Rustler

Rustler

Publisher: Modus Games
Entwicklerstudio: Jutsu Games
Genre: Action
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 31.08.2021
USK 16

Rustler   12.10.2021 von LorD Avenger

Wenn man in Zusammenhang mit Rustler die Bezeichnung "GTA Parodie" hört, sollte man seine Pferde im Zaum halten - bei der Entwicklung hat man sich nämlich die weniger populären Ursprungsteile der 90er als Vorbild genommen...


Inhalt

 

Guy ist ein Bauer, wie er im Buche steht - nach heutigen Maßstäben von seinem Benehmen und seiner Ausdrucksweise her, nach mittelalterlichen auch in allen anderen Punkten. Um etwas Pepp in sein Leben zu bringen und sich etwas dazuzuverdienen, arbeitet er gelegentlich für den Unterweltboss Herb. Diesen beiden niederen Tätigkeiten scheint er aber gleichermaßen entfliehen zu können als sein Freund Buddy ihn auf das große königliche Turnier aufmerksam macht. Geht man aus diesem siegreich hervor, darf man die Prinzessin heiraten und sich im Königshaus etablieren. Ein Mann von Guys Stand und Aussehen hat es allerdings nicht einfach als adliger Ritter durchzugehen - deswegen muss ein großer Batzen Geld her, um entsprechende Papiere zu fälschen. Geld, das in der Kürze der Zeit nur mit ziemlich illegalen Gefallen für diverse Leute aufzutreiben ist.

 

Von der Grafik aus Vogelperspektive abgesehen, ist Rustler sehr stark an die alten GTA-Teile angelehnt - auch vollkommen unverblümt. Sei es das ungenierte Furzen und Rülpsen oder auch die davon abgesehene herbe Ausdrucksweise. Ganz abgesehen vom klassischen Story-Grundgerüst, dass sich ein Kleinkrimineller mit weiteren Verbrechen zur ganz großen Nummer hocharbeiten muss. Wenn Guy umgebracht wird, erscheint der klassische ausgrauende Bildschirm mit der roten Schrift und sogar einer sehr bekannt vorkommenden Melodie. Wenn er auf ein Pferd oder eine Kutsche aufsteigt, wird unten rechts das "Modell" eingeblendet. Begeht er ein Verbrechen in Sichtweite der Stadtwachen, steigt sein Fahndungslevel. Die polnischen Entwickler von Jutsu Games haben es sich aber auch nicht nehmen lassen sich von anderen Popkulturelementen inspirieren zu lassen - und "inspirieren" ist an dieser Stelle schon sehr gutmütig gemeint. Wer die sehr offensichtlichen Anspielungen auf Star Wars, Der Pate, Batman & Co. nicht sofort versteht, muss die letzten zwanzig Jahre hinterm Mond gelebt haben. Ich meine das aber gar nicht mal negativ - zwar mangelt es arg an Originalität, aber für einen Nerd wie mich sind diese ganzen Easter Eggs natürlich eine willkommene Belustigung. Gerade, weil das leider schon der größte Pluspunkt des Games ist. Für Spieler, die in der Popkultur unserer Zeit nicht ganz so verankert sind, bleiben wohl in erster Linie die negativen Aspekte prominent im Gedächtnis. Und das bringt uns auch schon zum...

 

Gameplay

 

Wenn man bei all der Liebe für die GTA-Vorlage eines nicht hätte kopieren sollen, dann ist es zweifelsohne das Gameplay, das vor über zwanzig Jahren bereits furchtbar war und bis heute alles andere als gut gealtert ist. Mit der Vogelperspektive komme ich gut zurecht, auch wenn die Kamera beim schnellen Pferdgallop ruhig etwas herauszoomen könnte, um ein größeres Blickfeld zu ermöglichen, aber speziell die Kämpfe? Horror! Im alten GTA hat es ja noch Spaß gemacht mit den diversen Schusswaffen durch die Straßen zu rennen und ein Massaker nach dem anderen anzurichten, im Mittelalter jedoch kriegen wir lediglich eine sehr langsam nachladende Armbrust als Schusswaffe an die Hand (und Pferdekot, der Gegner verlangsamt) - davon abgesehen bleibt uns ausschließlich der Nahkampf mit Fäusten, Stöckern, Äxten, Schwertern und Speeren. Und auch das wäre halb so wild, wenn es denn wenigstens gut funktionieren würde, aber unterm Strich ist es ein absolut furchtbares Glücksspiel. Guy visiert seine Gegner nicht an, wodurch die Hälfte der Schläge ins Leere gehen, gerade, wenn man sich zusätzlich mit einem Schild versucht zu schützen. Ohne Schild verlaufen die Kämpfe zwar deutlich schneller, in einem Drittel der Fälle enden sie aber auch sehr schnell sehr tödlich. Gerade, wenn man drei oder mehr Gegner auf den Fersen hat und alle gleichzeitig auf einen einschlagen. Und nicht selten bleibt man beim Weglaufen dann auch noch an Bäumen, Kisten oder anderen Umgebungsfallen hängen und kann sich nur noch erstechen lassen. Die Checkpoints sind zwar meistens recht fair gesetzt (immerhin eine willkommene Weiterentwicklung zu GTA und seinen Krankenhausbesuchen), dummerweise in Missionen aber auch grundsätzlich vor Zwischensequenzen, die man nicht überspringen kann, was schnell arg lästig wird. Häufig kann und sollte man das Spiel einfach austricksen, um die eigenen Nerven zu schonen. Wenn man beispielsweise bei einer Eskort-Mission bereits einmal versagt hat, kann man vorlaufen und die noch nicht aktivierten Gegner frühzeitig ausschalten, um die Gegenwehr zu vermeiden. Und wenn man nach einem Tod seine sämtlichen Waffen verloren hat, bleibt einem quasi nur noch die Möglichkeit auf ein Pferd zu steigen und solange in die Gegner hineinzugaloppieren, bis alle in dieser mühsamen Kleinarbeit zertrampelt im Dreck liegen.

