Possessor (Uncut)
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BEWERTUNG |
22.02.2022 von MarSNachdem sich Kultregisseur David Cronenberg, Mitbegründer des Body-Horrorfilms, seit einigen Jahren aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hat, ist es nun an seinem Sohn Brandon Cronenberg, den Familienauftrag weiterzuführen. Ob ihm dies mit seinem zweiten Langfilm Possessor gelungen ist, das erfahrt Ihr in unserer Kritik...
Inhalt
Tasya Voss (Andrea Riseborough) arbeitet als Auftragskillerin für eine geheime Organisation, der es gelungen ist, mittels einer Maschine in das Bewusstsein anderer Menschen einzudringen, um diese gegen ihren Willen zu steuern. Doch die Technik birgt auch Gefahren, denn der Aufenthalt in einem fremden Körper und die damit verbundene Überforderung für den Geist hinterlassen auf Dauer irreparable Schäden im eigenen Gehirn. Nach jedem Einsatz muss sich Tasya deshalb einer psychologischen Begutachtung durch ihre Auftraggeberin (Jennifer Jason Leigh) unterziehen, aber auch wenn sie bislang die Einsätze ohne schwerwiegende Schäden hinter sich bringen konnte, so hat sie sich doch zusehends von ihrem Mann Michael (Rossif Sutherland) und ihrem Sohn Ira (Gage Graham-Arbuthnot) entfremdet. Dennoch stürzt sich Tasya sofort wieder in einen neuen Auftrag, und übernimmt das Bewusstsein Colin Tates (Christopher Abbott), um dessen Verlobte Ava (Tuppence Middleton) und ihren Vater, den mächtigen IT-Unternehmer John Parse (Sean Bean), zu töten. Doch Colins Verstand erweist sich als äußerst wehrhaft, und als Tasya sich plötzlich als Gefangene in einem fremden Körper wiederfindet, entbrennt ein verheerender Kampf im Unterbewusstsein, der ihre komplette Identität auszulöschen droht...
Acht Jahre nach seinem Spielfilmdebüt Antiviral beweist Brandon Cronenberg mit seinem SciFi-Horrorfilm Possessor endgültig, dass der Apfel wahrlich nicht weit vom Stamm fällt, und steigt damit gekonnt in die zugegeben sehr großen Fußstapfen seines Vaters. Possessor ist ein bizarrer, verstörender, und zudem stilmittelgetränkter Tripp ins Unterbewusstsein, eine Reise in die Dualität der eigenen Persönlichkeit, aber auch die Dualität zweier sich völlig fremder, gegensätzlicher Individuen, die doch auf die ein oder andere Weise ähnliches durchleben, und deren dadurch entstehende Verbindung letztendlich beide zu zerstören droht. Ein Kampf um die eigene Identität ist die Folge, um die wenigen Dinge, die einem in einer radikalen und jegliche Privatsphäre oder Eigenständigkeit ignorierenden Welt noch geblieben sind, die finale Eskalation scheint unausweichlich. Selbstredend erzählt Brandon Cronenberg seine Geschichte auf markante, ganze eigene Art und Weise, reichert die Inszenierung ebenso mit ruhigen, dialogorientierten Passagen an, wie mit regelrecht psychedelischen, irritierenden Sequenzen und bizarren Effekten. Doch ein Film aus der Familie Cronenberg wäre kein solcher, wenn es nur diese kunstvoll arrangierte, audio-visuell berauschende Erzählung wäre, die den Zuschauer ebenso fasziniert, wie auch verwirrt, und dabei zudem auf die Beantwortung aller Fragen oder eine Auflösung aller komplexer Strukturen verzichtet. Possessor liefert nämlich zudem auch exzessive, regelrecht spürbar schmerzhafte Gewaltausbrüche, die dank Verzicht auf CGI und dem Einsatz praktischer Effekte eine intensive, verstörende Wirkung entfalten - sehr empfehlenswert ist in diesem Bezug auch das Bonusmaterial, wo im Featurette "Die Freude am Praktischen" ein hervorragender Blick auf die bemerkenswerten Spezialeffekte gewährt wird. Ungewöhnlich explizite Aufnahmen nackter Körper und ausgiebige Sexszenen, meist allerdings in Verbindung mit unbequemen, gänzlich im Kontrast zu Erotik oder menschlichen Gefühlen stehenden Bildkompositionen, verdichten im Verlauf zusätzlich nicht nur den Eindruck, dass man es hier mit einem echten Cronenberg zu tun hat, sondern auch, dass Possessor wohl nur einem sehr offenen, an ästhetisch bizarren und schwergängigen Filmen interessiertem Publikum zugänglich sein wird. Der Rest dürfte wohl eher angewidert und abgeschreckt reagieren. Possessor gelingt es jedenfalls, zu polarisieren, sich ins Gedächtnis einzubrennen, und damit unweigerlich an die Frühwerke David Cronenbergs zu erinnern, wobei es Brandon Cronenberg trotz aller familieninterner Parallelen zweifellos gelingt, sich seinen eigenen Wiedererkennungswert zu bewahren.
