Vale of Eternity

Vale of Eternity

Genre: Offenes Karten-Drafting • Engine Building • Ressourcenman ...
Autor: Eric Hong
Illustrator: Jiahui Eva Gao, Gautier Maia, Stefano Martinuz, Erica T ...
Spieleverlag: Mandoo Games, Pegasus Spiele
Empfohlenes Alter: Ab 10 Jahre
Spieldauer: 30 bis 45 Minuten

Vale of Eternity   22.02.2025 von 2-PL4Y3R5

Das Tal der Ewigkeit heißt auch im deutschsprachigen Raum Vale of Eternity. Das Cover-Artwork vermittelt etwas Mystisches. Und diese Mystik wird auch durch den Wortklang von „Vale of Eternity“ transportiert. Öffnet man die Schachtel, wird das Auge geblendet von einem hellen Licht. Blödsinn. Kein Licht. Nur Spielmaterial, das es zu entdecken gilt. Aber das Artwork der Spielschachtel setzt sich auch auf den Spielkomponenten fort. Wie war denn jetzt das Spielgefühl von Vale of Eternity und passt es zu dem, was man sich aufgrund der Mystischen Aufmachung erhofft? Wir verraten euch hier unsere Impressionen.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Vale of Eternity kommt in einer kleinen Schachtel und dementsprechend auch mit relativ wenig Material aus. Dafür mutet das, was man bekommt, richtig hochwertig an und sieht superschön aus. Große bedruckte Holzmarker, die auch haptisch richtig Spaß machen. Ein hübscher Pappstandee, der ins Zentrum des Spielplans gestellt wird, nur der Ästhetik wegen. Und das Artwork der Karten hat uns ebenfalls richtig gut gefallen. Aber taugt denn auch das Gameplay? Schauen wir uns mal den Spielaufbau an.

 

Zentrales Spielelement in Vale of Eternity sind die 70 Kreaturen-Karten, die in fünf verschiedenen Farben, den Kreaturen Familien vorkommen. Alle Kreaturen werden zu Spielbeginn gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt. Diese Kreaturen werden im Spielverlauf von den Spielern gedraftet und in ihre persönliche Auslage gespielt. In Reichweite werden auch die magischen Steine platziert, welche die Werte 1 (rot), 3 (blau) und 6 (lila) haben. Das sind die Ressourcen im Spiel, mit denen gedraftete Karten letztlich ausgespielt werden können.

 

Vale of Eternity wird mit zwei Spielbrettern geliefert, die in der Mitte des Tisches platziert werden. Beide Bretter sind fünfeckig, eine Hommage an die fünf verschiedenen Kreaturen Familien. Das eine Spielbrett zeigt auch die fünf verschiedenen Farben der Familien an seinen Kanten. Hier werden im Spielverlauf die Kreaturen-Karten entsprechend ihrer Farbe fürs Drafting ausgelegt. Das zweite Brett ist schlichter gehalten und zeigt die Siegpunkteleiste sowie den Rundentracker, auf dem der weiße Rundenmarker platziert wird. Auf die Siegpunkteleiste platziert jeder Spieler den Siegpunktemarker seiner Spielerfarbe. Abhängig von der Spielerreihenfolge startet man bereits mit einem oder mehreren Siegpunkten in die Partie.

 

Jeder Spieler nimmt sich dann das übrige Material seiner Spielerfarbe. Das sind die zwei größeren runden Spieler-Marker, mit denen Anspruch auf ausliegende Kreaturen-Karten während des Draftings erhoben wird; und ein rechteckiges Spieler-Plättchen, damit man nicht vergisst welche Farbe man sich eigentlich ausgesucht hat. Der Startspieler nimmt sich dann den Startspieler-Marker. Los geht’s.

 

Das Spielziel

 

In Vale of Eternity baut sich jeder Spieler schrittweise eine Auslage an Kreaturen auf. Kreaturen haben verschiedene Effekte, können z.B. Ressourcen oder Siegpunkte generieren. Letztlich versucht man sich eine Engine aufzubauen, mit der man leichter an hochwertigere Kreaturen kommen kann, darf aber auch nicht die Siegpunkte vernachlässigen. Denn wer am Spielende die meisten Siegpunkte hat, gewinnt.

