Black Forest
|
BEWERTUNG |
17.10.2024 von 2-PL4Y3R5Herzlich willkommen im Schwarzwald; richtig gelesen. Wer würde ein Spiel kaufen, das „Schwarzwald“ heißt? Klingt langweilig, oder? Entschuldigung geht raus an alle, die im Schwarzwald leben oder gelebt haben. Schwarzwald will nicht langweilig sein. Daher heißt es Black Forest. Und Black Forest *ist* auch nicht langweilig! Hier kommt so viel zusammen, dass man die Mechanismen nicht in einem Satz beschreiben kann: Workerplacement, Plättchen legen, Set Collection, Uwe Rosenbergs Ressourcenräder und auch ein bisschen Engine Building und trotzdem ist Black Forest zugänglicher als die Platzhirsche Ein Fest für Odin oder Agricola. Und auch hübscher. Interesse geweckt? Weiterlesen!
Das Material und die Vorbereitung
Wer die Schachtel öffnet, hat erstmal ordentlich zu tun. Stanzbögen. Viele Stanzbögen. Black Forest besteht hauptsächlich aus Plättchen und Tableaus. Wer kann es Uwe Rosenberg verübeln. Man weiß, was man bekommt. Daneben gibt es auch Holzmarker in verschiedenen Farben, welche die Ressourcen darstellen, und mit beiliegenden Stickern verschönert werden können. Wirklich hübsche Sache! Das Artwork ist auch etwas moderner als das der großen Rosenberg Spiele der vergangenen Jahrzehnte, ohne dabei den typischen Charme dieser Spiele zu verlieren. Und es gibt weiterhin Tier-Meeple: Schweine und Rinder.
90% der Zeit, die für den Spielaufbau aufgewendet werden muss, lässt sich mit „Plättchen sortieren“ beschreiben. Nichtdestotrotz wollen wir hier einen Überblick über die Spielkomponenten geben und welche Funktion die verschiedenen Tableaus haben. Los geht es mit dem großen Spielplan; ab in die Tischmitte damit. Er ist doppelseitig, einmal für 2-4 Personen und einmal für den Solomodus. Hier beschreiben wir ausschließlich die Mehrspieler-Variante.
Auf dem Spielplan bewegen sich die Arbeiter zwischen Arbeitereinsatzfeldern hin und her, um Aktionen auszuführen. Dabei hat jeder Spieler nur einen einzigen Arbeiter zur Verfügung, welcher sich auf Wegen zwischen den Feldern bewegt. Das kostet auch Proviant, eine Ressource im Spiel, woran ein entsprechendes Symbol auf den Wegen erinnert. Arbeitereinsatzfelder gibt es in Dörfern am äußeren Rand des Spielplans, aber auch im Zentrum des Spielplans, wo im Spielverlauf Ortsaufträge landen können. Zu Spielbeginn sind nur die Dörfer wichtig, denn es gibt noch keine Aufträge. Dörfer haben Platz für drei bis vier Handwerker-Plättchen, die in zufälliger Anordnung auf Felder des Spielplans gelegt werden. Dabei müssen die vier verschiedenen Rückseiten der Plättchen mit den Symbolen auf dem Spielplan übereinstimmen, also ist die Verteilung nicht 100% zufällig. Die Handwerker ermöglichen Aktionen, welche die Arbeiter ausführen können. Arbeitereinsatzfelder in Dörfern liegen immer zwischen zwei Handwerker-Plättchen; man darf in seinem Zug die Aktionen beider Handwerker nutzen. Unten links auf dem Spielplan ist Platz für die 11 Aufträge, die als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt werden.
Neben dem Spielplan werden die drei Ablagepläne für die Bauwerke ausgelegt, zwei für die kleinen und einer für die großen. Die kleinen Bauwerke sind durchnummeriert und müssen genau in dieser Reihenfolge auf die vorgesehenen Plätze gelegt werden. Diese Bauwerke sind auch doppelseitig; 10 zufällige Bauwerke werden auf die B-Seite gelegt, die restlichen 26 Bauwerke werden mit der A-Seite nach oben platziert. Das soll für etwas Abwechslung zwischen den Partien sorgen. Es gibt verschiedene Arten von Bauwerken, die im Spielverlauf errichtet werden können. Bauwerke, die es als freie Aktion ermöglichen Ressourcen ineinander umzuwandeln (blau), Bauwerke, die sofortige und einmalige Belohnungen bieten (grau) und solche mit dauerhaften Fähigkeiten (rot) oder Bedingungen für Siegpunkte zum Spielende (gold). Von den großen Bauwerken sind nicht alle im Spiel. Auf dem Ablageplan gibt es Plätze für Bauwerke der Stufen I bis III. Sie werden mit zufälligen Bauwerken der entsprechenden Stufe gefüllt. Große Bauwerke sind teuer, brauchen mehr Platz auf deinem Gutshof, bieten dafür aber die Möglichkeit viele Siegpunkte zu bekommen.
