The Last of Us Part 1
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BEWERTUNG |
23.09.2022 von XthoniosMit der PlayStation 5 kamen auch viele alte Titel in einem Remake oder einer Remastered Edition auf den Markt. Anfang September erschien jetzt einer der wohl besten PS3-Titel vollständig überarbeitet für die PS5: The Last of Us (Part 1). Begleiten wir Joel und Ellie auf ihrer Reise durch die 4k-leuchtende USA.
Worst Case Scenario
The Last of Us beginnt derart stimmungsvoll und filmreif, dass man es einfach erlebt haben muss, weil die vermittelte Atmosphäre und Betroffenheit wieder einmal schwer in Worte zu fassen ist. Wir beginnen unser Spiel im Körper der kleinen Sarah. Sarah ist ein liebevolles Mädchen, welches schlafend auf der Couch auf ihren Vater wartet, um ihm sein Geburtstagsgeschenk zu überreichen. Dieser kehrt nach einem harten Arbeitstag erst kurz vor Mitternacht nach Hause zurück. Sichtlich geschafft sinkt er auf die Couch, möchte endlich nur zur Ruhe finden. Gerührt nimmt er die Uhr entgegen und als Sarah endlich im Bett ist, verabschiedet er sich mit einem Kuss. Kurz nach zwei Uhr wird die Nacht allerdings abrupt unterbrochen, als das Telefon klingelt. Sarah nimmt das Gespräch entgegen, das nach der Bitte, ihren Vater an das Telefon zu holen, mit einem Besetztzeichen endet. Schlaftrunken torkelt Sarah durch die Wohnung, um ihren Vater zu suchen. Ein Lichtstrahl dringt durch die angelehnte Tür seines Schlafzimmers. Doch als sie eintritt, ist das Zimmer leer. Im eingeschalteten TV verkündet eine Nachrichtensprecherin von besorgniserregenden Ereignissen. Plötzlich eine Explosion im Hintergrund. Doch Sarah entdeckt, dass dies nicht nur im Fernsehen zu hören ist, denn durch das Schlafzimmerfenster ist aufsteigender Rauch zu erkennen. Es folgt eine zweite Detonation. Sarah ist außer sich und läuft panisch die Treppe hinab, um die Suche nach ihrem Vater fortzusetzen. In der Küche klingelt das Handy ihres Vaters. Entgangene Anrufe, mehrere Nachrichten, was ist hier los? Im Arbeitszimmer steht die Terrassentür offen und als sie sich ihr nähert stürmt ihr Vater herein. Die Hektik, die in seiner Stimme liegt, macht Sarah Angst. Ihr Vater kramt aus einer Kiste eine Pistole hervor. Kaum hat er diese durchgeladen, bricht der Nachbar durch die Glastüre. Stöhnend und keuchend stürzt er Vater und Tochter entgegen und wird alsbald in Notwehr erschossen. Der Vater erklärt nun seiner Tochter, dass etwas Schlimmes passiert sei und die Leute krank wären. Die Flucht endet dramatisch.
Im nächsten Kapitel steuern wir nur noch Joel, Sarahs Vater, der zwanzig Jahre nach der Virus-Katastrophe zu den Überlebenden einer durch das Militär abgeriegelten Kleinstadt gehört. Nahrung ist zur wertvollen Ressource geworden, die anhand von Lebensmittelkarten verteilt wird. Die Gemeinde hat sich seiner ehemaligen Währung entledigt und ist zu einer Tauschgemeinschaft geworden. Dem Militär steht eine rebellische Organisation mit Namen Fireflies entgegen und die Menschen besinnen sich wieder einmal auf den Krieg untereinander, anstatt gemeinsam um das Überleben zu kämpfen. Mittendrin und auch dazwischen steht Joel mit seiner Begleiterin Tess. Er hat nur noch wenig Hoffnung, lebt resigniert in den Tag hinein. Doch all das soll sich mit einem Schlag ändern, als ein 14-jähriges Mädchen in sein Leben tritt.
Action-Adventure oder Survival-Horror?
Wir steuern das Spiel in der 3rd-Person-Ansicht, das Bedienkonzept gleicht dem eines Shooters. Und rein äußerlich betrachtet, könnte man auch auf die Idee kommen, es mit einem 3rd-Person-Shooter zu tun zu haben. Aber The Last of Us ist viel mehr als das. Das fängt bei den Charakteren schon an. Joels Beziehung zu Ellie bringt nicht nur eine interessante Komponente in das Action-Adventure, sondern auch spielerische Tiefe und erzählerische Würze. Ellie ist kein gewöhnlicher Teenager, völlig wehrlos ist sie sicherlich nicht. Aber sie ist dennoch ihren Widersachern körperlich unterlegen und bedarf daher auch des Schutzes. Denn sie kann auch sterben. Ihre völlige Unabhängigkeit ist allerdings nicht bis zu Ende gedacht. Als letzten Zug der Konsequenz fehlt ihr nämlich manchmal gerade das, was ihre Zerbrechlichkeit ausmacht: Sie stirbt nicht, weil sie von Gegnern ignoriert wird. Denn immer, wenn wir den Clickern – stark mutierte Menschen, die sich völlig blind ähnlich wie Fledermäuse anhand von Geräuschen orientieren – begegnen, werden wir bei jedem kleinsten Laut als Ziel geoutet. Ellie allerdings trampelt ungestüm durch die Gegend und läuft sogar unmittelbar an Clickern vorbei, stößt mit ihnen zusammen, ohne bemerkt zu werden. Die Schleichpassagen richten sich daher eher an unser eigenes Können. Und in Ermangelung an größeren Munitionsreserven sind wir sogar oft gezwungen, lautlos an Wachen oder Infizierten vorbeizukommen. Dank eines Lausch-Modus können wir Gegner durch Wände orten, um ihre Laufwege zu analysieren und in der Dunkelheit auch ohne verräterische Taschenlampe nicht überrascht zu werden.
