Men-Nefer

Men-Nefer

Genre: Worker-Placement • Optimierungsspiel
Autor: Germán P. Millán
Illustrator: Laura Bevon
Spieleverlag: Pegasus
Empfohlenes Alter: 12
Spieldauer: 60-120 Minuten

Men-Nefer   18.11.2025 von Born2bewild

Men-Nefer oder Memphis, einst die Haupstadt des ersten Gaus von Unterägypten, lag etwas südlich des heutigen Kairos und hatte eine strategisch wichtige Position am Nildelta. Es war eng mit dem Erfolg Ägyptens verbunden. Heute sind von der Stadt nur noch wenige Ruinen übrig und Hieroglyphen erzählen die Geschichte. Ähnlich kompliziert wie die Übersetzung letzterer wirkt das nach der Stadt Men-Nefer benannte Spiel, dass sich der engen Verzahnung der ägyptischen Wirtschaft, Kultur und auch Religion widmet. Da das Spiel bei Ägyptenfans ein Muss ist, kam es natürlich auch bei uns auf den Tisch. Ob es uns zugesagt hat oder wir uns doch lieber richtigen Hieroglyphen widmen, erfahrt Ihr in unserem Review…

 

Spielmaterial und Aufbau

 

Der Karton von Men-Nefer ist nicht nur schwer, er hat es auch in sich. Das Spielermaterial ist größtenteils aus Holz und liegt in zahlreichen Zipp-Beuteln gut verpackt bereit. Daneben sind die Teile der kleinen und der großen Pyramiden ebenfalls in Zipp-Beuteln untergebracht. Etwas überflüssig fanden wir, dass die Spielertableaus in einer Plastiktüte verpackt waren. Natürlich gibt es auch weiteres Material aus Pappe wie die bereits erwähnten, zusammengeklappten Spielertableaus und das Spielbrett, das im wahrsten Sinne des Wortes ein richtiges Brett ist und schon einen größeren Tisch verlangt. Stanzbögen gibt es auch ein paar, hier sind diverse Marker und der Steinbruch herauszupöppeln. Ein kleines Highlight sind die beiden Stoffbeutel für die Waren- und Papyrusrollen-Plättchen. Oben drauf gibt es noch weitere Zipp-Beutel, um das Material später wieder gut einpacken zu können. Wir bevorzugen es bei solchen Spielen meistens, die Spielerfiguren nach Farben getrennt in Zipp-Beuteln einzupacken. Es gibt zwar welche, die genau die richtige Größe für dieses Vorhaben aufweisen, aber von diesen liegen nur drei bei. Sonst passt es soweit, aber vielleicht hätte man hier auch kleinere Kartons einsetzen können?

 

Der eigentliche Spielaufbau ist, wie man schon anhand des Spielplans und -materials erahnen kann, sehr umfangreich. Er nimmt in der Anleitung zweieinhalb klein bedruckte Seiten ein und variiert ein wenig anhand der Anzahl der Mitspielenden. Grob gesagt werden die Pyramiden im unteren linken Bereich und den Steinbruch verteilt, die Aktionsplättchen und neutralen Lehrlinge werden in der Mitte positioniert. Nun sucht Ihr Euch eine Farbe aus und nehmt Euch ein zufälliges Tableau mitsamt dem gesamten Spielmaterial in Eurer Farbe. Die Sphinxen, Mumien und Horusaugen platziert Ihr auf den oberen rechteckigen Feldern. Den Fisch- und Ankh-Marker legt Ihr auf die Nahrungs-Heka-Leiste. Darunter kommt einer Eurer viereckigen Marker auf das Startfeld der Hieroglyphenleiste und Eure Lehrlinge direkt auf die Felder darunter. Eure Körbe verteilt Ihr rechts auf den runden Feldern. Das übrige Spielmaterial in Eurer Farbe wird auf dem Spielplan entsprechend der Anleitung verteilt. Hier gibt es einige Leisten und Felder, die am Anfang etwas viel wirken. Betrachtet man das Spielmaterial aber genauer, stellt man fest, dass fast alles an Aktionen und Möglichkeiten ganz klassisch auf dem Spielplan in Form von Bildern dargestellt ist. Die Fische werden entsprechend Eurer Reihenfolge positioniert und dann geht es auch schon los.

