Ghostwire: Tokyo
|
BEWERTUNG |
22.04.2022 von XthoniosMit Ghostwire: Tokyo erschien vor kurzem das neueste Spiel von Bethesda Softworks für die Playstation 5. Tango Gameworks (bekannt für The Evil within) präsentiert hier einen Open-World-Horror-Titel, der im modernen Tokyo spielt. いきましょう(Ikimashou = Los geht’s)
東京にようこそ (Willkommen in Tokyo)
Auf mysteriöse Weise scheinen nahezu alle Bürger von Tokyo verschwunden zu sein. Nachdem ein scheinbar mystischer Nebel die Stadt befallen hat, bleiben nur noch Kleidungsstücke von den einstigen Einwohnern zurück. Stattdessen treten nun Geister in Erscheinung, die offenbar auf der Suche nach Seelen die Metropole durchstreifen. Ein Geist namens KK scheint jedoch anders zu sein und dringt in euren Körper ein. Der Hauptprotagonist Akito ist offenbar kurz zuvor bei einem Motorradunfall (tödlich?) verunglückt und wird durch die Besitzinnahme durch KK gerettet. Doch der Geist hat eigene Pläne und nachdem Akito und er mehr oder weniger einen Deal eingehen, macht ihr euch auf den Weg zu eurer Schwester, die im naheliegenden Krankenhaus liegt. Dort angekommen, trefft Ihr auf Männer, die Hannya Masken tragen und im Begriff sind, eure Schwester Mari zu entführen, um Opfer für ein großes Ritual zu haben. Wie es der Zufall so will, scheint auch KK genau nach diesen Männern zu suchen, sodass sich das Team gemeinsam auf den Weg macht, um diese Wesen aufzuhalten.
Das Setting
Wer noch nie in Tokyo war, wird von der unfassbar bunten Stadt sicherlich überwältigt sein. Und jeder, der schon einmal in Tokyo war, wird vermutlich völlig entzückt sein, endlich wieder durch Shibuya und die Straßen streifen zu können. Denn trotz der menschenleeren Straßen wirkt die Stadt absolut atmosphärisch und lädt einfach dazu ein, auf die Dächer zu klettern, um Alles in Ruhe bewundern zu können. Zusätzlich sorgt der Nebel, die umherstreifenden Kreaturen, die Geräuschkulisse und nicht zuletzt die allgegenwärtigen Reklametafeln in der Nacht für ein echtes Gruselsetting.
Allerdings darf man hier nicht ganz auf Authentizität hoffen, wie auch von uns anfangs fast voller Vorfreude erhofft. Sowohl die Namen wie auch manche Straßenzüge sind nicht ganz so wie das wirkliche Tokyo. Nach einem 10-tägigen Aufenthalt (direkt in Shibuya) vor zwei Jahren haben wir uns natürlich sofort auf die Suche nach unserem Lieblingsladen (Ramen) sowie Genki-Sushi und unserem Hotel gemacht, stellten hier jedoch schnell fest, dass die meisten Namen eher fiktiver Natur sind. Nichtsdestotrotz lohnt es sich, abseits der Hauptstory (die für uns überraschend kurz war), die Stadt zu erkunden. Denn frei nach dem Open-World-Konzept findet man hier dann natürlich zahlreiche Nebenquests, die einen die japanische Mythologie näherbringen und Japanfreunde sicherlich begeistern werden. So trifft man im Verlaufe der Geschichte (ohne Spoiler) auf Yokais, Onis oder auch auf Hausgeister. Des Weiteren trifft man immer wieder auf Stände mit Nekomata-Wächtern (Katzen), die nach seltenen Gegenständen suchen und euch belohnen würden, wenn ihr sie finden und zurückbringen würdet. Ja, die guten alten Sammelgegenstände in einer Open-World. Dem nicht genug gibt es überall in der Stadt verlorene Seelen, die man mithilfe von Katashiro sammeln und dann in (ja kein Witz) präparierten Telefonzellen abgeben könnt. Dafür gibt’s dann Kohle und jede Menge Erfahrung, um so aufzusteigen und Akito zu verbessern. Dazu aber später mehr. Außerdem gibt es überall verteilt Shizu-Statuen zum Anbeten, Hunde zu füttern (die euch versteckte Schätze aufdecken) und Tori (große Holztore – meist Eingangstore zu Schreinen) zum Reinigen, um dann neue Bereiche freizuschalten (wie bei Assassins Creed) und den Nebel zurückzudrängen. Wer dann auf die Karte schaut wird von den zahlreichen Optionen und Nebenquests schier erschlagen, aber zum Glück kann man dank verschiedener Optionen z.B. erledigte Quests / Objekte ausblenden, sodass man hier nicht eine völlige Reizüberflutung erleidet. Natürlich dienen die gereinigten Schreine und auch die Nekomata Händler als natürliche Schnellreisepunkte, die das Spielen durchaus komfortabler gestalten. Alles in allem genug zu tun. Ob man das Setting unbedingt im Open-World-Format einbauen musste, bleibt jedoch fraglich, da das ein wenig die eigentlich recht lasche Hauptstory etwas absurdum führt. (Leider).
