Rage

Rage

Publisher: Bethesda
Entwicklerstudio: id Software
Genre: Action
Sub-Genre: Egoshooter
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 07.10.2011
USK 18

Rage    11.10.2011 von Panikmike

Ein neuer Titel von id Software? Sind das dieselben, die uns damals Quake und Doom beschert haben? Wirklich? Dann muss ich ja sofort das Rollo herablassen, das Licht ausschalten, mich verbarrikadieren, dem Pizzadienst meine Wochenbestellung mitgeben und mich mindestens für eine Woche auf meinen Zockersessel fesseln lassen. Bettpfanne nicht vergessen und los geht die Reise in eine naheliegende Zukunft …

Die Geschichte klingt ein wenig nach „Fallout“ gepaart mit „I am Legend“. Ein Asteroid namens Apophis rast auf die Erde zu und scheint unser Untergang zu sein. Die Menschen auf der Erde haben keine Chance und so scheint unser Schicksal besiegelt. Doch einige von uns sind die Auserwählten, die in einer Kryokammer tief unter der Erde verbuddelt werden und die Zukunft der Menschheit sichern sollen. Wenn – irgendwann mal – die Erde wieder bewohnbar sein wird, dann sind diese Menschen zur Stelle und siedeln die Erde quasi neu an. Der Fallout ist unaufhaltsam, wir machen also das Beste aus dieser ausweglosen Situation. So wird uns die Geschichte in einem schönen Video erzählt, unterstrichen wird alles noch mit einer Klaviermusik. Mir sind die Tränen nahe – wird unsere Zukunft wirklich so aussehen?

Na da müssen wir noch einige Jahre warten, doch erst mal beginnt das Spiel. Wir werden 106 Jahre nach dem Einschlag des Meteoriten aus dem Kryoschlaf gerissen und wissen momentan nicht, was um uns herum geschieht. An der Oberfläche angekommen, sehe ich nur Brachland und eingestürzte Häuser. Als wir uns in dieser seelenlosen Gegend ein wenig umschauen, werden wir prompt von einem ekelhaften Wesen angefallen. Wir versuchen dies zu erledigen, doch ein muskelbepackter Scharfschütze namens Dan war schneller. Dieser nimmt uns nach dem Mord an dem Mutanten in seinem selbst aufgemotzten Buggy in sein Haus in der Nähe der größten Siedlung Wellspring mit und gibt uns unseren ersten Auftrag. Weil wir ja ein Auserwählter und angeblich etwas Besonderes sind, sollen wir bestimmte Gegner namens Ghosts auslöschen. Na dann machen wir uns mal auf dem Weg und treten diesen Ghosts in den Ar***.

Die Geschichte rund um Rage ist nichts Besonderes, aber bei einem Shooter ist das auch zweit- oder sogar drittrangig. Die Steuerung muss passen, die Effekte müssen da sein, die Atmosphäre sollte stimmig sein, die Spieler werden gerne überrascht und die Action darf nicht zu kurz kommen. id Software konnte dies früher sehr gut und hat es heutzutage immer noch drauf. Allerdings wurde Rage nicht als reinrassiger Shooter konzipiert, sondern mit einem leichten Hauch von Rollenspiel. Bei den Waffen zum Beispiel kann man nicht nur den Einheitsbrei wie eine Pistole, eine Schrotflinte oder einen Raketenwerfer finden, sondern diese auch mit allerlei Sachen kombinieren. So baut man sich im Laufe der Zeit elektrofähige Waffen, die die Gegner schön unter Strom setzen und bei einer Kombination mit Wasser besonders ekelhaft brutzeln. Oder aber man kann durch eine geschickte Kombination Gegner nach einem Treffer sogar für eine kurze Zeit kontrollieren. Im Spiel sammelt man permanent Gegenstände auf, braucht man davon welche nicht, dann lohnt sich der Gang zum Händler um die Ecke. Doch täuscht Euch nicht, was man mit Dosen, einer Patronenhülse, einem Damenbart und einem 64MB USB-Stick so alles bauen kann. Wenn Ihr die 145. Folge von MacGyver gesehen habt, dann wisst Ihr, was ich meine. Genug gescherzt, denn ähnlich wie bei Fallout kann man Baupläne finden oder kaufen und sich dann aus allerlei Schrott, nützliche Dinge zusammenbauen. Hier hat sich id Software einiges einfallen lassen, neben Heilmittel kann man sich auch einen ferngesteuerten Buggy (ähnlich wie bei Call of Duty Black Ops) oder aber auch Selbstschussanlagen basteln. Getreu dem Motto: Fast nichts ist unmöglich!