 

Ziel des Spiels

 

Im Laufe Eurer Karriere in Men-Nefer versucht Ihr möglichst viele Prestige- oder Siegpunkte zu sammeln. Das gelingt durch Workerplacement-Mechanismen und Optimierung Eurer Aktionen und die so entstehenden Combos. Gespielt wird in drei Epochen zu je neun Aktionen. Dann endet das Spiel und Ihr ermittelt, wer die meisten Prestigepunkte hat.

 

Die Anleitung

 

Die Komplexität von Men-Nefer findet sich auch in der Anleitung wieder. Zwanzig Seiten umfasst das gute Stück, von denen zwölf der reine Spielverlauf sind. Die übrigen Seiten befassen sich mit dem Aufbau und einigen Erläuterungen der wichtigen Elemente. Hier ist auch häufig der historische oder spirituelle Hintergrund mit aufgeführt. Wir würden hier ganz klar empfehlen, das Spiel aufzubauen und dann die Anleitung zu lesen, sonst wird es einfach zu viel und man versteht die Hälfte nicht. Wir haben für die Erklärung der Regeln (ohne Aufbau) eine gute Stunde gebraucht. Insgesamt ist die Struktur der Anleitung aber sehr gut, es ist einfach nur sehr viel. Man muss im Laufe des Spiels erst einmal reinkommen. Hinzu kommen noch eine Übersicht der Aktionen, sowie eine Solospiel-Anleitung.

 

Play like an Egyptian…

 

In der ersten Runde lasst Ihr die Überschwemmungs- (oder auch Ertrags-) Phase aus und steigt direkt bei der Aussaat (oder auch Aktionsphase) ein. Dabei habt ihr immer eine der drei möglichen Optionen, bevor die nächste Person an der Reihe ist:

 

  • Lebenshaus besuchen
  • Spezialisierung steigern
  • Aktionsplättchen nehmen

 

Für die erste Option Lebenshaus besuchen benötigt Ihr mindestens einen Lehrling mit einem Aktionsplättchen auf Eurem Tableau. Ihr stellt einen Eurer Lehrlinge auf eines der goldenen Felder im Lebenshaus. Dabei müsst Ihr Nahrung bezahlen, sollten dort bereits andere Lehrlinge stehen. Dies tragt Ihr auf Eurer Nahrungsleiste ab. Dann führt Ihr von dem Plättchen, unter dem der Lehrling auf eurem Tableau stand, die aufgedruckten Aktionen aus. Hierzu gehören beispielsweise Bootsaktivierungen und -bewegungen, das vorbereiten der Mumien, Bewegungen der Priesterinnen im Tempel mit Opfergaben, das Sammeln von Waren oder Bewegungen auf den Pyramidenleisten.

 

Durch alle diese Aktionen erhaltet Ihr Siegpunkte oder bewegt Euer Herz und Eure Feder auf der oberen Leiste aufeinander zu. Außerdem erhaltet Ihr Fische oder schreitet auf der Heka-Leiste voran. Letztere benötigt Ihr wiederum auch für bestimmte Aktionen. So entstehen viele Abhängigkeiten und mögliche Kombos. Nachdem Ihr Eure Aktionen ausgeführt habt, legt Ihr das Plättchen auf den verdeckten Ablagestapel im Lebenshaus.

 

Um Eure Aktionen stärker zu machen, könnt Ihr eure Spezialisierung steigern. Dafür müsst Ihr aber bereits Lehrlinge auf den goldenen Feldern im Lebenshaus stehen haben. Diese könnt Ihr nun nach rechts bewegen und so Euren Skarabäus auf der dazugehörigen Leiste nach rechts bewegen. Hierdurch werden nicht die hiermit verbundenen Aktionen verstärkt, sondern Ihr erhaltet wieder eine entsprechende Aktion.

 

Wenn Ihr mindestens ein freies Feld für ein Aktionsplättchen auf Eurem Tableau habt, könnt Ihr auch die Option Aktionsplättchen nehmen wählen und eines der sechs offenen Plättchen aus dem Lebenshaus auf Euer Tableau legen. Auch hierdurch dürft Ihr eine Aktion, die neben dem Plättchen abgedruckt war, ausführen.

 

Durch die Verkettungen der verschiedenen Aktionen, die Ihr durch Eure Optionswahl auslöst, entstehen häufig längere Kombos, die man teilweise gut planen muss oder durch deren Vielfalt man am Ende vielleicht auch etwas überrascht ist.