 

Der Spielablauf

 

Vale of Eternity wird über maximal 10 Spielrunden gespielt und endet entweder nach der zehnten Runde, oder in der Runde, in der ein Spieler 60 Siegpunkte erreicht oder überschritten hat. Jede Runde verläuft über drei Phasen: Während der Jagd werden Kreaturen gedraftet. In der Aktionsphase werden u.a. Karten gespielt und Ressourcen gesammelt. Und während der Auflösung können aktive Effekte der Karten in der eigenen Auslage getriggert werden. Jetzt aber nochmal ganz langsam.

 

Jede Runde startet mit der Jagd-Phase. Hier findet das Drafting statt. Zuerst werden in einer Partie mit N Spielern genau 2N Karten vom Nachziehstapel gezogen und offen entsprechend der Farbe an die fünf Kanten des Spielbretts angelegt. In Spielerreihenfolge platziert dann jeder eine seiner Spielermarker auf eine der ausliegenden Karten. Der letzte an der Reihe platziert dann direkt seinen zweiten Marker, danach geht es wieder rückwärts bis zum Startspieler, der zuletzt seinen zweiten Marker platziert und mit der Karte leben muss, die übrig geblieben ist. Vorab sei aber schonmal gesagt: es geht hier nicht ausschließlich darum sich selbst Karten zu sichern, denn in der kommenden Phase muss man noch entscheiden, ob man die Karte auf die Hand nimmt, oder stattdessen lieber magische Steine, die man für das Ausspielen der Karten benötigt. Dann kann man natürlich auch mal darauf gehen, anderen Spielern die perfekte Karte wegzuschnappen, ohne dass man sie benötigt.

 

Dennoch, während dem Drafting sollte man natürlich wissen welche Karten man gerne hätte. Schauen wir uns also erstmal die Karten genauer an. Die Farbe der Karte und das Symbol oben links repräsentieren die Familie, der die Kreatur angehört: Feuer, Wasser, Erde, Wind oder Drachen. Oben links sind auch die Kosten angegeben, die bezahlt werden müssen, um die Karte zu spielen. Und unten ist der Effekt der Karte beschrieben, der nur relevant wird, wenn die Karte ausgespielt wurde. Es gibt Effekte, die sofort beim Ausspielen triggern (Blitz), permanente Fähigkeiten (Unendlichkeit) und aktive Fähigkeiten, die einmal pro Runde in Phase 3 ausgelöst werden können (Sanduhr). Ein Beispiel für eine permanente Fähigkeit: erhalte einen 3er magischen Stein immer, wenn Du eine Wasser Kreatur nimmst.

 

Hat jeder Spieler seine zwei Spielermarker auf Karten in der Auslage platziert, geht es in die Aktionsphase. In Spielerreihenfolge führen alle Spieler eine beliebige Anzahl an Aktionen aus. Insgesamt stehen vier Aktionen zur Verfügung.

Als erste Aktion darf eine Karte in der Auslage verkauft werden, sollte man sie in der Jagd-Phase mit seinem eigenem Spielermarker für sich beansprucht haben. Der Verkaufspreis ist abhängig von der Familie, zu der die Kreatur gehört. Drachenkarten geben einen 6er Stein, Wasserkarten einen 3er Stein und Feuerkarten drei 1er Steine. Das ist zu Spielbeginn auch die einzige Möglichkeit magische Steine zu sammeln, die für das Ausspielen der Karten benötigt wird.

Die zweite Aktion ist das Zähmen einer Kreatur aus der Auslage. Auch das geht nur, wenn man die Kreatur in der Jagd-Phase zuvor für sich beansprucht hat. Man erhält dann keine magischen Steine, dafür aber die Karte auf seine Hand.

Die dritte Aktion ist das Beschwören einer Kreatur. Dazu wird eine Karte aus der Hand in die persönliche Auslage gespielt. Beim Ausspielen einer Karte können bestimmte Effekte direkt getriggert werden, immer auf das Blitz-Symbol achten. Typische Blitz-Effekte sind die Generierung von Siegpunkten oder magischen Steinen. Beim Ausspielen einer Karte gilt es immer zwei Dinge zu beachten: Erstens darf die Anzahl der im persönlichen Spielerbereich ausgelegten Karten maximal der Anzahl der gespielten Runden entsprechen. D.h. in Runde 5 darf man höchstens 5 Karten vor sich ausliegen haben. Und zweitens müssen die Kosten der Karte in magischen Steinen bezahlt werden. Magische Steine sind nicht wie Ressourcen in anderen Spielen; sie sind etwas komplizierter zu verwalten. Denn man hat ein Limit von 4 magischen Steinen in seinem persönlichen Vorrat und beim Bezahlen erhält man kein Rückgeld. Man darf auch zu keinem Zeitpunkt einfach Steine mit dem Vorrat tauschen, z.B. drei 1er Steine in einen 3er Stein. Ressourcen- und Kreaturen-Management ist daher nicht so simpel wie man zunächst denkt. Dafür gibt es kein Handkartenlimit.