Details der Blu-ray
Das Bild der Blu-ray ist selbstredend durchwegs stilmittelgeprägt, und deshalb auch sehr schwer einzuordnen. Digital hinzugefügtes Korn und ein oftmals schwammiger Kontrast sorgen bewusst für einen schmutzigen, bedrohlichen Look, Farben werden beinahe durchwegs stark stilisiert dargestellt und neigen dazu, nicht allzu satt auszufallen. Grundsätzlich ist das Bild aber durchaus scharf und - abgesehen von den absichtlichen Mängeln, sauber. Akustisch hingegen gibt es keinerlei Ansätze, die einen durchwegs großartigen Eindruck schmälern könnten. Das gesamte Geschehen ist extrem dynamisch, Effekte und Score werden effektiv im Raum verteilt, und die Kanäle sind durchwegs deutlich voneinander zu unterscheiden. Klare und stets verständlich wiedergegebene Dialoge stehen im harmonischen Kontrast zum kraftvollen, massiven Gefüge des übrigen Sounddesigns.
Details der 4K UHD
Die 4K UHD tut sich durch den beträchtlichen Stilmitteleinsatz beinahe ebenso schwer wie die Blu-ray. Dennoch wirkt das Bild hier etwas dynamischer, und auch im Kontrastbereich sowie bei der Farbdarstellung erscheint die 4K UHD etwas kräftiger. Insgesamt ist die 4K UHD zudem - ganz im Gegensatz zu den üblichen UHD-Veröffentlichungen - im Vergleich zur Blu-ray etwas heller eingestellt, wodurch Farbdarstellung und Kontrast zusätzlich ein wenig harmonischer wirken. Abgesehen von der Dolby Atmos - Tonspur der Blu-ray bietet die 4K UHD auch eine Auro 13.1 - Abmischung, die sich jedoch nur marginal unterscheidet. Überwiegend betrifft diese eine etwas andere Gewichtung des Sounddesigns beziehungsweise veränderte Verteilung der Soundeffekte im Raum. Zudem bietet die Auro 13.1 - Tonspur etwas mehr Hall sowie Druck aus dem Subwoofer.
Details des Limited 4K UHD Steelbooks
Das Cover des Steelbooks ist ebenso verstörend, wie das Werk selbst, und zeigt eine sehr markante, erinnerungswürdige Szene aus dem Film. Die Rückseite bietet einen Blick auf die Maschine zur Bewusstseinsübertragung. Das gesamte Steelbook ist passend zu zahlreichen Sequenzen im Film in einem satten Rot gehalten und mit einem glänzenden Finish versehen worden. Umschlossen wird das Steelbook von einer J-Card, die alle wichtigen Infos und Details zur Edition bereithält. Der Innendruck beschränkt sich auf zwei Symbole aus dem Film. Cover & Bilder © Turbine Medien GmbH / Produktfotos: www.sofahelden.de Das Fazit von: MarS
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