 

Die Aussaat endet, sobald Ihr alle jeweils neun Optionen ausgeführt habt (3x Lehrlinge setzen, 3x Spezialisierung steigern und 3x Aktionsplättchen auffüllen). Dann geht es weiter mit der Ernte. Hier erhaltet Ihr als erstes Prestigepunkte für Eure auf dem Tableau gesammelten Schriftrollen. Anfangs verliert Ihr anschließend erst einmal wieder welche, weil Eure Feder und Euer Herz noch sehr weit voneinander entfernt sind. Später, wenn sich beide Marker Eurer Farbe getroffen und sogar überschritten haben, gibt es sogar Pluspunkte. Anschließend erhaltet Ihr weitere Prestigepunkte für Eure Handelspakte mit den Städten, die Ihr mit Eurem Boot bereist habt, Sarkophage oder die Position auf dem Obelisken und der Leiste der großen Pyramide.

 

Sobald Ihr alle Prestigepunkte abgehandelt habt, geht Ihr zum nächsten Zeitalter über und startet von nun an mit der Überschwemmungs-Phase. Hierbei setzt Ihr den Überlieferungsmarker auf das Feld des nächsten Zeitalters, erhaltet Nahrung oder Heka und holt Eure Lehrlinge wieder zurück auf Euer Tableau. Anschließend bewegt Ihr die neutralen Lehrlinge nach unten und füllt die Handelsabkommen auf, entsprechend des aktuellen Zeitalters. Abschließend legt Ihr die Spielreihenfolge neu fest. Die Reihenfolge wird anhand der Prestigepunkte festgelegt, beginnend mit der Person mit den wenigsten Punkten und endend mit der Person mit den meisten.

 

Das Spiel endet mit dem Abschluss der Erntephase im dritten Zeitalter. Nun ermittelt Ihr, wer am meisten Prestigepunkte gesammelt hat. Diese Person gewinnt das Spiel. Die Spieldauer entsprach bei uns in etwa der Packungsangabe von gut 120 Minuten. Wir haben es zu zweit gespielt.

 

Bildergalerie von Men-Nefer (13 Bilder)

Lieferumfang

 

  • 1 Spielplan
  • 1 Zusatzplan
  • 4 Verwaltungstafeln
  • 189 Plättchen
  • 213 Holzteile
  • 2 Stoffbeutel
  • 1 Spielhilfe
  • 1 Würfel
  • 2 Anleitungen



Cover & Bilder © Cover: Pegasus Spiele GmbH / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: Born2bewild

Born2bewild

Alex:

Men-Nefer war schon auf der Spielwarenmesse 2025 ein Eye-Catcher für mich. Auf der einen Seite hat es mich fasziniert, weil hier so viele Details verarbeitet wurden, die mit der ägyptischen Mythologie und Geschichte zu haben, auf der anderen Seite hatte ich auch ein wenig Angst, weil das Ganze einfach sehr mächtig und komplex aussah. Ähnlich muss sich Josi beim Lesen der Anleitung gefühlt haben. Daher auch der Tipp unsererseits: Nehmt Euch die Zeit, baut das Spiel auf und lest dann die Anleitung, vieles wird dadurch wesentlich klarer und ist einfacher zu verstehen und zu erklären. Insgesamt ist es dann „nur“ ein Workerplacement und Optimierungsspiel, das es aber in sich hat. Es macht uns nicht nur als Fans der ägyptischen Gesichte und Mythologie Spaß, sondern auch als erfahrene Brettspieler. Anfangs erschlägt einen natürlich die Gesamtheit, aber das löst sich langsam auf, wenn man angefangen hat. Wie gewohnt gibt es sehr viele Erklärungen auf dem Spielmaterial selbst. Insgesamt aus meiner Sicht eine klar 9/10 mit Tendenz zur 10. Ich hatte überlegt ob vielleicht eine Starthilfe ganz gut wäre.

 

Josi:

Ich kann mich Alex nur anschließen. Die Varianten sind so zahlreich, dass man sich beim Planen des Spielzuges schon etwas Zeit nehmen muss. Daher auch die relativ lange Spielzeit für die 27 Züge pro Person. Das steigert sich noch, wenn man „Denker“ dabei hat. Und wenn die Anderen einem diesen kaputt machen, weil sie das gewünschte Feld besetzen, fängt man von vorne an. Allerdings macht es wirklich viel Spaß. Die Details auf dem Spielbrett sind wirklich toll und wie bei einem Workerplacement eigentlich immer vorhanden, ist die Symbolik schnell nachvollziehbar. Allerdings eher für erfahrene Spieler*innen. In diesem Bereich aber würde ich Men-Mefer weit oben ansiedeln. Daher gehe ich mit der 9/10 gerne mit.


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