Food, Inc. - Was essen wir wirklich

Food, Inc. - Was essen wir wirklich

Originaltitel: Food Inc.
Genre: Dokumentation
Regie: Robert Kenner
Laufzeit: 94 Minuten
Label: SUNFILM Entertainment
FSK 0

Food, Inc. - Was essen wir wirklich   23.12.2010 von derstefan

In einem durchschnittlichen amerikanischen Supermarkt gibt es 47.000 Lebensmittel. Das klingt doch nach extremer Vielfalt. Na klar, ist ja auch das Land der unbegrenzten Freiheit. Aber hinter dieser scheinbar riesigen Auswahl stecken vielmals einfach nur wenige gewaltige Firmen, die den Markt unter sich ausmachen. Was diese Unternehmen antreibt ist klar: Geld verdienen. Und was wollen die meisten Verbraucher? Günstige Lebensmittel. Also müssen sie noch billiger produziert werden, damit der Profit trotzdem stimmt. Die Auswirkungen dieses Teufelskreises seht ihr in dieser Oscar-nominierten Dokumentation von 2008 von Robert Kenner.

 

Was esst ihr so jeden Tag? Hühnchen? Dann steht ihr bestimmt auf das schöne Hühnerbrustfleisch, das so schön mager ist und einfach lecker schmeckt. Aber da fragt man sich: Wieso gibt es denn eigentlich fast nur noch Brustfleisch?  Und das Fleisch ist auch noch ganz schön preiswert, super. Wie kann man dann noch mit einem Hühnchen Geld verdienen? Darauf gibt es nur eine Antwort: Massentierhaltung. Im Film besuchen wir einen Farmer, der einen der großen Fleischproduzenten beliefert. Er macht einen gutgelaunten Eindruck, denn es geht ihm scheinbar finanziell nicht schlecht. Wir sehen riesige Hallen in denen Federvieh aufgezogen wird, allerdings dank Druck des Fleischkonzerns nur von außen. Das Perverse daran ist, dass diese Hühner in ihrem kurzen Leben nicht einen einzigen Strahl Tageslicht sehen. Alles was sie in den 49 Tagen (vor 50 Jahren noch 70 Tage) ihres Daseins in der Aufzucht zu sehen bekommen, ist ihr eigener Kot, in dem sie waten und Kraftfutter, das sie in kurzer Zeit extrem dick werden lässt und große Brüste entwickeln lässt. Das Futter ist vollgepumpt mit Antibiotika, damit die Vögel nicht elendig krepieren.  Dabei spielt hier Tierfreundlichkeit aber keine Rolle, sondern allein die Gewinnmaximierung. Eine Drehgenehmigung gab es für das Hühner-KZ natürlich nicht, aber es werden illegale Aufnahmen gezeigt. Diese zeigen, wie brutal, verachtend und zutiefst unethisch es zugeht, wenn die Hühner zur Schlachtung eingesammelt werden. Die Zulieferer dieser großen Firmen haben auch nicht viele Chancen aus diesem Teufelskreis auszubrechen, denn für die Ställe sind große Kredite fällig, kein Farmer kann es sich leisten, von heute auf morgen aufzuhören.

 

Ein anderer Wahnsinn, den der Film beleuchtet, ist die Maisproduktion. Man erfährt, dass auf 30% der amerikanischen Landesfläche Mais angebaut wird. Wieder muss man sich fragen, wo der ganze Mais hinkommt, soviel Maiskolben werden doch gar nicht vertilgt. Die Antwort kann der Film natürlich bieten. Man kann es kaum glauben, aber mittlerweile wird in den USA Mais für die Herstellung von Fruchtzucker (ja, FRUCHTzucker), Gluten, Maltodextrin, Saccharin sowie Stärke und Batterien (jaaaa, Batterien) benutzt. Wir sehen Bilder von Rindern, die Mais als Futter bekommen. Aber Moment, fressen Rinder und Kühe nicht eigentlich Gras? Die ekelhaften Auswirkungen sehen wir von Forschern in hoher Auflösung auf Blu-ray. Im Pansen entwickeln sich durch diese unnatürliche Ernährung E-Coli-Bakterien, die sich auch noch im fertigen Fleischprodukt befinden können. Es kommt eine Mutter zu Wort, die ihr Kind nach einem Fast-Food Restaurant-Besuch verloren hat. Man glaubt es kaum, wie abartig das Lebensmittelgeschäft sein kann.

 

Bildergalerie von Food, Inc. - Was essen wir wirklich (6 Bilder)

Der Film steht von Stil her irgendwo zwischen Dokumentationen wie „Bowling for Columbine“ von Michael Moore und erinnert an manchen Stellen an „Thank you for Smoking“. Man erfährt über diverse Schweinereien wie unsinnige Subventionierungen aufgrund starkem Lobbyismus und perversen anderen Auswirkungen unserer schönen neuen Lebensmittelwelt. Das Wissen wird größtenteils durch Filmaufnahmen in HD-Auflösung vermittelt und wird durch witzige Computeranimationen verdeutlicht. Leider muss man ohne Bonusmaterial auskommen, aber wer mehr Infos benötigt, dem empfehle ich persönlich einen Besuch der Site www.foodwatch.de, hier gibt es viele Beispiele zu Lebensmittelskandale in Deutschland, vor unserer eigenen Haustür.



Cover & Bilder © Tiberius Film


Das Fazit von: derstefan

derstefan

Die 90 Minuten haben es in sich. Man kann dem Film einen leichten Hang zum Plakatismus vorwerfen, denn es kommen fast nur Gegner der großen Lebensmittelkonzerne zu Wort. Die Firmen haben sich jedoch den Angaben der Filmemacher nach alle geweigert Interviews zu geben. Das kann den geneigten Zuseher natürlich ein bisschen stutzig machen. Mich hat der Film jedenfalls wachgerüttelt, man muss sich einfach mal ein bisschen Gedanken darüber machen, warum manche Lebensmittel so billig sein können. Wie kann man bitteschön an einem ganzen Hähnchen vom Hühnerbrater-Stand von gegenüber für 4 Euro etwas verdienen?  Ich gebe eine dicke, dicke Empfehlung für diesen Film ab, lasst euch nachdenklich machen und gleichzeitig unterhalten!


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