Adventure oder Shooter?
Wenden wir uns einmal dem Akito-KK-Duo zu. Dank KK besitzt Akito nämlich einige besondere Fähigkeiten. Hierzu zählen verschiedene magische Angriffe, die in Form von elementaren Effekten auf die verschiedenen Geister geschleudert werden können. Während man anfangs noch vorsichtig die Gegner sondiert, stumpfen die Kämpfe im Spielverlauf recht schnell ab und die Horroratmosphäre endet in einem ganz einfachen Shooter. Windweben erinnert an eine klassische Pistole und Feuerkugeln an Granaten oder Raketenwerfer. Wirklich Innovatives erlebt man hier leider nicht. Und so beginnen die Kämpfe meist mit Feuerball, Wind, Wind, Wind und nachdem beim Gegner der Kern freiliegt (sozusagen das Herz), dann sammelt man diese mithilfe eines Finishers ein. Kampfende. Auch die Gegnertypen sind nach den anfänglichen Erstauftritten dann doch überschaubar, sodass man auf den ersten zwei Schwierigkeitsstufen eigentlich auch seine Taktik nicht groß ändern muss. Statt Munition findet man überall schimmernde – meist schwebende – Gegenstände, die nach einem Schlag dann zerbersten und entsprechende elementare Energie freigeben, die man dann einsammeln kann. Natürlich haben die einzelnen Fähigkeiten auch analog zu einem Magazin eine Anzahl von Maximalaufladungen. Neben den Magiefähigkeiten kann Akito auch unterschiedliche Bannsiegel verwenden, die Gegner wahlweise lähmen oder auch ein Bereich verschleiern, sodass die Gegner einen nicht sehen.
Natürlich gehört zu jedem Shooter auch ein entsprechender Charakter- respektive Talentbaum, in dem man mit jedem Stufenaufstieg Punkte wahlweise auf die Kampftechniken oder auch nützliche Fähigkeiten stecken kann. Wer aufmerksam mitgelesen hatte: Für Seelen einsammeln gibt’s an den Telefonzellen Erfahrung. D.h. so lästig es sein mag, wer den Skillbaum bis zum Ende ausbauen möchte, der wird sich auf die Suche begeben dürfen. Man findet jedoch auf dem Weg von Mission zu Mission durchaus genug Seelen, sodass man auch hier nicht benachteiligt wird, wenn man nur die Hauptgeschichte durchspielen möchte.
Aber Ghostwire: Tokyo hat noch mehr zu bieten: nämlich Futter. Denn mithilfe von Nahrung kann Akito Gesundheit regenerieren. Es gibt hier auch spezielle Nahrung, die dann einen temporären Bonus verleiht, wie beispielsweise weniger Schaden durch Gegner oder bessere Blockchance. Viel toller ist jedoch, dass die Entwickler hier so ziemlich jedes typische japanische Gericht aufgetischt haben. Egal ob Yakisoba, Onigiri, Karaage, Okonomiyaki, Dango, Dorayaki, Mochi, Daifuku – aber ich schweife ab.
Die Technik und ein Bonus
Grafisch gesehen sieht das Spiel schon nicht schlecht aus und auch die gesamte Stimmung und Soundkulisse ist ziemlich genial. Das Spiel bietet verschiedene Grafik-Modi an, wobei wir feststellen mussten, dass Performance die einzig wirklich ruckelfreie Option bot. Die Raytracing Option ist auch nur eingeschränkt verfügbar, wie in Regenpfützen. Schaufensterscheiben blieben weiterhin matt oder schlicht durchsichtig. Wer mag, kann natürlich die deutsche Sprache auswählen, für das volle Atmosphärenpaket ist klar die japanische Vertonung Pflicht (mit deutschen Untertiteln).
Eines muss man Tango Gameworks jedoch lassen, die Integration des Controllers ins Spiel ist wirklich lobenswert. Wer nicht mit Headset spielt, bekommt die Stimme von KK auch über das interne Mikrofon des Controllers zu hören und auch die Motoren für die Bumper (L2+R2) bieten in gewissen Situation einen sehr guten Widerstand, sodass man hier nicht nur plump drückt, sondern ein wenig die Anstrengung miterleben kann, die Akito so erlebt. Das hat uns wirklich gut gefallen.
Cover & Bilder © Bethesda Softworks LLC, a ZeniMax Media company. Marken sind das Eigentum ihrer jeweiligen Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten. Das Fazit von: Xthonios
|
|
Kommentare[X]