Flesh and Bone
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BEWERTUNG |
28.10.2016 von MarS
Moira Walley-Beckett kann zurecht als alter Hase im Seriengeschäft bezeichnet werden, stand sie doch schon in unzähligen Serien vor der Kamera und lieferte zusätzlich auch einige Drehbücher, unter anderem auch das zur Erfolgsserie Breaking Bad, für das sie mit zahlreichen Auszeichnungen überschüttet wurde. Mit Flesh and Bone bleibt sie ihrer Linie treu, geht aber thematisch eine gänzlich andere Richtung. Wir haben uns für Euch in die unwirkliche Welt des Ballett begeben...
Claire Robbins ist eine leidenschaftliche und extrem talentierte Balletttänzerin, doch auf Grund familiärer Probleme musste sie bisher auf eine Karriere verzichten. Eines Tages jedoch beschließt sie, von Zuhause zu flüchten, und versucht ihr Glück in New York, wo sie von der renommierten "American Balet Company" aufgenommen wird und im Leiter Paul einen Mentor findet, der sofort von ihr begeistert ist. Dieser jedoch hat nur den Erfolg der von ihm gegründeten Company im Sinn und behandelt seine Schützlinge stets abwertend und brutal. Für ihn sind die Tänzer lediglich Mittel zum Zweck, um den eigenen Ruhm voran zu treiben und in der Szene für Aufsehen zu sorgen, worunter alle Beteiligten zu leiden haben. Die unschuldige Claire droht unter dem stetigen Druck in Form von knallhartem Training aber auch sexueller Reizüberflutung überall um sie herum zu zerbrechen, noch dazu wo sie nicht nur mit den ständigen Anfeindungen ihrer Kollegen zu kämpfen hat, sondern schließlich auch noch von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Innerlich zerrissen droht Claire, sich in Selbstzerstörung zu verlieren...
Bereits das visuell beeindruckende Intro von Flesh and Bone, unterlegt mit dem melancholisch eindringlichen "Obsession" von Karen O, besticht durch Anmut, Erotik und Perfektion, aber auch Schmerz und Anstrengung, und gibt damit in kurzer Zeit bereits die Richtung vor, welche die Serie im weiteren Verlauf einschlagen wird. Flesh and Bone bietet einen dramatisierten Einblick in die Welt des Ballett, und zeigt in drastischen, beklemmenden und auch emotional bewegenden Bildern einen ungeschönten Blick auf Intrigen, Neid, psychischen und physischen Schmerz sowie das Streben nach Ruhm und Ansehen ohne Rücksicht auf andere. Gleichzeitig verbindet die Serie das Ganze zusätzlich mit einer tragischen und finsteren Vorgeschichte der Hauptfigur, die letztendlich nicht nur von der neuen, glitzernden Welt überfordert ist sondern auch von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. All das ist dabei so atmosphärisch dicht, fesselnd und doch bedrückend inszeniert, dass Flesh and Bone den Zuschauer direkt in seinen Bann zieht und nicht mehr los lässt, auch wenn einige Nebenhandlungen und Situationen letztendlich doch ein klein wenig zu konstruiert wirken.
Hervorragend bis in die kleinste Nebenrolle ist auch die Besetzung, zur Wahrung der Authenzität selbstredend mit echten Ballett-Tänzern in den tragenden Rollen. Hier sticht vor allem Hauptdarstellerin Sarah Hay mehr als positiv hervor, denn sie verkörpert die Unschuld vom Lande, die vom naiven Neuling auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit in ein neues Leben tritt und sich dort zu behaupten versucht, in einer erschreckend glaubwürdigen Art und Weise, wodurch man sich als Zuschauer sofort mit ihrer Figur verbindet und jegliche Situation mit ihr durchlebt. Mindestens genauso beängstigend ist aber auch Ben Daniels als Leiter der "American Ballet Company", den man als Zuschauer einfach hassen muss, da er durch sein eindringliches, egoistisches und über Leichen gehendes Wesen keinerlei Sympathien für sich verbucht und damit seiner Rolle genau die Tragweite verpasst, die benötigt wird.
Einen weiteren Pluspunkt bekommt Flesh and Bone für seine Inszenierung, die nicht nur visuell beeindruckende Bilder liefert, die stets mit der passenden Musik untermalt wurden, sondern auch immer wieder kleine aber sehr durchdachte Szenen und Stilmittel für den Zuschauer bereit hält. Alleine die Titel der einzelnen Folgen stellen ein gutes Beispiel dafür dar, denn diese bestehen aus militärischen Begriffen samt der zugehörigen Erklärung, was zum einen für den alltäglichen Kampf der beteiligten Tänzer in ihrer ganz eigenen Welt steht, zum anderen aber auch für den Bruder der Hauptfigur, der als Ex-Marine ebenfalls seine Erfahrung mit dem Krieg hat und mit seiner Schwester zusätzlich eine ganz eigene Schlacht schlägt.
Das Bild der Blu-ray zeigt sich zu jeder Zeit absolut HD-würdig. Das ganze Geschehen präsentiert sich sehr scharf und steckt voller feiner Details, während ein stetiges, feines Filmkorn für einen atmosphärisch passenden Look sorgt. Diverse Farbfilter, die in visuell stilisierten Szenen eingesetzt wurden, fügen sich stimmig mit ein. Ein echter Kracher ist die Tonspur, die trotz des Drama-Genres eine extrem weitläufige Ausrichtung aufweist und durch jede Menge Dynamik und Kraft punkten kann. Stetige klar ortbare Surroundeinbindung und der hervorragende Einsatz der Bassbox runden das technisch hochwertige Paket ab.
Abschließend der Episodenguide zu Flesh and Bone:
Cover & Bilder © polyband Medien GmbH. All rights reserved. Das Fazit von: MarS
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