Wer genügend Munition und schlagkräftige Waffen im Gepäck hat, der hat zumindest die Option, seine Konflikte auch gewaltsam zu lösen. Ein Muss ist dies aber nicht, denn es gibt immer mehrere Wege, um zum Ziel zu gelangen. Neben der friedlichen Umgehung ist auch das lautlose Ausschalten im Nahkampf möglich, solange Gegner von hinten überrascht werden. Eines der zentralen Spiel-Elemente ist das Auffinden, Erstellen und Verbessern von Waffen und Gegenständen. Mittels Klebebands und einer zerbrochenen Schere lässt sich beispielsweise ein Messer erstellen. Und in Alkohol getränkte Lumpen ersetzen wirkungsvoll Medikits. Eisenstangen lassen sich mit angeklebten Klingen zur effektiven Instant-Kill-Nahkampfwaffe aufrüsten. Die Möglichkeiten sind zahlreich.
Darüber hinaus ergänzen kleinere Rätsel das Spiel zum ausgewachsenen Action-Adventure. Doch was so motivierend begann, verkommt im späteren Spielverlauf zur nervigen Pflichtübung. Denn gefühlte tausend Mal werden wir Holzplanken zur Überbrückung von Abgründen verlegen, sowie Container und Kisten als Steighilfe missbrauchen. Vielleicht hätten hier kleinere Minispiele die Rätsel etwas aufgelockert. Im Übrigen bleibt das Spiel trotz mutierter Wesen und bedrohlich-brutaler Szenen eher im Genre-Schoß der Action-Adventures, ohne gänzlich in den Survival-Horror zu gelangen. Trailer und Werbung mögen da andere Vermutungen nahelegen.
Technisch ein Meisterwerk
Dank der PlayStation 5 hat Naughty Dog das Spiel gegenüber der bereits für die PS4 erschienene Version noch einmal deutlich aufpoliert. Vor allem grafisch präsentiert sich The Last of us Part 1 wirklich fantastisch. Reflektionen auf spiegelnden Flächen (Pfützen, Spiegel, Fenster), beeindruckende Licht- und Schatteneffekte (vor allem in den Außenbereichen) wie auch kräftige und authentische Farben lassen den Spieler in die Welt versinken. Das Spiel bietet zwei verschiedene Modi in den Optionen an. Wer „Wiedergabetreue“ wählt, erhält durchgehend 4K und 30Hz mit 30FPS geboten. Der Modus „Leistung“ bietet hingegen dynamische 4K / 1440p mit 60 Hz und 60 FPS. Leider fehlte uns ein entsprechender TV, der auch 120Hz unterstützt, denn auch das würde das Spiel unterstützen. Neben der beeindruckenden Gesamtdarstellung sind es auch die vielen kleineren Details, denn es gibt wieder allerhand zu entdecken. Geschmeidige Animationen verzücken das Auge und selbst der Rucksack wird bei einem Wasser-Ausflug nass. Die liebevolle Kleinarbeit ist meist zwar erst bei genauerem Hinsehen zu entdecken, trägt aber unweigerlich zum glaubhaften Gesamten bei.
Die Atmosphäre wird allerdings auch zusätzlich durch ein dichtes Gewebe von Soundtrack und -effekten getragen. Melancholische Melodien, die die Einsamkeit der verlassenen Städte förmlich spüren lassen, unterstrichen von zirpenden Grillen und knarrenden, im Wind wehenden Schildern. Dieses mulmige Gefühl wird nur noch von den Klick-Lauten, welche durch überwuchernden Pilzbefall erblindeten Mutanten übertroffen, die wohlige Schauer über den Rücken laufen lassen. Abgerundet wird der Ton von einer wirklich erstklassigen Synchronisation. Passende Sprecher mit sympathischen Stimmen, viel besser geht das nicht mehr. Dank der neuen und verbesserten Audio-Engine von Naughty Dog liefert das Remake noch sattere Klanglandschaften und Effekte, die unsere Redaktion dank einer 5.1.2 Umgebung direkt ins Geschehen zog. So entsteht ein komplett räumliches Erlebnis, wenn Vögel hinter einem vorbeifliegen oder man aus der hinteren Box das plätschernde Wasser hört.
Ein weiteres Feature der PS5-Version ist die Unterstützung des DualSense Controllers, der auch Kampfbegegnungen und Umgebungen unterstützt. So kann man die adaptiven Trigger mit einem dynamischen Widerstand aktivieren oder auch einen virtuellen Rückstoß von Schusswaffen oder Bögen einstellen. Insgesamt gesehen ist die Integration des Wireless Controllers absolut gelungen und dank schnellem Menüzugriff, kann man sich so Schritt für Schritt seine Spielweise individualisieren. Cover & Bilder © 2021 Sony Interactive Entertainment LLC. Das Fazit von: Xthonios
Das Fazit von: Torsten
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