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Snowcrest
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BEWERTUNG |
06.06.2025 von 2-PL4Y3R5Snowcrest spielt hoch in den Bergen der Schneelande. Im Spielverlauf führen die Spieler ihr Dorf entlang des Pfades der Erleuchtung. Es gilt Bewohner aufzunehmen und Gebäude zu errichten, um Ressourcen zu sammeln und letztlich die heiß begehrten Schriftrollen für sich zu beanspruchen. Schriftrollen sind die Siegpunkte in Snowcrest. Dorf-Bewohner sind Karten und Gebäude kommen in Form von Plättchen. Das Spielmaterial und Artwork ist sehr gelungen und ließ auf ein thematisches Spiel hoffen. Im Kern ist Snowcrest aber ein Engine Builder, bei dem die Thematik den Spielmechaniken eher untergeordnet ist. Schlimm ist das nicht. Unsere Conclusion kommt dennoch mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Gründe für unseren Zwiespalt erfahrt ihr in dieser Rezension.
Das Material und die Vorbereitung
Das Spielmaterial ist schon etwas Besonderes. Nicht häufig gibt es Spielpläne und Spielertableaus aus Stoff. Das Artwork auf den Bewohnerkarten, verschiedene Tiere, die unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen, ist sehr hübsch anzusehen und passt wunderbar zu der auf den Spielertableaus abgebildeten Schneelandschaft. Und die Ressourcen sind zwar lediglich aus Pappe, aber sicher der wohl dicksten und stabilsten Pappe, die wir bisher in den Händen hatten.
Schauen wir uns den Spielaufbau an. Snowcrest kommt mit einem zentralen Spielplan, auf dem die verschiedenen Auslagen vorbereitet werden. Dieser Spielplan ist im Grunde optional, denn man könnte die Auslagen auch einfach so in der Tischmitte platzieren. Auf dem Spielplan haben rechtsseitig die drei verschiedenen Ressourcen Gerste, Opferschalen und Gebetsglocken, die Joker-Ressource Gold und die Schriftrollen – die Siegpunkte in Snowcrest – Platz. Die Anzahl der Schriftrollen ist abhängig von der Spielerzahl. Sind diese aufgebraucht, wird das Spielende eingeleitet. Oben werden abhängig von der Spielerzahl drei bis fünf zufällig ausgewählte Herausforderungskarten ausgelegt, welche Spielziele vorgeben. Der erste Spieler, der eines der Spielziele erreicht hat, erhält die angegebenen Siegpunkte, der Rest geht leer aus.
Unterhalb des Kartenrasters befindet sich die Unheilsleiste. Hier wird der Unheilsanzeiger auf den Wert 0 platziert. Der Startspieler nimmt sich den Startspielermarker und erhält 3 Gerste als Startressourcen; jede weitere Person nimmt sich in Zugreihenfolge jeweils 1 Gerste mehr als die vorherige. Nun darf jeder Spieler noch eine der drei Handkarten in das mittlere Feld des Dorfplans spielen, indem die jeweiligen Ausspielkosten in Gerste – angegeben auf der Karte oben links – bezahlt werden. Hat man nicht ausreichend Gerste, wird der Unheilsanzeiger um eins pro fehlender Gerste nach rechts verschoben. Die Werte auf dieser Leiste entsprechen positiven oder negativen Siegpunkten zum Spielende.
Zuletzt erhält noch jeder Spieler einen Bauernhof in die Leiste, die sich ganz unten auf dem Dorfplan befindet. Gebäude können im Spielverlauf gebaut werden und können beim Bezahlen von Kosten umgedreht werden, falls man die entsprechende Ressource nicht hat. Ein Bauernhof dient als Ersatz von einer Gerste; eine Schmiede als Ersatz für eine Gebetsglocke; und ein Tempel produziert eine Opferschale. Nun kann es schon losgehen.
Das Spielziel
In Snowcrest versuchen die Spieler Schriftrollen zu sammeln, die Siegpunkte im Spiel. Der Kniff: Schriftrollen sind begrenzt und abhängig von der Spielerzahl. Ist der Vorrat an Schriftrollen-Plättchen aufgebraucht, wird das Spielende eingeleitet. Wie kann man Schriftrollen erhalten? Es gibt viele verschiedene Wege. Um siegreich zu sein, kann man sich nicht nur auf einen dieser Wege beschränken. Manche Bewohnerkarten erlauben es durch das Bezahlen von Ressourcen direkt Schriftrollen zu generieren. Wächter- und Waldkarten geben ein bis zwei Siegpunkte pro Karte, wobei hier unbekannte Kosten auf einem zukommen. Schriftrollen gibt es auch durch die Aktion Meditieren und wenn man als erster Spieler ein Ziel auf einer Herausforderungskarte erfüllt. Und am Spielende können auch die Gebäude-Anzahl, die übrigen Ressourcen und der Endstand des Unheil-Markers nicht unwesentlich zu den Siegpunkten beitragen.