Das gesamte Spiel ähnelt Fallout wirklich sehr, jedoch hat Rage ein komplett anderes Flair. Doch Parallelen sind zu genüge erkennbar, was das Ganze aber nicht schlechter macht. So kämpft man im Laufe der Kampagne nicht nur gegen die Ghosts, sondern auch gegen Banditen, Mutanten und verschiedenen Banden. Später kommen dann sogar gepanzerte Gegner, die der Regierung angehören. Alle unterscheiden sich nicht nur grafisch, sondern auch in ihrer Handlung und ihrem Angriffsverhalten. Hier merkt man id einfach die Erfahrung an, ich habe selten so eine Vielfalt gesehen wie bei Rage. Hat man einen Gegner besiegt, so sollte man seine Leiche fleddern, denn es ist oftmals was Nützliches dabei. Leider kann man keine neue Waffen finden oder vom Gegner abnehmen, diese muss man sich im Laufe der Kampagne verdienen oder bauen. Warum sich id für diesen Weg entschieden hat, verstehe ich nicht, wahrscheinlich ging es aber hier um den sonst zu einfachen Schwierigkeitsgrad. Die Intelligenz der Gegner ist meistens würdig, sie laufen von Deckung zu Deckung, weichen mit einer Rolle aus und attackieren uns im Schnelldurchgang. Oftmals schaut man um eine Ecke und hat einen auf uns zustürmenden Gegner vor sich: Bwahhhhhhh. Allerdings erinnert mich alles trotzdem ein wenig an den Film „Idiocracy“, da einige scheinbar ohne Hirn auf uns zulaufen. Werden in der Zukunft die Menschen wirklich immer dümmer und aggressiver? Segnet man mal das Zeitliche, so kann man sich mit dem Defibrillator wieder ins Leben zurückholen. In einem kleinen Minispiel muss man beide Sticks in die vorgegebene Richtung drücken, um wieder Lebensenergie zu bekommen. Es ist aber kein Freischein für unendlich viele Leben, da sich unser elektronischer Wunderheiler mit der Zeit erst wieder aufladen muss.

Leider ist die Kampagne selbst relativ schnell durchgespielt, zumindest wenn man den normalen Hauptsträngen folgt. Richtig viele Überraschungen gibt es nicht, Endbosskämpfe ebenso kaum. Natürlich gibt es viele Nebenquests, die aber nicht jeder Spieler absolvieren möchte. Allerdings wäre es ratsam, weil in diesen die Abwechslung drin steckt und auch eine Menge an Belohnungen. Ebenso bekommt man Respekt bei den Einwohnern, was wiederum hin und wieder coole Sprüche hervorzaubert. Sind die Menschen offener, so gibt es einen lustigen Kommentar. Doch man sollte auf alle Fälle die Augen offen halten, in Rage sind einige spaßige Minispiele versteckt. Neben verschiedenen Autorennen gibt es auch ein Karten- und ein Würfelspiel. Diese sind ein netter Zeitvertreib und bei erfolgreichem Spiel, könnt Ihr sogar Geld und Rennscheine gewinnen, mit denen Ihr dann Sachen kaufen und Euer Auto aufwerten könnt.

Doch auch bei den Missionen gibt es eine gute Abwechslung. Man muss nicht nur Gegner töten, sondern auch mal jemanden finden, oder auch als Begleitung Feuerschutz geben. Zu Fuß müsst Ihr übrigens nicht das ganze Areal durchlaufen, ähnlich wie bei Borderlands gibt es einen kleinen Fuhrpark, den man im Laufe der Karriere bekommt. Anfangs fährt man noch mit einem ATV von A nach B, später gibt es dann einen vollbewaffneten Buggy. Die Rennen und das Fahrgefühl sind sehr arcadelastig – das ist aber auch gut so. Die Steuerung ist auch hier grandios, bewegt man den Stick so reagiert auch das Vehikel. Ebenso ist es bei unserem Protagonisten selbst, die Steuerung geht super von der Hand. Nebenbei erwähnt hätte eine Simulationsteuerung beim Autofahren hier auch nichts verloren.

Auch hier kann man sein wohlverdientes Geld ausgeben, ob man die Vehikel nun schneller macht oder ihn eine andere Lackierung verpasst, ist jedem Selbst überlassen. Die eigene Kreativität kennt kaum eine Grenze, außer man hat zu wenig Kohle oder Rennscheine, dann sollte man auf die Jagd gehen und auch Rennen fahren.

In Sachen Technik ist id Software ein wahres Meisterwerk gelungen. Das Ödland sieht besser als bei Fallout aus, die Landschaften sind weitläufig und schön anzusehen und die Gegner machen einem durch ihre Mimik Angst. Der Spieler wird im Laufe des Spiels immer wieder neue Details erkennen, selten hat man so was in dieser Form gesehen. Doch nicht nur die Bilder sind großartig, sondern auch die Animationen. Die Menschen verhalten sich sehr realistisch, besonders weil es kaum gleiche Individuen gibt. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit und sein eigenes Verhalten. So macht es unglaublich Spaß, mit allen zu reden und sie zu beobachten.

