Fallout 76
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BEWERTUNG |
24.11.2018 von PanikmikeIn den letzten Jahren wandelte sich der Franchise Fallout von Bethesda von einem Taktikspiel in ein offline Action-Rollenspiel und konnte weltweit Millionen von Fans begeistern. Mit dem neuen Titel Fallout 76 macht Bethesda nun aber den richtigen Schritt in eine Online-Welt und versucht, die Fans innerhalb des Spiels zusammenzubringen. Ob dies trotz aller Startschwierigkeiten und Bugs wohl klappen wird – unsere Einschätzung und unser Artikel nach 45 Stunden Spielzeit…
Die Wartezeit hat ein Ende, Fallout 76 ist geboren
Fallout 76 beginnt wie auch die letzten Teile: Man erwacht und bekommt in einer kurzen Geschichte erzählt, warum man hier in West Virginia ist was alles so rundherum passiert ist. Die Mission lautet Wiederaufbau und schon nach ein paar Minuten wird man aus der Fault entlassen und darf sich – nachdem man seine Spielfigur im umfangreichen Editor erstellt hat – das große Areal außerhalb des Bunkers ansehen. Draußen sieht alles erstmal normal aus, doch aufmerksame Augen erkennen sofort, dass es eher wie ein bunter Shooter aussieht als ein typisches Fallout. Die Welt ist freundlicher und sieht auf den ersten Blick nicht aus, als wäre alles verseucht und problematisch. Doch der Schein trügt, nur das Startgebiet sieht aus wie bei Alice im Wunderland, später gibt es verbrannte Wälder, düstere Regionen und verstrahlte Vegetation wohin das Auge reicht.
Die Karte ist laut Aussage der Entwickler vier Mal so groß wie im Vorgänger Fallout 4, sodass Spieler lange Zeit beschäftigt sind, alles aufzudecken und jedes Geheimnis zu lüften. Der Entdeckerdrang ist dabei wie auch bei den vorherigen Spielen sehr hoch, als Fan möchte man immer wissen was für ein Gebäude sich hinter einem Symbol auf der Karte verbirgt und ob man dort schöne Schätze finden kann. An dieser Stelle gibt es aber einen Dämpfer, denn man kann zwar per Schnellreise an Orte die man bereits entdeckt hat reisen, doch dies kostet mittlerweile Credits, die in Fallout 76 eher rar angesiedelt sind. Hin und herspringen ist also anfangs keine Option, also werden sich viele Spieler die Füße blutig laufen, um alles aufzudecken oder viele Quests erledigen, sodass man sich Dauerspringen auch leisten kann. Später ist dies kein Problem, den Einstieg erschwert es besonders bei Anfängern dadurch schon. Jeder Spieler hat aber die Möglichkeit sein eigenes Camp aufzubauen, um dort zum Beispiel Rüstungen oder auch Waffen zu bauen oder zu reparieren. Das Camp ist portabel und wer genügend Ressourcen hat, kann dies zustäzlich als Reisepunkt verwenden. Ein Sprung kostet keine Credits, dafür aber der Aufbau des Lagers.
Teamwork ist angesagt oder kann ich das auch alleine?
Da Fallout 76 ein Online-Action-Rollenspiel ist, gibt es eine andere Option. Auf der Karte sieht man nämlich andere Spieler und wenn man mit diesen zusammenspielen möchte, kann man kostenlos zu ihnen springen. Ob dieser freundlich oder feindlich gestimmt ist, weiß man zu diesem Zeitpunkt nicht direkt. Zwar werden „Player-Killer“ auf der Karte rot markiert, doch nach dem Tod erscheint dieser Spieler erstmal wieder freundlich. Am besten bildet man mit anderen Spielern eine Gruppe, um dann auch andere Missionen meistern zu können oder aber schwere Gegner zu erledigen. Leider gibt es kein richtig durchdachtes PvP-Element, denn der andere Spieler muss zustimmen, sonst kommt es nicht zu einem Kampf. PvP-Schlachten wird es also nicht geben, was ein wenig schade ist. Zugleich kommt hinzu, dass die Welt selbst schon ziemlich leer ist und maximal 24 Spieler auf dem Server sein können. Will also ein Freund in die Gruppe kommen und der Server ist voll, dann ist das quasi Pech. Es ist zwar überall so, aber 24 Spieler in so einer großen Welt ist nicht wirklich der richtige Schritt in die richtige Richtung.
