The Whale

The Whale

Originaltitel: The Whale
Genre: Drama
Regie: Darren Aronofsky
Hauptdarsteller: Brendan Fraser • Hong Chau
Laufzeit: DVD (112 Min) • BD (117 Min)
Label: Plaion Pictures
FSK 12

The Whale   29.08.2023 von MarS

Lange Zeit war es ruhig geworden um den Schauspieler Brendan Fraser, doch mit Darren Aronofskys Drama The Whale feierte er im Jahr 2022 endlich sein wohlverdientes Comeback - und was für eines!

 

Inhalt

 

Der Selbstmord seines Partners hat den Literatur-Professor Charlie (Brendan Fraser) in eine selbstzerstörerische Fresssucht geführt. Inzwischen wiegt Charlie 270kg, hält seine Kurse nur noch Online und mit ausgeschalteter Kamera, und kann sich kaum noch selbst versorgen. Selbst die einfachsten Handgriffe werden für ihn zunehmend zu einer Tortur. Jeden Tag sieht Charlies beste Freundin Liz (Hong Chau) nach dem Rechten, doch die gelernte Krankenschwester ist sich sicher, dass Charlie schon bald sterben wird, sollte er nicht ins Krankenhaus gehen. Charlie jedoch ist sich seiner Lage mehr als bewusst, und hat deshalb nur noch einen letzten Wunsch: Er will sich unbedingt mit seiner Tochter Ellie (Sadie Sink) versöhnen, die er vor inzwischen acht Jahren das letzte Mal gesehen hat...

 

The Whale wurde bereits im Vorfeld der Veröffentlichung als heißer Oscar-Kandidat gehandelt, und wurde letzten Endes für über 150 internationale Film- und Festivalpreise nominiert, von denen er über 40 tatsächlich gewann. Doch was steckt tatsächlich in Darren Aronofskys neuestem Werk? Gibt es hier tatsächlich mehr zu bestaunen als einfach nur einen übergewichtigen Mann? So ganz einfach lässt sich diese Frage gar nicht beantworten, denn grundsätzlich ist The Whale nur ein weiterer Film über einen Menschen, der kurz vor seinem Tod noch mit sich selbst und seinem Umfeld ins Reine kommen möchte - also ganz ähnlich wie bereits in Aronofskys The Wrestler. Basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück aus der Feder von Samuel D. Hunter geht es allerdings auch dieses Mal darum, wie diese Geschichte erzählt wird. Und das ist einfach nur großartig.

 

Großartig, weil Darren Aronofsky es eben versteht, selbst unangenehme und kontroverse Themen eindringlich und emotional in Szene zu setzten. Großartig, weil die Geschichte ungeschönt, ehrlich, authentisch, manchmal drastisch, manchmal ekelerregend geschildert wird, ohne dass man das Gefühl hätte, auch nur ein Moment wäre nur als Mittel zu Selbstzweck eingesetzt worden. Keine kitschigen Szenen, die es übertrieben auf die Tränendrüsen abgesehen haben, aber dafür jede Menge Szenen, die den Zuschauer tief bewegen und aufwühlen. Großartig ist The Whale aber vor allem dank des ausnahmslos bemerkenswert agierenden Casts. Hervorzuheben sind hier natürlich Sadie Sink und Hong Chau, die ihre Nebenrollen vom ersten Moment an absolut authentisch mit Leben füllen. Während Hong Chau hier den Ruhepol darstellt und den Zuschauer immer wieder auf den teilweise bedrückenden Boden der Tatsachen zurückholt, besticht Sadie Sink durch eine ambivalente Vorstellung, die irgendwo zwischen Teenager-Rebellion und Vaterliebe angesiedelt ist, und damit so manche ihre Szenen zu einem echten Highlight macht. Über allem steht jedoch ohne jeden Zweifel Brendan Fraser, der völlig zurecht mit Lobeshymnen für seine Leistung überschüttet wurde. Trotz seiner eigentlich abstoßenden Äußerlichkeit gelingt es ihm - selbstverständlich in Verbindung mit Aronofskys großartiger Inszenierung - ein unglaubliches Maß an Empathie zu erzeugen, und den Zuschauer oftmals alleine durch einen einzelnen seiner Blicke mitten ins Herz zu treffen. Man empfindet kein Mitleid, sondern vergisst vielmehr an so mancher Stelle, dass man hier eigentlich einen extrem übergewichtigen Mann beobachtet. Stattdessen lässt Frasers authentische und emotional mitreißende Performance keinen Zweifel daran, dass man es hier mit einem gefühlvollen, absolut ehrlichen Menschen zu tun hat, der sich seiner Fehler absolut bewusst ist, und dem man nichts sehnlicher wünschen würde als sein wohlverdientes Happy End...

 

Bildergalerie von The Whale (5 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Im ersten Moment ist das gewählte Bildformat mit 1.33:1 zwar sehr gewöhnungsbedürftig, passt aber am Ende sowohl sehr gut zur Inszenierung, wie auch zur Tatsache, dass es sich hier um ein adaptiertes Theaterstück handelt. Im Übrigen präsentiert die Blu-ray eine durchwegs ordentliche Schärfe mit gutem Detailgrad, wobei sowohl die Farbdarstellung wie auch der Kontrastumfang bewusst sehr zurückhaltend eingestellt wurden. Ebenso auffällig ist eine stetige, teilweise durchaus ausgeprägte Körnung, die aber ebenfalls hervorragend mit der düsteren, schmutzigen Wohnung harmoniert, in der das Geschehen beinahe ausnahmslos stattfindet. Die Tonspur erweist sich als sehr stimmig abgemischt, und bietet neben einer stets klaren und sauberen Dialogwiedergabe auch ein atmosphärisches, wenngleich die meiste Zeit über zurückhaltendes Raumgefühl. Dem gegenüber stehen allerdings auch einige sehr präzise und gezielt eingesetzte Umgebungsgeräusche sowie der hervorragende orchestrale Score.



Cover & Bilder © Plaion Pictures


Das Fazit von: MarS

MarS

The Whale mag inhaltlich vielleicht nicht allzu viel zu bieten haben, inszenatorisch und vor allem schauspielerisch ist Darren Aronofskys Theateradaption aber zweifellos ein bemerkenswertes Werk, dessen emotionaler Sogwirkung man sich als Zuschauer nicht entziehen kann. Gelungener kann ein Comeback eigentlich nicht sein, und völlig zurecht wird Brendan Fraser nach seiner langen Auszeit für das gefeiert, was er hier geleistet hat. The Whale ist durch und durch ein Film, den man keinesfalls verpassen sollte!


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