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Memoiren einer Schnecke
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BEWERTUNG |
02.10.2025 von MarSBereits mit seinem Langfilmdebüt Mary & Max - oder: Schrumpfen Schafe, wenn es regnet? hatte der Australier Adam Elliot eindrucksvoll bewiesen, dass Knetmasse, Stop-Motion und berührendes Drama hervorragend zusammenpassen. Nun folgt nach acht Jahren Entstehungszeit mit Memoiren einer Schnecke sein zweites Animationswerk im Langfilmformat...
Nach dem Tod ihrer Mutter wachsen die Zwillinge Grace und Gilbert bei ihrem querschnittsgelähmten Vater auf, der den Tod seiner Frau nie verwunden hat und dem Alkohol verfallen ist. Als auch ihr Vater stirbt, werden Grace und Gilbert schließlich voneinander getrennt, und landen in weit entfernten Pflegefamilien. Während Gilbert die Grausamkeiten einer fanatisch-religiösen Gemeinschaft und schwerer Kinderarbeit ertragen muss, ist Grace zunehmend auf sich allein gestellt, weshalb sich das schüchterne Mädchen immer mehr in ihre eigene Welt zurückzieht. Hoffnung geben ihr nur ihre Liebesromane sowie ihre Schneckensammlung, ebenso wie der regelmäßige Briefverkehr mit ihrem Bruder. Als Grace jedoch eines Tages die warmherzige aber exzentrische alte Dame Pinky kennenlernt, scheint es erstmals so etwas wie Freude in ihrem Leben zu geben...
Ein Animationsfilm? Das ist doch nur was für Kinder! Bei weitem nicht, denn was uns Adam Elliot mit Memoiren einer Schnecke zumutet, das ist schon ziemlich hart. Das Geschehen ist unendlich traurig, melancholisch, vollgestopft mit Schicksalsschlägen und schwerer thematischer Kost - selbst für Erwachsene. Und doch ist Memoiren einer Schnecke auch herzzerreissend hoffnungsvoll, unglaublich bewegend und gespickt mit schrägen Figuren sowie wundervollem Humor, der im krassen Gegensatz zu den oftmals schrecklichen und regelrecht grausamen Ereignissen steht. Gleichzeitig werden diese Auflockerung und erzählerische Leichtigkeit aber auch dringend benötigt, denn bis es endlich dazu kommt, der Hauptfigur Hoffnung und Trost zu spenden, vergeht nicht nur eine unangenehm lange und schmerzliche Zeit, sondern diese ist auch noch geprägt von einer nicht enden wollenden Spirale aus Unglück und Rückschlägen. Schwermütig und niederschmetternd auf der einen, lebensbejahend und fröhlich auf der anderen Seite, Memoiren einer Schnecke lebt von seinen Gegensätzen, aber auch vom trotz allem stets vorhandenen Optimismus, der am Ende endlich die Oberhand gewinnen darf. Eine Erleichterung, nicht nur für die Hauptfigur Grace, sondern auch für den Zuschauer...
Mit den Animationen hebt sich Memoiren einer Schnecke bewusst von den glattgebügelten Hochglanz-Animationsfilmen anderer Produktionsfirmen ab. Düstere, trostlose Farben beherrschen atmosphärisch absolut stimmig die Szenerie, während auf Special Effects und computergenerierte Hintergründe vollends verzichtet wurde. Hier ist wirklich alles in feinster Handarbeit entstanden, und wurde absichtlich fernab von Perfektion erschaffen - und auch das steht im harmonischen Einklang mit der Grundstimmung sowie der Aussage des Films. Und dennoch: Trotz aller Hässlichkeit und skurriler Absurdität sieht Memoiren einer Schnecke einfach großartig aus, und trifft den Zuschauer damit mitten ins Herz...
Details der Blu-ray
Die Blu-ray liefert ein scharfes, detailfreudiges und durchwegs mangelfreies Bild mit schöner Farbdarstellung und ausgewogenem Kontrastumfang. Auch in den sehr dunklen Szenen - und davon gibt es einige - ist jedes Detail bis in die wunderbar gestalteten Hintergründe zu erkennen, was jeden Moment zu einem echten Erlebnis macht, bei dem es immer wieder auf ein Neues etwas zu entdecken gibt. Die Tonspur bietet eine ansprechende Abmischung, die sich vor allem auf die saubere und klare Wiedergabe der Erzählerstimme aus dem Off konzentriert, wogegen Dialoge eher eine seltene Ausnahme bilden. Das übrige Sounddesign inklusive des atmosphärischen Scores verteilt sich angenehm im Raum, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Cover & Bilder © capelight pictures OHG / © Arenamedia Films Das Fazit von: MarS
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