeitig lässt sich aber nur ein Baum aktivieren und die 2 Äste müssen von oben nach unten abgearbeitet werden. Auch diese Stiele lassen sich durch die Splitter verändern oder verstärken. Was anfangs recht erschlagend wirkt, stellt sich als recht simpel raus, da die Splitter in jedem Bereich eine ähnliche Wirkung entfalten, was das Studium erheblich verkürzt. Und letzten Endes beeinflusst das Ganze ohnehin nur entweder den ausgeteilten Schaden oder die eigene Überlebensdauer. Neue Angriffe oder Techniken erhält man nicht so wirklich. Jeder der 3 Stile hält genau eine weitere Aktion bereit, die durch aufgeladene Angriffe aufgefüllt und per Knopfdruck ausgelöst wird. Im späteren Verlauf wird ohnehin nur noch auf den entsprechenden Knopf gedroschen, da verabschiedet sich jede Finesse.
Timing ist alles
Blindes Reinrennen bringt aber dennoch nur den eigenen Tod. Jeder einzelne Boss ist eine echte Herausforderung und ohne sauberes Timing beißt man ziemlich zügig in den Planeten. Vorausschauendes Ausweichen ist Pflicht, sonst ist die Ausdauer futsch und die Axt im Kreuz. Zudem muss jeder Boss studiert werden. Jeder Angriff kündigt sich an, wenn auch nur kurz, und dann muss in Sekundenbruchteilen entsprechend reagiert werden, sonst wird die ohnehin schon knappe Lebensleiste noch kleiner. Ausweichen oder voll rein und Leben zurückholen? Diese Frage stellt sich sehr oft und noch öfter wird sie falsch beantwortet. Neben fiesen Bossen kommt zeigt sich hier der nächste Souls-Aspekt: Ihr werdet sterben. Verflucht. Oft. Freundlicherweise führt das Spiel darüber Buch. Mein trauriger Schwertschwinger wurde in 6 Stunden Spielzeit für einen Durchlauf 411 Mal vom Schnitter besucht.
9 Bosse sollt ihr sein
Für einen Durchlauf müsst ihr euch durch insgesamt 9 Bosse metzeln. Das kann je nach Skill in wenigen Minuten passieren, die Speedrunner sind zum Zeitpunkt dieses Tests schon bei unter 14 Minuten angelangt, oder, wenn man das Spiel noch nicht kennt, irgendwas zwischen 4 und 6 Stunden dauern. Je nachdem wieviel Zeit man in die Erkundung steckt. Denn auch wenn es zwischen den Göttern nichts zu Töten gibt, ist die Welt nicht komplett leer. Einige NPCs haben sich in die hübsch gestalteten Abschnitte verirrt, die alle was zu erzählen haben. Das bringt die Geschichte zwar nicht voran, verleiht aber Atmosphäre. Genau wie auffindbare Dokumente, die vom Krieg gegen die Götter berichten. Nach und nach erfährt man von den Ursachen, warum die Welt so trostlos, die Erde verbrannt und niemand mehr übrig ist. Ähnlich wie im japanischen Vorbild muss man sich einiges zusammenpuzzeln und man erreicht auch nicht die Dichte oder Tiefe eines Dark Souls, doch es lockert das Spielgeschehen auf und man sieht ein bisschen mehr von den schön gestalteten Umgebungen, die sich thematisch an den Bossen orientieren.
Aber ich hab‘ doch gedrückt!
Der Signature-Ausruf für dieses Spiel. Das bedeutet nicht, dass die Steuerung schlecht oder unpräzise wäre, im Gegenteil, was gedrückt wird, passiert. Außer man trifft das Timing nicht, denn Aktionen lassen sich nicht unterbrechen. Die Gegner aber auch nicht. Das einzige Trefferfeedback gibt’s durch die schrumpfende Lebensleiste und ein kurzes Blinken. Die Bosse ziehen ihr Ding durch, ob ihr auf sie eindrescht oder nicht. Und wenn bildschirmfüllende Angriffe sich zu unzähligen Projektilen gesellen, sodass man sich in einer Japano-Bullethell wähnt, lernt man neue Ebenen des Frust kennen. Erschwerend kommt die Perspektive hinzu, gerade wenn man sich in eine Ecke hat drängen lassen, sieht man den Charakter manchmal nicht mehr und an Flucht vor dem riesigen Gott ist nicht mehr zu denken. Da hilft dann auch drücken nicht mehr. Solche Momente, in denen man sein Schicksal nicht in der eigenen Hand hat, kommen vor, sind aber glücklicherweise selten. Im Großen und Ganzen flutscht die Steuerung präzise von der Hand und die meisten Kämpfe sind zwar bockschwer aber fair. Außer vielleicht Drakmur The Nightmare dieser Asi. Der Name ist Programm.
Pixelkunst auf gehobenem Niveau
Eldest Soulsieht gut aus. Nicht überragend, aber gut. Technisch macht das Spiel wenig falsch und gibt sich keine Blöße. Die Animationen hätten vielleicht noch ein paar Frames mehr vertragen, doch insgesamt machen die gut designten Bosse auch optisch eine anständige Figur. Der Sound ist minimalistisch, doch gelungen. Er weiß die Situation stimmig zu untermalen ohne aufdringlich zu wirken oder vom Kampf abzulenken. Der wichtigste Punkt: Ladezeiten. Bei der Häufigkeit, wie man hier abkratzt, wären lange, nervige Ladezeiten der Untergang des Spiels, doch das ist glücklicherweise zumindest auf PS5 nicht der Fall. Nach nur wenigen Sekunden geht’s direkt weiter lächelnd ins Verderben. Alles in allem ist Eldest Soul in technischer Hinsicht solide. Keine Ausfälle, keine Bugs, ganz ansehnlich und klingt auch ganz gut. In keinem Bereich bahnbrechend, aber auch nirgends schlecht.
Cover & Bilder © FALLEN FLAG STUDIO 2021 Das Fazit von: Beef Supreme
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