Die vierte und letzte Aktion besteht darin, eine bereits beschworene Karte aus der eigenen Auslage zu entfernen. Auch hierfür sind magische Steine erforderlich, und zwar in der Anzahl, die der aktuellen Runde entspricht. Manchmal kann das nötig sein, weil man schnell das Kartenlimit erreicht und einige gespielte Karten keinen Mehrwert mehr bieten, insbesondere Blitz-Karten, die nur einen Ausspiel-Effekt haben.

 

Zuletzt folgt die Auflösungsphase. Hier sind vor allem die beschworenen Kreaturen relevant, die ein Sanduhr-Symbol zeigen. Wieder in Spielerreihenfolge dürfen alle Spieler die Fähigkeiten ihrer Kreaturen mit Sanduhr-Symbol triggern. Manche dieser Fähigkeiten sind an Bedingungen geknüpft. Typische Effekte sind das Ziehen einer Karte oder der Erhalt von Siegpunkten. Am Ende einer Runde wandert der Startspielermarker nach links weiter.

 

Das Spiel endet, wenn der erste Spieler über 60 Siegpunkte hat, meist am Ende der achten oder neunten Runde; aber auf jeden Fall, unabhängig von den Siegpunkten spätestens nach der zehnten Runde. Eine Endwertung gibt es nicht. Der Spielstand kann zu jedem Zeitpunkt an der Siegpunkte-Leiste abgelesen werden. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat dann gewonnen.

 

 

Bildergalerie von Vale of Eternity (12 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 1 Spielplan
  • 1 Punktetafel
  • 70 Karten
  • 42 Runensteine
  • 14 Marker
  • 4 Punkteplättchen
  • 1 Eternity-Figur
  • 1 Anleitung


Cover & Bilder © Cover: Pegasus Spiele GmbH / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Mal ganz ehrlich: Vale of Eternity sieht einfach extrem hübsch aus. Überall diese Runen und leuchtenden Farben. Das Artwork der verschiedenen Kreaturen ist auch wirklich gelungen, genauso wie das Design und die Haptik der Holz-Komponenten. Das alles sorgt dafür, dass Vale of Eternity Spaß macht. Aber wie haben uns die Spielmechaniken in Vale of Eternity gefallen? Hier gibt es zunächst einmal nicht viel Neues. Es handelt sich um ein schnell gespieltes Kartenspiel, bei dem Karten Drafting und Engine Building zentrale Mechanismen darstellen. Es gibt einige Twists, was das Ressourcenmanagement angeht, aber letztlich ist es das: Karten aussuchen, Ressourcen sammeln, Karten spielen und bei alldem natürlich darauf aufpassen, dass alles gut zusammenpasst. Prinzipiell mögen wir Drafting und Engine Building sehr gerne, sodass uns Vale of Eternity auch spielmechanisch gefallen hat. Aber man sollte nicht viel Neues erwarten. Wir hatten den Eindruck, dass Vale of Eternity zeitweise sehr gehypt wurde. Dem Hype wurde es in unseren Augen nicht gerecht. Wir haben die Erfahrung dennoch genossen, und angesichts des Preises können Liebhaber der Drafting- und Engine-Building-Mechanismen kaum einen Fehlgriff machen.

 

Balancing/Glücksfaktor: Vale of Eternity bietet keine Asymmetrie, alle Spieler haben dieselben Ausgangsbedingungen. Glück spielt allerdings durchaus eine Rolle. Es kommt vor, dass genau dann die perfekt in die eigene Engine passende Karte in der Auslage landet, wenn man Startspieler ist. Oder eben nicht, und sie wird einem vor der Nase weggeschnappt. Das hat es mit Karten Drafting so an sich. Da man in Vale of Eternity aber nur relativ wenige Karten, eine pro gespielter Runde, ausspielen kann, ist eine sinnvolle Kombination umso entscheidender. Es gibt auch keine anderen Spielmechanismen, mit denen man über Umwege erfolgreich sein kann. Letztlich geht es um die Kreaturen, und das ist auch schon alles.