Leider gibt es im Spiel kaum NPCs, was den Spielspaß zusätzlich trübt. Die Geschichte wird zwar durch Briefe, Texte, Journale, PC-Einträge und Holotapes erzählt, aber dies alles ist sehr leblos und vor allem einsam in Szene gesetzt. Man vermisst Freunde, andere Überlebende und Gruppierungen, in der Fallout 76-Welt ist alles auf Gegner, Tiere und Roboter beschränkt – natürlich auch die anderen Spieler, von denen es aber wie gesagt nur maximal 24 pro Server geben kann. Die Definition MMO ist daher fehl am Platz, Fallout 76 ist eher eine Action-Rollenspiel mit MMO-Ansätzen! Es ähnelt einem Offline-Spiel mit dem Versuch, eine kleine Community Drumherum aufzubauen. Natürlich ist da der Gruppenaspekt zu erwähnen, denn man kann Sachen tauschen oder dem anderen Spieler verkaufen – doch das kann man mit den Roboterhändlern im Spiel genauso. Trotzdem macht es besonders mit Freunden in einer Gruppe Spaß durchs Ödland zu ziehen, Quests zu erledigen und Loot zu sammeln – alleine schon, weil es dann einfacher ist und man auch stärkere Gegner bezwingen kann. Dummerweise gibt es einen Online-Zwang, den man nicht abschalten kann – ohne Internet gibt es also auch kein Fallout 76.
Im Ödland ist es öde, oder was soll ich mit meiner Zeit denn anfangen?
In der Welt von Fallout 76 gibt es wie auch bei den Vorgängern sehr viel zu entdecken. Der Spieler darf Schlösser und Tresore knacken, kann seine zahlreichen Waffen verbessern und im Falle eines Defekts auch wieder reparieren. Ebenso wichtig ist es neue Ausrüstungsteile zu finden und diese ebenfalls zu optimieren bzw. stärker und widerstandsfähiger zu machen. Fast jede Aktion bringt Erfahrungspunkte, mit denen man dann aufsteigt und seine Fähigkeiten verbessern kann. Dies ist hier allerdings ein wenig anders gelöst, denn man bekommt immer wieder Karten, die man dann einsetzen kann. Dabei genießen die Spieler den Vorteil, dass sie jederzeit die Karten mit den Fähigkeiten auswechseln können, um sich der Spielsituation anzupassen. Zum Beispiel gibt es Möglichkeiten als einsamer Krieger stärker und widerstandsfähiger zu sein und sobald man sich einer Gruppe anschließt, wechselt man auf Gruppenskills wie als Beispiel schnellere Wiederbelebung eines gefallenen Freundes.
Daher ist es fast egal welchen Weg man einschlägt – egal ob alleine oder mit Freunden zusammen – alles wird belohnt und man kommt mit fast jeglicher Aktion weiter. Das macht Fallout 76 aus und bringt eine jede Menge Spaß aber auch viel benötigte Zeit mit sich. So wird es Spieler geben, welche sich ihre Erfahrungspunkte durch Entdecken verdienen, andere wiederrum nur durch Töten á la Rambo. Natürlich sollte man hin und wieder auch die Quests auf der Welt machen, doch genau an diesem Punkt kommt man so oder so nicht vorbei. Während der Aufdeckung der Karte gibt es viele Tagesevents, die man aber auch getrost ignorieren kann wie auch „normale“ Aufgaben, die man annehmen und irgendwann dann lösen kann. Das Questlogbuch wird unter Umständen sehr lang, was aber zur Dauermotivation beiträgt. Im Gegenzug zu den zeitlich beschränkten und teils stressigen Tagesquests kann man sich bei den herkömmlichen Aufgaben nämlich viel Zeit lassen.
Alles ist bunt und schön – was ist denn mit der Grafik passiert?