Bildergalerie von Rage (6 Bilder)

Leider wird der Spieler auch mit Clipping-Fehler und teilweise matschigen Texturen konfrontiert. Ob man dies vernachlässigen kann, ist eine gute Frage. Es ist jedoch störend, wenn ein toter Gegner durch eine Hausmauer fällt. Die Texturen sehen von der Ferne sehr gut aus, doch wenn man schnell zu einem Objekt geht, dann kommt die „Megatexture“-Technologie nicht mehr nach. Man sieht dann ein verpixeltes Objekt, welches dann kurze Zeit später detailreicher wird. Rage lädt ununterbrochen nach, nicht immer wird man diesen Fehler entdecken. Die Nachladegeschwindigkeit der neuen id-Engine ist sehr hoch, selten muss man lange warten. Dennoch tritt das oben genannte Problem immer wieder auf. Um die Wartezeit zu verkürzen und die Fehlerquote zu senken, kann man sich die Discs auf die Festplatte kopieren. Man muss aber schon eine große Festplatte haben, denn die Xbox 360 Version hat drei randvolle DVDs. Id Software selbst rät den Spieler allerdings nicht ohne Grund dazu, das Spiel auf Platte zu schmeißen.

In Sachen Sound gibt es wenig Negatives zu berichten. Die deutschen Stimmen gehen in Ordnung, leider sind sie fast nie lippensynchron. Die Effekte passen sehr gut zur Fallout-Stimmung und auch die Hintergrundmusik gliedert sich gut ein. Allerdings ist es total nervig, dass die Stimmen nicht, wie man es gewohnt ist, aus den vorderen Lautsprechern kommen, sondern immer aus den Hinteren. In Sachen Dolby Digital sollten die Entwickler noch mal einen Kurs belegen!

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Mehrspielermodus, wobei dieser kaum erwähnenswert ist. Zum einen fehlt hier der klassische Mehrspielermodus komplett, zum anderen ist der vorhandene Modus amüsant, aber nicht mehr. Man sitzt hinter dem Steuer eines modifizierten Vehikels á la Mad Max und bekriegt sich mit bis zu vier Spieler mit MGs und Raketen oder aber man fährt ein Rennen gegeneinander und muss Meteoriten aufsammeln. Dann gibt es noch neun Koop-Missionen, die man off- sowie online spielen kann und das war es dann auch schon. Alle Modi machen kurzzeitig Spaß, doch von id erwartet man sich eigentlich eine gehörige Portion „Gegeneinander Ballerei“. Schade, ein Deathmatch in Rage hätte geil werden können – leider müssen wir davon träumen.



Cover & Bilder © Bethesda Softworks LLC, a ZeniMax Media company. Marken sind das Eigentum ihrer jeweiligen Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: Panikmike

Panikmike

Ich bin begeistert, was id Software hier geschaffen hat. Mit dieser Grafik hätte ich mir Fallout 3 gewünscht. Man bekommt direkt Angst, wenn man sich vorstellt, dass es in einigen Jahrzehnten nach einer Katastrophe so aussehen könnte. Die Entwickler haben hier wirklich ihre Hausaufgabe gemacht, auch wenn die nahe Optik hin und wieder hakt. Wenn man mal von der unglaubwürdigen Story absieht, wobei id Software es hier noch nie drauf hatte, dann ist Rage wirklich ein sehr gutes Spiel geworden. Allerdings ist die kurze Dauer des Spiels sehr schade und die Tatsache, dass es keinen klassischen Deathmatch-Modus als Mehrspielermöglichkeit gibt, verstehe ich überhaupt nicht. Daher ist Rage zwar würdig, dennoch vergebe ich nicht mehr als 8 Punkte, denn heutzutage ist ein richtiger Multiplayermodus in meinen Augen superwichtig!


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positiv negativ
  • Unfassbar gute Grafik…
  • Schöne Weitsicht und tolle Landschaften
  • Sehr viele Nebenmissionen…
  • Amüsantes Mehrspielererlebnis mit den Autos…
  • Gute Shooter-Steuerung
  • Arcadelastiges Autofahren
  • Sehr cooles Intro
  • Spaßige Minispiele
  • Schöne Koop-Missionen zu Zweit (off- und online)
  • … nur bei Nahem sieht man oft matschige Texturen
  • Kämpfe oftmals sehr einfach
  • … ohne die das Spiel schnell durchgespielt ist
  • … dafür kein Mehrspielermodus wie z. B. Deathmatch
  • Deutsche Sprachausgabe nicht lippensynchron
  • Dolby Digital bei der Sprachausgabe – was ist das?





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