Weiter geht es mit dem Aufbau des persönlichen Spielerbereichs. Benötigt wird das Produktions-Tableau sowie ein Gutshof; beides gehört nebeneinander - man beachte, dass das Artwork ineinander übergeht. Am Produktions-Tableau kannst Du zu jeder Zeit ablesen wie viele Ressourcen, welchen Typs Du gerade besitzt. Nicht den Überblick verlieren, denn es gibt 10 verschiedene Ressourcen in Black Forest! Links gibt es eine Leiste für Ziegel. Durch Hoch- und Runterschieben des Ressourcen-Markers zeigst Du an, dass du Ziegel erhalten oder ausgegeben hast. Interessanter sind aber die zwei Ressourcen-Räder rechts daneben.
Die Ressourcenräder gab es zum ersten Mal in Die Glasstraße, ein Kennerspiel aus dem Jahr 2013. Wie genau funktionieren diese Räder? Am äußeren Rand des Rads sind Felder für die Ressourcenscheiben, wie auf einer Leiste. Am Inneren Rand stehen Zahlen, welche angeben wie häufig die Ressource vorhanden ist, abhängig davon auf welchem Feld sie liegt. Der Clou ist die automatisierte Produktion hochwertiger Ressourcen. Als Beispiel schauen wir uns mal das rechte Ressourcenrad an. Rechts vom Zeiger findet man die einfachen Ressourcen Brei, Fleisch und Kohle. Links vom Zeiger liegt die hochwertige Ressource Proviant. Sobald man jeweils 1 Brei, 1 Fleisch und 1 Kohle hat gibt es ein freies Feld rechts des Zeigers. Dann muss man den Zeiger nach rechts schieben, wodurch automatisch 1 Proviant produziert und 1 Brei, 1 Fleisch und 1 Kohle ausgegeben wird. Man beachte: dies ist verpflichtend, also aufpassen, falls Du zum Beispiel eigentlich Fleisch brauchst!
Abhängig von der Spielerzahl und der Spielerreihenfolge erhalten nun alle Spieler eine unterschiedliche Menge Startressourcen und platzieren dann die Ressourcen-Marker auf die entsprechende Position. Zuletzt wird ein Erinnerungsplättchen Auftrag+Rohstoff auf die angegebene Position des rechten Ressourcenrads platziert. Sobald der Zeiger dieses Plättchen überquert, wird ein neuer Auftrag aufgedeckt.
Der Gutshof ist selbsterklärend. Hier gibt es oben links bereits eine Weide, die Platz für 2 Rinder hat. Die meisten der übrigen Plätze werden nun mit Plättchen abgedeckt. Nehmt euch 2 Äcker, 2 Teiche und 3 Wälder und platziert sie auf die entsprechenden Positionen. Bestimmte Aktionen erlauben die Produktion von Ressourcen, abhängig von der Anzahl dieser Plättchen, z.B. 1 Wasser pro Teich. Nehmt euch außerdem die Glashütte und platziert sie auf das dafür vorgesehene Feld. Der Fortschrittsanzeiger kommt auf das unterste Feld der Glashütte. Nun sind nur noch 3 Felder auf dem Gutshof übrig, um im Spielverlauf bebaut zu werden. Damit euer Hof wächst, braucht es Vorhöfe. Einen neuen Vorhof gibt es im Spielverlauf jedes Mal, wenn die Glashütte dreimal aufgewertet wurde.
Zuletzt nimmt sich jeder Spieler eine Spielfigur und das Spielfarbenplättchen derselben Farbe. Das Plättchen kommt auf das Produktions-Tableau, um auch ja nicht zu vergessen welche Farbe man sich ausgesucht hat. Nicht, dass man im Spielverlauf die falsche Spielfigur bewegt. Nun braucht Ihr noch Platz neben dem Spielplan, für die übrigen Plättchen: Vorhöfe, Äcker, Teiche und Weiden. Weiden bieten Platz für Schweine und Rinder und generieren Siegpunkte pro Tier. Der Vorrat mit den Schweinen und Rindern sollte auch noch irgendwo hin. Nun kann es aber losgehen.