Wie oben schon erwähnt gibt es beim Verlassen der Fault erstmal viele Fragezeichen, denn die Welt ist alles andere als kaputt und Fallout-typisch - doch der Schein trügt. Nur ca. ¼ der Welt ist nahezu identisch mit der unseren Welt, alles andere ist kaputt, verseucht und da fühlt man sich dann wieder heimisch. Der Ansatz ist gelungen, denn man begibt sich buchstäblich von dem Himmel in die Hölle, wobei der Himmel in Wirklichkeit auch keinen Segen hat, was man bei den ersten Begegnungen relativ schnell feststellt. Die Landschaften sind schön gestaltet, die Vegetation sieht sehr gut aus und auch die Gebäude bzw. Orte wurden liebevoll gestaltet. Aber… die Grafik ist nicht up to date, sondern einfach ein wenig schöner als die Vorgänger. Die Technik würde definitiv mehr hergeben, die Spieler bekommen einfach ein schöneres Fallout, ohne dabei richtige Akzente zu setzen. Zudem gibt es das Problem, dass es zu ruckeln anfängt, wenn sich viele Gegner auf dem Bildschirm tummeln. Spätestens wenn man mit dem fliegenden Drachen Bekanntschaft macht und dieser angreift, kann man von Glück sagen, wenn alles stabil und flüssig bleibt.
Doch weiter im Text: In viele Häuser kann man reingehen und sie untersuchen, manche von ihnen sind aber auch zugenagelt und nicht begehbar. Dies macht einen schönen Reiz aus, denn Entdecker müssen ja jede Möglichkeit nutzen! In den düsteren Gebieten bekommt man dann auch schwerere und meist taffere Monster zu sehen – der Schwierigkeitsgrad ist aber auch in diesen Gebieten nicht zu hoch! Nur Gebiete mit Drachen sollte man anfangs meiden, denn eine Chance hat man hier selbst in einer kleinen Gruppe kaum, daher ist der Tot vorprogrammiert.
Die Animationen sind in Ordnung, dennoch kämpft Bethesda mit Rucklern und teilweise auch Unschönheiten, welche den Spielspaß trüben. In meiner Testphase von über 45 Stunden habe ich es nicht nur einmal erlebt, dass ein Gegner von mir mit einer Pumpgun nicht getroffen wurde, weil das Spiel nicht rund läuft und der Gegner kaum vor meiner Linse ist. Dieses Problem ist aber nicht ständig zu sehen, es beeinflusst aber das Spielgeschehen negativ.
Bugs, Bugs und nochmal Bugs – wie schlimm ist es wirklich?
Leider hatte Fallout 76 beim Start massive Probleme, welche mit einem Update (48 GB!) vom 19.11.2018 größtenteils ausgemerzt wurden. Dennoch läuft noch nicht alles rund, immer wieder gibt es Situationen, bei denen man nur den Kopf schütteln kann. So habe ich es zwei Mal erlebt, dass ein Gegner unsterblich ist und sich immer wieder selbst geheilt hat, nachdem ich einmal mit meiner Pistole getroffen hatte. Nachdem ich dann gestorben und wieder hingelaufen bin, war der Gegner wie immer und konnte ausradiert werden – so etwas darf nicht passieren und ist sehr frustrierend. Doch das ist leider nicht alles. So gibt es immer wieder Clippingfehler, sodass Gegner durch Türen oder Wände schießen können und teilweise sogar mit dem Kopf herausschauen, ebenso konnte ich manchmal keine Rezepte herstellen, obwohl alle Zutaten vorhanden waren. Mein Kollege Michi hatte aber ganz andere Probleme, denn bei ihm gab es einen nervigen Sound-Bug, der immer wieder – egal in welchen Bereichen auf der Karte – verschiedene Kanonenschüsse auf die Boxen verteilte.
Ob man damit leben kann oder nicht ist jedem Spieler selbst überlassen, nach dem oben genannten Bugfix sind mir jedenfalls kaum mehr Fehler aufgefallen, die den Spielspaß so trüben, dass ich aufhören wollten. Das Spiel macht dennoch unglaublich viel Spaß, besonders, wenn man mit dem Fallout-Universum aufgewachsen ist!
Fallout 76 wurde von unserer Redaktion auf der XBOX One getestet. Es können Unterschiede zu anderen Plattformen bestehen. Cover & Bilder © Bethesda Softworks LLC, a ZeniMax Media company. Marken sind das Eigentum ihrer jeweiligen Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten. Das Fazit von: Panikmike
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