Memoir of a Murderer

Memoir of a Murderer

Originaltitel: Salinjaui gieokbeob
Genre: Thriller
Regie: Won Shin-yeon
Hauptdarsteller: Kyung-gu Sol
Laufzeit: DVD (113 Min) • BD (118 Min)
Label: Busch Media Group
FSK 16

Memoir of a Murderer   09.06.2021 von Dan DeMento

Kann ein dementer Mörder für seine Taten verantwortlich gemacht werden? Wenn er nicht mehr weiß, warum er gemordet hat, gilt das als Sühne? Und was, wenn nach 17 Jahren plötzlich weitere Morde nach dem gleichen Schema geschehen? Diese und andere kontroverse Fragen versucht der koreanische Thriller Memoir of a Murderer zu beantworten, und wir haben einen genauen Blick darauf geworfen.
 
Inhalt:
 
Byeong-soo (Sol Kyung-gu) ist Tierarzt, treusorgender Vater - und ein Serienmörder. Jahrelang ermordete er - angefangen mit seinem eigenen Vater - Menschen, die das Leben seiner Meinung nach nicht verdient hatten. Erst ein Autounfall, der bei ihm Demenz auslöste, beendete sein Treiben. 17 Jahre später werden plötzlich in seiner Heimatstadt junge Frauen ermordet. Durch einen Zufall stößt Byeong-soo auf den Mörder, den jungen Polizisten Byeong-man (Oh Dal-su), der sich zu allem Überfluss kurz darauf als der neue Freund seiner Tochter Eun-hee (Kim Seol-hyun) vorstellt. Jetzt setzt er alles daran, Byeong-man das Handwerk zu legen. Doch je weiter seine Demenz fortschreitet, desto mehr Zweifel werden in ihm wach - tut er dem jungen Mann vielleicht Unrecht und in Wahrheit ist er selbst für die aktuelle Mordserie verantwortlich?
 
Schon in den ersten Minuten vom Memoir of a Murderer klingen beim Zuschauer einige große Vorbilder an. Ein bisschen Memento, ein bisschen Dexter, eine Prise Mr. Brooks - Bei Ähnlichkeiten zu diesen durchweg großartigen Machwerken läuft ein Film schnell Gefahr, ein billiger Abklatsch zu werden. Doch je tiefer man in die Abgründe des Films von Regisseur Won Shin-yun hineingleitet, umso mehr ist man von der Tatsache beeindruckt, dass es durchaus möglich ist, aus bekannten Zutaten eine ganz eigene Suppe zu kochen.
 
Die Geschichte um einen an Demenz erkrankten Serienmörder, der immer wieder vergisst, was er gerade getan hat oder tun wollte, lässt den Zuschauer die meiste Zeit genauso verwirrt zurück wie seinen Hauptdarsteller. Meint man, einen Zusammenhang erkannt zu haben, so kann sich dieser Minuten später als komplett falsch herausstellen. Rühmen sich manche Thriller damit, statt des obligatorischen Plot-Twist zum Finale zwei oder gar drei davon zu bieten, so hat Memoir of a Murderer davon ungefähr 20 auf Lager. Das klingt anstrengend, ist es aber nicht. Vielmehr sorgt diese permanente Ungewissheit dafür, dass man die gesamten zwei Stunden Laufzeit gebannt auf den Bildschirm starrt und mit jeder Figur mitfiebert.
 
Denn die Tiefe der drei Hauptcharaktere Vater, Tochter, Polizist ist es vor allem, die Memoir of a Murderer so gut funktionieren lässt. Sol Kyung-gu gibt seiner Hauptrolle eine Zerbrechlichkeit und Verwirrtheit, die die Demenz glaubhaft wirken lässt, ohne ein Klischee zu sein. Doch in seinen klaren Momenten bricht aus seinen Augen eine Gewalt und ein Hass, der den Zuschauer auch keine Sekunde daran zweifeln lässt, hier einen eiskalten Mörder vor sich zu haben. Selbiges gilt für Oh Dal-su, der als Polizist entweder ein Mörder und eine Gefahr für die Tochter ist, oder eben genau der fürsorgliche Freund, der sie aus den Händen ihres immer gefährlicher werdenden Vaters befreien möchte. Der Schauspieler spielt beide Aspekte so perfekt aus, dass man bis zur Auflösung nicht weiß, was eigentlich gespielt wird.
 
Von den oben genannten Vorbildern - wie bewusst oder unbewusst sie sein mögen - hebt sich Memoir of a Murderer aber auch durch seine Erzählweise ab. Der Film ist sehr ruhig, sehr strukturiert und bietet so die perfekte Unterlage für die vereinzelten recht harten Momente, die dann umso exakter in ihr Ziel treffen. Dazu kommt die dem asiatischen Kino ohnehin eigene unglaubliche Genauigkeit für Szenerie. Jeder noch so kleine Moment ist perfekt ausgeleuchtet, bis ins Detail komponiert und bietet stets mehrere Ebenen, die dazu einladen, den film mehr als einmal zu sehen.
 
So ist Memoir of a Murderer "asiatisch" genug für Fans von Oldboy oder den Werken von Bong Joon-ho, gleichzeitig westlich genug inszeniert, um auch ein Publikum mitzuziehen, für die schon ein Schwedenkrimi exotische Filmkunst ist. Klare Empfehlung und ein echter Geheimtipp!
 

Bildergalerie von Memoir of a Murderer (6 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Das Bild ist, obwohl der Film die meiste Zeit sehr dunkel ist, frei von Rauschen und Störungen, klar und natürlich. Der Sound kommt breit und schön abgemischt aus der Anlage, und auch die deutsche Synchro ist auf recht hohem Niveau. Als Bonusmaterial gibt es einige Trailer.


Cover & Bilder © Busch Media Group GmbH


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Als Fan der Filme von Bong Joon-ho (Parasite, Snowpiercer, Memories of Murder) weckte ein südkoreanischer Film ähnlicher Coleur sofort mein Interesse. Gleichzeitig ließ die sehr ähnliche Namensgebung zu letzterem Werk einen Marketingkniff vermuten, was nie ein gutes Zeichen ist. Umso schöner war es, zu sehen, dass Memoir of a Murderer originell, sehr gut gemacht und gespielt und bis zum Schluss wirklich spannend ist. Für einen Thrillerfan, der gerne auch mal sein Gehirn benutzt, ist dieser Film ein absolutes Muss und sollte auf jeden Fall im Filmregal landen, da man hier definitiv auch beim zweiten und dritten Mal Schauen auf neue Details stößt.


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