Das Spielziel
Effiziente Ressourcenproduktion und das Beste daraus machen! So lässt sich das Ziel in Black Forest am sinnvollsten umschreiben. Denn das Spielende wird ausgelöst, wenn der erste Spieler eine bestimmte Menge an Ressourcen generiert hat, und dann werden die Siegpunkte gezählt. Siegpunkte gibt es für den Ausbau deines Gutshofes, durch Schweine und Rinder auf Weiden, Bauwerke, Vorhöfe, dem Endstand des Ressourcen-Rades und jede Glas-Ressource, die am Spielende übrig ist. Wer sein Gut am weitesten ausgebaut hat, gewinnt.
Der Spielablauf
In Black Forest sind Spieler im Uhrzeigersinn am Zug, bis ein Spieler das Spielende auslöst. Ein Zug besteht immer aus drei Teilen: Handelsware einsetzen, Bewegung, Aktion. Das ist wirklich simpel, wodurch sich sehr schnell ein angenehmer Spielfluss einstellt. Schauen wir uns die drei Schritte etwas genauer an.
Im ersten Schritt (Handelsware einsetzen) darf optional eine Handelsware – eine der hochwertigen Ressourcen auf dem rechten Ressourcenrad - verwendet werden, um das Handwerker-Plättchen des fahrenden Händlers auf dem Spielplan zu versetzen. Das ist immer möglich, ganz egal wo der eigene Arbeiter steht. Der fahrende Händler kann dann mit einem beliebigen anderen Handwerker auf dem Spielplan vertauscht werden. Das kann den fahrenden Händler zu deinem Arbeiter bringen, um dann 2 beliebige Ressourcen tauschen zu können; oder, falls dein Arbeiter in der Nähe des fahrenden Händlers ist, einen beliebigen anderen Handwerker in deine Nähe.
Im zweiten Schritt (Bewegung) wird der Arbeiter auf dem Spielplan bewegt. Dies ist verpflichtend. Und man darf sich auch nur dorthin bewegen, wo man eine Aktion ausführen darf. Die Bewegung innerhalb eines Dorfes ist kostenlos. Arbeiter dürfen sich also gratis zwischen Arbeitereinsatzfeldern desselben Handwerker-Plättchen-Kreises bewegen. Diese Einsatzfelder könnten aber von Mitspielern besetzt sein oder Dir keine sinnvolle Aktion bieten. Will man das Dorf verlassen, so muss man ausreichend Proviant haben, abhängig von der Anzahl an Wegen, die man passieren muss, um das Ziel-Dorf zu erreichen. Außerdem muss man jedem Mitspieler eine beliebige Ressource zahlen, deren Arbeiter im Ziel-Dorf stehen. Auch außerhalb der Dörfer gibt es Orte, die man aufsuchen kann. An den Orten im Zentrum des Spielplans können Aufträge ausliegen. Sie dürfen nur besucht werden, wenn man den ausliegenden Auftrag auch erfüllen kann. Und auch dies kostet entsprechend Proviant. Kann man sich nicht regelkonform bewegen, zum Beispiel, weil man kein Proviant mehr hat, muss man betteln. Dazu stellt man seinen Arbeiter in die Mitte des Dorfes, in dem er sich befindet, und nimmt sich ein Proviant. Der Zug endet hier. Klassisch verplant.
Konnte man sich bewegen, ist der letzte Schritt im Spielerzug die Aktion. Je nachdem wo der Arbeiter sich nach der Bewegung befindet, stehen nun mehrere Optionen zur Verfügung. Hat man sich zu einem Auftrag außerhalb eines Dorfes bewegt, muss der Spieler diesen Auftrag erfüllen. Steht man in einem Dorf mit Auftrag, darf man ihn erfüllen. Dazu werden alle benötigten Ressourcen (rot hinterlegt) abgegeben und die entsprechende Belohnung, in der Regel Ressourcen und andere Fortschritte, erhalten. Das kann wesentliche Vorteile verschaffen! Erfüllt man keinen Auftrag, darf der Spieler sich entscheiden eine oder beide Aktionen der angrenzenden Handwerker auszuführen. Die zur Verfügung stehenden Aktionen sind durch eine gute Kombination aus Text und Symbolen dargestellt, die intuitiv verständlich sind. Einige Handwerker geben auch zwei Aktionsmöglichkeiten, von denen man eine auswählen muss. Im Folgenden schauen wir uns einige der Handwerker und ihre Aktionen im Detail an.