 

Davon abgesehen hat das Spiel Gameplay-technisch nicht viel mehr zu bieten. Das Reiten mit den häufig unnötig langen Wegen geht gut von der Hand und die verschiedenen reitbaren Untersätze unterscheiden sich lediglich in ihrer Geschwindigkeit. Man hangelt sich von Hauptmission zu Hauptmission und hat zwischendurch auch die Gelegenheit Nebenaufgaben zu erledigen - einen Großteil davon muss man sogar erledigen, weil zwei Hauptmissionen eine große Menge Geld erfordern. Ansonsten gibt es noch zwanzig nicht sonderlich anspruchsvoll versteckte Hufeisen zu finden und optional kann man auch Immobilien erwerben, die einem Speicherpunkte eröffnen, regelmäßig Items und Waffen produzieren oder passives Einkommen generieren (für das man abgesehen von den genannten Hauptmissionen aber keine wirkliche Verwendung hat).

 

Bildergalerie von Rustler (5 Bilder)

Grafik

 

Wie schon erwähnt, serviert man uns in Rustler eine Kameraperspektive aus Vogelsicht, wenn auch in 3D-Optik und mit wesentlich mehr Details als in der pixeligen GTA-Vorlage. Die Umgebungen sind ansprechend gestaltet und stellenweise auch mit sehr humorvoller Liebe zum Detail, gestalten sich allerdings nicht sehr abwechslungsreich. Weder die beiden großen Städte, noch die Dörfer und Wälder dazwischen bringen ausreichend Markanz mit, um sich ohne die Karte zurechtzufinden. Gerade dadurch hätte ich mir entsprechend neuerer GTA-Teile eine Routenplanung in der Mini Map gewünscht, anstatt dem teilweise wenig hilfreichen Pfeil in die richtige Himmelsrichtung.

 

Die Spielfiguren erscheinen klein genug auf dem Bildschirm, um sich bei ihnen nicht um feine Details sorgen zu müssen und zumindest von ihren Bewegungen wirken sie meist recht glaubwürdig (sieht man einmal von der KI ab, die speziell in einigen Gefechten schon für gehobene Brauen sorgt). Zwischensequenzen treten in Form von gezeichneten Charakter-Avataren und Textboxen auf, die man auch tatsächlich lesen muss, da es keine Sprachausgabe gibt. Die Charaktere im Spiel unterhalten sich - eine weitere unliebsame Kopie des GTA-Originals - in einer unverständlichen Gibberish-Sprache, die aber immerhin nicht so nervig ist wie bei Okami.



Cover & Bilder © 2021 Developed by Jutsu Games. All Rights Reserved. Published by Modus Games™. Modus Games™ and the Modus™ logo are trademarks of Modus Games, LLC. All rights reserved. All other trademarks or registered trademarks belong to their respective owners.


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Rustler hat sich mit den ursprünglichen GTA-Teilen ein auffällig lang eingemottetes Spielprinzip zum Vorbild genommen und erscheint dadurch annähernd wieder frisch, hat sich dabei leider aber auch nicht der vielen negativen spielerischen Punkte entledigt. Das furchtbare Kampfsystem und die unnötig langen Missionswege ohne vernünftige Schnellreisefunktion nerven in der sehr überschaubaren Spielwelt mit ihren 6-8 Stunden Spielzeit (je nach Sterbefrequenz und Begeisterung für Nebenaufgaben) schon gewaltig. Nerds werden sich über zahlreiche Popkultur-Anspielungen, speziell aus dem Filmbereich freuen und sollten sich auch für einige Durchbrüche der Fourth Wall wappnen. Gerade durch all diese Anspielungen verliert das Spiel aber auch arg an Originalität und kann eher selten aus eigener Kraft mit witzigen Missionen punkten.


Die letzten Artikel des Redakteurs:


positiv negativ
  • Zahlreiche Popkultur-Anspielungen
  • Witzige, das Mittelalter parodierende Spielwelt
  • Faire Checkpoints
  • Furchtbares, frustrierendes Kampf-Gameplay
  • Trotz kleiner Spielwelt nervig lange Missionswege ohne Schnellreisefunktion
  • Wenig Originalität





Kommentare[X]

[X] schließen