Der Spielablauf
In Snowcrest sind Spieler im Uhrzeigersinn am Zug und führen jeweils genau eine von drei möglichen Aktionen aus: einen Bewohner auf dem eigenen Dorfplan aktivieren, einen neuen Bewohner ins Dorf spielen (und ihn danach direkt aktivieren) oder ruhen, um erschöpfte Bewohner wieder bereitzumachen. Es dreht sich also alles um die Bewohner; Zeit sich an dieser Stelle also einmal die Bewohnerkarten etwas genauer anzuschauen.
Es gibt Bewohnerkarten, welche es erlauben den Unheilsanzeiger auf der Unheilsleiste nach links zu bewegen, was am Spielende Siegpunkte geben kann, oder zumindest die negativen Siegpunkte durch Unheil verringert. Unheil kann es im Spielverlauf einiges hageln, nämlich immer dann, wenn man einen negativen Effekt einer Wächter- oder Waldkarte nicht ausführen kann oder möchte. Für jeden Schritt, den der Unheilsanzeiger über das hinterste Feld der Unheilsleiste – die mit 5 Minuspunkten – hinausbewegt werden würde, gibt es stattdessen einen Unheilsmarker, der einen zusätzlichen Minuspunkt zum Spielende bedeutet.
Eine weitere besondere Aktion, die auf Bewohnerkarten zu finden ist, heißt Meditation. Wenn man meditiert, darf man eine beliebige Anzahl an Gebetsglocken „ansagen“, die man bezahlen möchte. Reihum dürfen dann die anderen Spieler entscheiden, ob sie mehr Gebetsglocken bieten möchten oder nicht – wer das tut, erhält eine Schriftrolle; sonst bekommt man selbst eine Schriftrolle. Wer am Ende keine Schriftrolle erhalten hat, muss die gebotenen Gebetsglocken nicht abgeben, alle anderen zahlen die gebotenen Gebetsglocken in den Vorrat. Der meditierende hat so die Chance, gerade in Partien mit vier Personen, gleich mehrere Schriftrollen einzukassieren. Im Spiel zu zweit, erhält der Meistbietende 2 Schriftrollen.
Immer, wenn es Ressourcen-Kosten zu zahlen gibt, sei es durch das Ausspielen von Bewohnern, das Triggern von Fähigkeiten, das Meditieren oder das Bezahlen der negativen Effekte nach dem Aufdecken von Wächter- oder Waldkarten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Am häufigsten wird man die entsprechende Menge an Ressourcen-Markern in den allgemeinen Vorrat zurückzugeben. Man darf aber auch immer passende Gebäude umdrehen, wie oben erwähnt. Außerdem gibt es die Möglichkeit Handkarten abzuwerfen oder Karten auf dem Dorfplan zu erschöpfen: einige Bewohnerkarten zeigen oben rechts Ressourcen-Symbole. Werden diese abgeworfen bzw. erschöpft, kann dies zum Zahlen der entsprechenden Kosten verwendet werden.
Die Aktion Ruhen kann man nicht freiwillig ausführen, sondern wird immer automatisch getriggert, wenn man zu Beginn seines Zuges drei Karten in einer horizontalen, vertikalen oder diagonalen Reihe erschöpft im Dorf ausliegen hat. Man erhält dann alle oben rechts abgebildeten Ressourcen als Einkommen. Die Start-Bewohnerkarten zeigen z.B. eine Gerste oben rechts im erschöpften Zustand. Hat man zuvor deren Aktion ausgeführt und sie somit auf die Rückseite gedreht, erhält man beim Ruhen die Gerste als Einkommen. Allgemeine Bewohnerkarten können Ressourcen im nicht erschöpften Zustand zeigen; hier gibt es also nur Einkommen beim Ruhen, wenn man die Aktion der Karte zuvor nicht verwendet hat. Nachdem man sich alles Einkommen genommen hat, werden alle Bewohner wieder auf die Vorderseite gedreht, sodass sie für Aktionen in kommenden Spielerzügen erneut zur Verfügung stehen.
Das Spielende wird eingeleitet, sobald die letzte Schriftrolle aus dem Vorrat genommen wurde. Nun wird die Runde noch zu Ende gespielt, sodass alle gleich oft am Zug waren. Nachdem das Spielende getriggert wurde, können - falls relevant - weitere Schriftrollen aus dem separat bereitgelegten Vorrat genommen werden. Dann folgt die Endwertung.
Zuletzt werden alle aufgedeckten Bewohner erschöpft, alle Handkarten abgeworfen und aktiven Gebäude umgedreht. Für alle Karten erhält man die entsprechend oben rechts abgebildeten, für die Gebäude die dem Gebäude-Typ entsprechenden Ressourcen. Nun wird für alle Ressourcen (Gerste, Gebetsglocke, Opferschale, Gold, Wacholder) separat überprüft welcher Spieler die meisten hat; dieser Spieler erhält einen Siegpunkt. Bei Gleichstand für einen Ressourcentyp erhalten alle am Gleichstand beteiligten Spieler einen Punkt. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten entscheidet die Partie Snowcrest für sich.
Spielmaterial
Cover & Bilder © Cover: asmodee / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de Das Fazit von: 2-PL4Y3R5
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