Orphan - First Kill

Orphan - First Kill

Originaltitel: Orphan: First Kill
Genre: Horror • Thriller
Regie: William Brent Bell
Hauptdarsteller: Isabelle Fuhrman • Julia Stiles
Laufzeit: DVD (96 Min) • BD (99 Min)
Label: Studiocanal
FSK 16

Orphan - First Kill   17.01.2023 von MarS

2009 sorgte Regisseur Jaume Collet-Sera mit seinem Horrorthriller Orphan: Das Waisenkind für einen handfesten Überraschungserfolg, der vor allem durch seinen unerwarteten Twist im Gedächtnis blieb. 13 Jahre später beschert uns William Brent Bell mit Orphan - First Kill nun eine Vorgeschichte, erneut mit Isabelle Fuhrmann in der Hauptrolle...

 

In der folgenden Kritik haben wir zwar auf Spoiler in Bezug auf Orphan - First Kill so weit wie möglich verzichtet, wer Orphan: Das Waisenkind allerdings noch nicht kennt, der sollte das an dieser Stelle jedoch zunächst einmal ändern...

 

Inhalt

 

Tricia (Julia Stiles) und Allen (Rossif Sutherland) Albright können es kaum glauben. Vier Jahre sind vergangen, seitdem ihre Tochter spurlos verschwunden ist, und nun erhalten sie wie aus heiterem Himmel die Nachricht, dass Esther (Isabelle Fuhrmann) tatsächlich gefunden wurde. Blind vor Glück versuchen sie ihre verloren geglaubte Tochter wieder in den Familienalltag zu integrieren, doch während Allen kaum noch von Esther zu trennen ist, kommen Tricia und Esthers Bruder Gunnar (Matthew Finlan) schon bald erste Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit. Woher kommt der Akzent, den Esther entwickelt hat, und wieso haben sich ihre Interessen und Fähigkeiten so stark verändert? Kann dafür wirklich eine Entführung und der jahrelange Aufenthalt in Gefangenschaft verantwortlich sein?

 

William Brent Bell als Regisseur für einen zweiten Teil zu einem Film einzusetzen, der durch einen markanten Twist sein Pulver eigentlich schon verschossen hat, das scheint eine kritische Entscheidung zu sein. Zwar hat er mit The Boy in der Vergangenheit ebenfalls einen Horrorfilm erschaffen, der durch eine brachiale Wendung zu schockieren wusste, als Verantwortlicher für den entsprechenden Nachfolger Brahms: The Boy II hatte er allerdings weitaus weniger Gespür bewiesen - und aus diesem letztendlich einen austauschbaren Horrorstreifen von der Stange gemacht, dem jegliche Inspiration und Eigenständigkeit abhandengekommen war. Mit seinem Prequel zum Horrorthriller Orphan: Das Waisenkind beweist er jetzt allerdings, das es auch anders geht...

 