 

Komplexität/Regeln: Es handelt sich um ein Familienspiel im mittleren bis gehobenen Bereich. Der Spielfluss ist sehr simpel: Karten aussuchen, dann entscheiden, was man mit den Karten anstellt; verkaufen für Ressourcen oder auf die Hand nehmen, um sie für ihre Kosten zu spielen. Und schon geht es in die nächste Runde. Da Ressourcen und Karten in der persönlichen Auslage stark limitiert sind, ist die wesentliche Herausforderung das Ressourcenmanagement. Komplex ist das aber nicht. Und die Karteneffekte sind auch leicht zu überblicken, die Ikonographie leicht verständlich. Die Regel hat insgesamt 12 Seiten mit vielen Beispielen und Abbildungen. Spielablauf passen auf 5 Seiten.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Viele Drafting Spiele funktionieren erst bei größeren Spielerzahlen gut, jedenfalls häufig nicht mit 2 Spielern. Denn die Spiele leben von der Auswahl an Karten, die in jeder Runde zur Verfügung stehen. Bei Vale of Eternity empfanden wir das ähnlich, zu zweit gibt es nur vier Karten in der Auslage, sodass man lange nicht durch den Stapel an Karten kommt. Manchmal liegt in einer Runde gar nichts passendes aus. Ok, man kann immer die magischen Steine sammeln, statt sich die Karte zu nehmen - aber viele Steine horten ist ja auch nicht; die sind auf 4 limitiert. Man kann auch eine Karte auf gut Glück nehmen und hoffen, dass sie später in Kombination mit einer anderen Karte funktioniert. Also richtig schlimm ist es nicht. Dennoch funktioniert Vale of Eternity unserer Meinung nach im Spiel zu dritt oder viert besser.

Die Spielerinteraktion geht über die Konkurrenz beim Drafting der Kreaturen Karten hinaus. Denn es gibt einige Kreaturen, die beim Ausspielen negative Konsequenzen für die Mitspieler haben. So ist es sogar möglich Siegpunkte zu stehlen. Die meisten Karten, sicher über 90%, interagieren aber überhaupt nicht mit anderen Spielern.

 

Spieldauer: Auf der Spielschachtel steht 30-45 Minuten. In den Erstpartien liest man sich natürlich erstmal in Ruhe alle Karten in der Auslage durch, um Synergien zu verstehen. Die Erstpartie dauerte daher erwartungsgemäß etwas länger. Aber in Folgepartien haben wir zu zweit etwa 40 Minuten benötigt. Im Spiel mit mehreren Personen sehen wir diese Zeitspanne aber weniger, da alle Phasen nacheinander gespielt werden und die Spieldauer daher mit der Spieleranzahl skalieren sollte. Auf ca. eine Stunde sollte man aber auch zu viert kommen können, zumindest wenn jeder die Karten alle schonmal gesehen hat und kein Grübler dabei ist. Denn Engine Building ist Kopfsache.

 

Wiederspielbarkeit: Ein kleiner Kritikpunkt ist die Wiederspielbarkeit bei Vale of Eternity. Denn nach einigen Partien gibt es einfach nicht mehr wirklich was zu entdecken. Der Kartenstapel an Kreaturen umfasst 70 Karten, die man in einer Partie zu viert auch alle sehen wird. Und viel mehr bietet Vale of Eternity eben nicht. Es gibt auch keine zusätzlichen Spielvarianten oder Module. Die Wiederspielbarkeit lebt ausschließlich durch das Engine Building, das mit jeder Partie und Kartenauslage ein neues Puzzle bereithält. Dass alles so hübsch aussieht, trägt dazu bei, dass man Vale of Eternity gerne aus dem Regal holt. Und auch die kurze Spieldauer ist ein Plus. Glücklicherweise gibt es für alle, die sich am Grundspiel satt gespielt haben eine Erweiterung, Vale of Eternity: Artefakte. Sie bringt 28 neue Kreaturen mit neuen Effekten ins Spiel und auch eine neue Spielmechanik: die Artefakte, wer hätte es gedacht. Artefakte werden in einer separaten Spielphase gedraftet. Die Erweiterung klingt für uns nach einem Pflichtkauf, auch wenn wir sie noch nicht testen konnten.


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