Viele Handwerker ermöglichen es dir aus deinem Gutshof Ressourcen zu gewinnen. Dazu gehören zum Beispiel:
Dann gibt es Handwerker, die Umwandlungen ermöglichen. Man muss also etwas zahlen und erhält den Output genau einmal:
Und zuletzt gibt es auch einige Handwerker, die dir eine kostenlose Belohnung geben:
Zwei besondere Handwerker-Aktionen möchten wir hier nochmal hervorheben. Mit der Aktion Bauwerk bauen darf man sich ein kleines oder großes Bauwerk aus der Auslage nehmen, muss aber die entsprechenden Kosten bezahlen können. Die Kosten sind links auf jedem Bauwerk-Plättchen angegeben. Für die meisten Bauwerke benötigt man die Ziegel-Ressource, oft aber auch Holz. Manche Bauwerke verlangen sogar die Vernichtung eines Waldstückes auf deinem Gutshof. Da es ziemlich viele kleine Bauwerke gibt, sind diese auf den Ablageplänen sortiert. Links auf den Plänen ist zu erkennen, für was die Bauwerke der entsprechenden Reihe so taugen; auf dem großen Plan sind die Reihen den verschiedenen Ressourcen zugeordnet; auf dem kleineren Plan allem anderen, was Du so auf deinem Gutshof hast: Weiden, Äcker, Schweine, Rinder oder die Glashütte. Die Bauwerke sind nicht nur nach den Reihen sortiert, sondern auch nach den Spalten. Viele Bauwerke kosten wertvolles Glas (die hochwertige Ressource auf dem linken Ressourcen-Rad). Bauwerke links kosten kein Glas, die in der Mitte kosten 1 Glas, und die rechts sogar 2 Glas. Wie ihr euch denken könnt, sind Bauwerke weiter rechts auch mächtiger. Wurden die Kosten bezahlt, darf das Bauwerk-Plättchen auf den eigenen Gutshof gelegt werden. Aber was, wenn der Platz ausgeht?
Dann kommt eine weitere wichtige Aktion ins Spiel: der Produktionsfortschritt der Glashütte muss verbessert werden. Ganz simpel: wenn ihr einen Handwerker mit der entsprechenden Aktion besucht, schiebt ihr euren Fortschrittsmarker auf eurer Glashütte eins nach oben. Ist er nach drei Aufwertungen oben angekommen, so erhaltet ihr einen neuen Vorhof, der Platz für 8 weitere kleine (oder vier große) Plättchen bietet. Ihr bekommt auch direkt zwei neue Waldstücke, die ihr abholzen könntet, um Holz zu generieren. Vorhöfe geben auch direkt Siegpunkte, also rechtzeitig darauf hinarbeiten, denn euer Gutshof bietet zu Spielbeginn nicht sehr viel Platz. Habt ihr euren neuen Vorhof ausgelegt, wird das Glashütten-Plättchen auf den neuen Vorhof platziert und der Fortschrittsmarker wieder an den Anfang der Leiste gelegt. Bringt ihr den Fortschrittsmarker wieder ganz nach oben, bekommt ihr einen weiteren Vorhof. Das lässt sich beliebig oft wiederholen.
Es gibt auch einige freie Aktionen in Black Forest, die jederzeit ausgeführt werden können, allen voran die Umwandlungsaktionen auf gebauten kleinen Bauwerken. Aber auch Rinder und Schweine können jederzeit auf Gutshof und Vorhöfen umplatziert werden.
Die Ressourcen-Räder steuern auch den Spielfortschritt. Überschreitet das rechte Ressourcenrad eines Spielers die Position des Erinnerungsplättchens Auftrag+Rohstoff, so wird ein neuer Auftrag vom Nachziehstapel des Spielplans aufgedeckt. Jeder Auftrag ist entweder einem Ort außerhalb des Dorfes in der Mitte des Spielplans oder einem Handwerker zugeordnet, was durch die entsprechende Symbolik deutlich wird. Der Auftrag wird dann auf den entsprechenden Ort oder in das entsprechende Dorf mit dem Handwerker gelegt und kann dort von allen Spielern erfüllt werden. Im Spielverlauf werden also so viele Aufträge aufgedeckt, wie Spieler an der Partie teilnehmen.
Wenn der erste Proviant-Marker auf dem rechten Ressourcen-Rad die mit einem Sanduhr-Symbol markierte Position erreicht, wird das Spielende ausgelöst. Der Spieler mit der schnellsten Ressourcen-Produktion auf diesem Rad hat damit die Kontrolle über das Spielende. Alle Spieler sind dann noch einmal am Zug, auch derjenige, der das Spielende ausgelöst hat. Während des Spiels gibt es keine Siegpunkte; sie werden am Spielende gezählt. Einfach alle Sterne zählen, die ihr auf eurem Gutshof, euren Vorhöfen und eurem Produktions-Tableau finden könnt. Damit haben wir alle wichtigen Regeln von Black Forest erklärt.
Spielmaterial
Allgemeines Spielmaterial:
Persönliches Spielmaterial:
Marker für die Ressourcen:
Cover & Bilder © Cover: Feuerland Verlagsgesellschaft mbH / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de Das Fazit von: 2-PL4Y3R5
|
|
Kommentare[X]