Elle
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BEWERTUNG |
21.07.2017 von MarS
Der Regisseur Paul Verhoeven ist verantwortlich für zahlreiche Filmklassiker, wie beispielsweise RoboCop, Die Totale Erinnerung - Total Recall, Basic Instinct oder auch Starship Troopers. In den letzten Jahren ist es jedoch ruhig um den niederländischen Filmemacher geworden, der inzwischen wieder in seine europäische Heimat zurückgekehrt ist. Nach langer Schaffenspause präsentiert er uns nun den Erotik-Thriller Elle, basierend auf dem Roman "Oh..." von Philippe Djian, seinen ersten Film der komplett in Frankreich entstand.
Michéle ist Chefin einer großen Firma für Videospiele und weiß sich in ihrem von Männern dominierten Alltag zu behaupten. Selbst als sie eines Tages zuhause überfallen und von einem maskierten Mann vergewaltigt wird, gerät ihr Leben nicht aus den Fugen und das Ereignis scheint sie zunächst nicht weiter zu beeinflussen. Michéle hat ihre ganzes Leben im Rampenlicht verbracht, da sie die Tochter eines verurteilten Mörders ist und deshalb stets selbst als psychisch gestört betrachtet wurde und noch immer wird, weswegen sie auch auf die Polizei verzichtet und selbst herausfinden will, wer der Angreifer war. Als sie diesen jedoch letztendlich entdeckt lässt sie sich auf ein gefährliches Spiel mit ihm ein...
Regisseur Paul Verhoeven ist dafür bekannt, Sex und Gewalt in seinen Filmen als provokantes Stilmittel einzusetzen. Auch im Erotik-Thriller Elle beschreitet er diesen Weg und zeigt damit die dunklen Abgründe der menschlichen Gesellschaft auf, ohne dabei zu irgendeinem Zeitpunkt Stellung zu beziehen. Er überlässt es dem Zuschauer selbst, wie er auf das Gezeigte reagiert oder damit umgeht, der damit ebenso alleine mit seinen Gefühlen gelassen wird, wie die Figuren im Film. Hier wird intrigiert, hintergangen und mit den Mitmenschen gespielt, und dabei macht jeder stets gute Miene zum bösen Spiel, ohne seine wahren Empfindungen zu offenbaren. So entsteht nicht nur eine finstere, bedrückende Atmosphäre, sondern dank der dadurch nie absehbaren, wendungsreichen Handlung auch eine Anspannung, die sich über den ganzen Film hält. Immer wieder wird man als Zuschauer von den Figuren vor den Kopf gestoßen, da die starken Charaktere mit der jeweiligen Situation stets auf eine Art und Weise umgehen, die man so nicht erwarten würde, und fast alle der beteiligten Personen ein offenes aber auch gestörtes Verhältnis zur Sexualität besitzen. Gerade die Hauptfigur Michéle, grandios verkörpert von Isabelle Huppert, die hier eine wahre Meisterleistung abliefert, präsentiert sich als starke, vom Leben gezeichnete Frau, die auf ihre ganz eigene Art mit ihren Problemen umgeht und dabei doch immer auch eine gewisse Zerbrechlichkeit zeigt. Mühelos gelingt es ihr, den Film ganz alleine zu tragen und den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen, und das obwohl ihr Charakter ebenso wie die übrigen nicht unbedingt sympathisch ist. Vielschichtigkeit ist hier das Stichwort, das nicht nur für die einzelnen Figuren, sondern auch für die gesamte Handlung zutrifft.
Das Bild der DVD ist für eine aktuelle Produktion insgesamt etwas zu unscharf und besitzt auch keine gute Detailzeichnung. Während die Farbgebung natürlich ausgefallen und die Kontrastierung solide ist, hinterlässt das Gesamtbild damit einen eher durchwachsenen Eindruck. Die Tonspur ist auf Grund der ruhigen, dialoglastigen Erzählweise eher frontgerichtet, bietet dort aber eine klare Differenzierung der Kanäle und stets verständliche Stimmen. Immer wieder weitet sich bei Bedarf der Ton auf alle Boxenbereiche aus und setzt gezielt die hinteren Boxenbereiche für Effekte ein. Cover & Bilder © MFA+ FilmDistribution e.K. / © 2016 SBS Productions, Twenty Twenty Vision Filmproduktion, France 2 Cinéma & Entre Chien et Loup Das Fazit von: MarS
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