Ist das Kind nämlich bereits in den Brunnen gefallen, dann hat man zwei Möglichkeiten. Man geht wie in Brahms: The Boy II vor und nutzt den Erfolg des ersten Teils, um mit einer weitaus simpleren und recht banalen Geschichte - und möglichst geringem zeitlichem Abstand zum Vorgänger - die Fans noch einmal hervorzulocken. Oder man entscheidet sich dazu, seine Handlung bewusst auf den Kenntnissen der Zuschauer in Hinblick auf die einstige Überraschung aufzubauen, nur um im Verlauf eine ganz neue, beinahe ebenso schockierende Wendung zu präsentieren, die alle Erwartungen gekonnt ignoriert, und gleichzeitig ein völlig neues Licht auf die Geschichte wie auch die Figuren wirft. Eindeutig war die zweitere Variante genau die richtige Wahl, noch dazu da inzwischen immerhin 13 Jahre vergangen sind. Die neue Ausrichtung betrifft allerdings nicht nur eine in der Anfangsphase äußerst geschickt aufgebaute Spannungskurve und den Wechsel von düster-atmosphärischem Psychohorror hin zu handfesten Gewaltausbrüchen und fiesen Machtspielchen, sondern setzt gleichzeitig auch auf regelrecht schwarzen, bitterbösen Humor, der sich unerwartet harmonisch ins Geschehen einfügt. Dabei gelingt es Orphan - First Kill sogar, die Sympathien des Zuschauers zu manipulieren, und in eine Richtung zu lenken, die man eigentlich gar nicht für möglich gehalten hätte. Dies hat Orphan - First Kill jedoch nicht nur der gelungenen Geschichte zu verdanken, sondern auch den beiden zentralen Figuren des Films, dargestellt von Isabelle Fuhrmann und Julia Stiles. Während Isabelle Fuhrmann - inzwischen 25 Jahre alt und durch hervorragenden Einsatz von Make-up, Tricktechnik und perspektivischen Spielereien glaubwürdig verjüngt - ein weiteres Mal in ihrer Paraderolle als manipulative Hochstaplerin mit Hang zur Gewalt zu glänzen weiß, ist es gerade Julia Stiles, die als ihre neue Wahl-Mutter mit skeptischem Blick eine unerwartet eindringliche Vorstellung abliefert. Im Gegensatz zum Vorgänger Orphan: Das Waisenkind kann Orphan - First Kill allerdings im letzten Drittel seine aufgebaute Atmosphäre und die Intensität des Geschehens nicht mehr ganz halten, was vor allem der Tatsache geschuldet ist, dass hier der massive Umbruch in der Erzählung bereits recht früh stattfindet. Das ist zwar innerhalb der Handlung notwendig, und hinterlässt auch mächtig Eindruck, lässt die Spannungskurve aber zugunsten eines vor allem von Schauwerten dominierten Finales deutlich einbrechen. Spaß macht das Ganze aber auch dann noch, und als Übergang zu den Ereignissen, die mit Orphan: Das Waisenkind erst noch folgen sollen, funktioniert das Alles ebenfalls hervorragend. Ein Prequel also, das seinen Namen durchaus verdient hat, und das zudem dem Vorgänger in kaum etwas nachsteht - nur eben auf eine ganz andere, ebenso interessante wie einfallsreiche Art und Weise. 

 

Bildergalerie von Orphan - First Kill (5 Bilder)

Details der 4K UHD

 

Was ist denn hier los? Während Orphan - First Kill inhaltlich Eindruck hinterlässt und dem Vorgänger in kaum etwas nachsteht, ist die Bildqualität der 4K UHD alles andere als überzeugend ausgefallen. Ob nun als Stilmittel vielleicht sogar so gewollt, um damit den Status als Prequel zu unterstreichen, oder auch nicht, schön sieht hier gar nichts aus. So richtig scharf ist das Bild zu keinem Zeitpunkt, während trübe Farben und ein schwammiger Kontrast das Geschehen dominieren und für einen milchigen Schleier sorgen. Auch der Schwarzwert bringt keine Besserung, sondern tendiert zu einem matschigen Grau. Deutlich hochwertiger zeigt sich die in DTS-HD 7.1 vorliegende Tonspur, die sich zwar nur selten, wenn dann aber sehr gelungen und mit sauber ortbarer Signalgebung in den Raum öffnet. Der Fokus liegt hier zum einen auf ein paar gezielten Effekten sowie dem teilweise sehr druckvoll eingesetzten Soundtrack, zum anderen aber vor allem auf einer klaren und sauberen Dialogwiedergabe. 

 

Neben den klassischen Doppel-Sets von Orphan: Das Waisenkind und Orphan - First Kill auf DVD und Blu-ray beinhaltet übrigens auch die 4K UHD Variante neben dem Prequel auch den Vorgänger auf einer separaten Blu-ray.



Cover & Bilder © Studiocanal GmbH / © 2022 Paramount Players, a Division of Paramount Pictures


Das Fazit von: MarS

MarS

 

Selten, aber ganz offensichtlich möglich. Orphan - First Kill ist ein spätes Prequel, das nicht nur seinen Namen verdient hat und dabei hervorragend funktioniert, sondern dem Vorgänger dank einfallsreicher Neugestaltung in kaum etwas nachsteht. Wer an am düster-atmosphärischen Orphan: Das Waisenkind seine Freude hatte, der sollte sich Orphan - First Kill nicht entgehen lassen - alleine schon, da Isabelle Fuhrmann erneut in ihrer Paraderolle zu glänzen weiß. Einziger Wermutstropfen ist hier leider die Bildqualität, die nicht sonderlich gut ausgefallen ist. 


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