Projekt Gaia

Projekt Gaia

Genre: Überlebensspiel • Push-Your-Luck • Würfelspiel • Weltrau ...
Autor: Stephen Baker
Illustrator: Pekko Repo, Jussi Lindberg
Spieleverlag: Gamestorm Studio
Empfohlenes Alter: 12
Spieldauer: 60+ Minuten

Projekt Gaia   02.12.2024 von Born2bewild

Ist es wirklich sinnvoll, einen Spieletitel zu wählen, der zu Verwechslungen führen kann? Genau das ist einer der Hauptdiskussionen auf Boardgamegeek zum hier getesteten Spiel Projekt Gaia von Gamestorm Studio. Nicht zu verwechseln mit Gaia Project von Feuerland. Wir schlüpfen in die Rolle von zwölf Charakteren, die versuchen die Super-KI Gaia zu deaktivieren, die kurz davorsteht, die Menschheit zu vernichten. Ob unsere Bewertung genauso vernichtend ausfällt oder wir sie noch retten konnten, erfahrt Ihr in unserem Review…

 

Spielmaterial und Aufbau

 

Wir haben unser Muster direkt von Gamestorm Studio erhalten und waren sehr überrascht, dass es auch schon eine deutsche Version ist. An vielen Stellen ist das Spielmaterial sprachneutral. Vor allem die Karten sind aber mit einigem Text versehen, dafür aber komplett auf Deutsch. Die Karten sind aber unserer Ansicht auch eine Schwäche des Spiels, denn sie sind extrem dünn und lassen sich sehr leicht knicken. Davon abgesehen ist das Spielmaterial aber sehr passend gewählt. Zwar sind die Codewort- und Code-Plättchen sehr schlicht gehalten, aber das passt irgendwie zum technischen Hintergrund des Spiels. Die Raumschiffkarten sind von der Gestaltung her sehr stimmungsvoll, anders als die Raumschiffplättchen, die wiederum viel zu schlicht sind und nicht vermuten lassen, dass hier ein Raumschiff dahintersteht. Die Angriffsdrohnen von Gaia und die Aufsteller passen wieder gut. Anders als die Kunststofffüße, die ungewohnt starr sind, sodass sich die Pappaufsteller kaum unbeschädigt hereindrücken lassen. Beim Aufbiegen hatten wir große Angst, das etwas abbricht. Insgesamt passt das Gesamtkonzept des Spiels, aber man darf kein großes Kunstwerk erwarten. Trotzdem ist der Spielplan ein Highlight. Er ist sehr groß und muss erst zusammengepuzzelt werden.

 

Für den Spielaufbau teilt Ihr Euch zunächst die Charaktere auf. Hinzu kommen die Namenskarten, die Ihr zufällig auf die Charaktere aufteilt und darunterlegt. Das ist auf jeden Fall eine Stärke des Spiels, denn hier werden die Charakterwerte beim Spielaufbau zufällig variiert und so kommt ein wenig Abwechslung in jede Partie. Auch die Idee, dass die Buchstaben der Vornamen mit denen auf den Spielfiguren - die uns etwas an Time Stories erinnern - übereinstimmen ist ganz nett. Letztere stellt Ihr in die Mitte auf das HQ-Feld. Die übrigen Karten werden anhand ihrer Rückseiten gemischt und in die entsprechenden Aussparungen des Spielplans gelegt. Das doppelseitige Code-Plättchen legt Ihr auf ein Feld des Mondes und verteilt die übrigen zufällig auf den Code-Plättchen-Feldern. Nicht wundern, das doppelseitige Plättchen fand in der Anleitung keine Erwähnung. Auch Gaias Drohnen werden verdeckt gemischt und um die Erde verteilt. Diese offene Drohne stellt auch Gaias Startfeld dar, also stellt Ihr ihre Figur direkt darauf. Die Raumschiffplättchen werden ebenfalls zufällig auf den Landefeldern der Erde verteilt und die entsprechenden Karten (am besten anhand der Farbe orientieren) auf die Felder in der Nähe gelegt. Die Codewort-Plättchen werden auch gemischt und in drei Stapeln auf die drei Markierungen gestapelt. Die Schadenplättchen, der Würfel und die Überwachungsdrohnen von Gaia werden am Spielfeldrand bereitgelegt. Dann müsst Ihr noch bestimmen, wer anfängt und der Überlebenskampf kann losgehen.

 

Ziel des Spiels

 

Gaia bedroht die Menschheit und Ihr versucht sie aufzuhalten, indem Ihr von den zwölf Codewörtern neun aussortiert und die drei richtigen findet, um sie auszuschalten. Gelingt Euch das, habt Ihr gewonnen. Verloren habt Ihr hingegen, wenn Gaia entweder alle Eurer Charaktere getötet hat oder alle Felder der Erde zerstört sind. Bei dem Ganzen gibt es aber noch ein Aber: Wenn es Euch gelingt, die Erde zu retten, habt Ihr nicht gemeinsam gewonnen, Projekt Gaia ist Semi-kooperativ und am Ende hat die Person gewonnen, die am meisten Siegpunkte hat. Diese erhaltet Ihr durch 1er-Codeplättchen und diverse Karten.

 

Die Anleitung

 

Mit der Anleitung haben wir uns irgendwie etwas schwer getan. Wir haben sie wieder erst gelesen und so richtig konnten wir uns den Spielverlauf nicht vorstellen. An einigen Stellen prangten noch große Fragezeichen. Das lag aus unserer Sicht am Aufbau der Anleitung. Die Reihenfolge der Informationen passt nicht zum Spielablauf. In Kombination mit dem Spielmaterial wurde es dann aber etwas klarer. Trotzdem hat unsere erste Partie etwa zweieinhalb Stunden in Anspruch genommen. Vielleicht hätte man die Anleitung noch etwas besser schreiben können. Anfänger dürften sich hier noch schwer tun und so kompliziert sind die Regeln eigentlich nicht.

 

Aus dem Leben eines Weltenretters…

 

In Projekt Gaia spielt Ihr Reihum immer jeweils einen Charakter und markiert ihn als bewegt. Das macht Ihr so lange, bis alle Charaktere gespielt wurden. Anschließend werden alle Charaktere zurückgesetzt und die nächste Runde beginnt.

Seid Ihr an der Reihe, wählt Ihr einen eurer noch nicht bewegten Charaktere aus und zieht eine Bewegungskarte. Auf dieser werden mehrere Aktionen angezeigt. Als erstes deckt Ihr meistens eine Karte von Gaia auf, die negative Auswirkung auf Euer Überleben hat oder Ihr deckt eines der Drohnenplättchen auf, das neutral oder negativ sein kann. Dann bewegt Ihr Gaia. Landet sie auf einer aktiven Drohne, so feuern alle aufgedeckten, aktiven Drohnen. Das bedeutet, Ihr müsst pro aktiver Drohne eine „Drohnen Feuern“-Karte aufdecken. Diese zeigen Euch an, welches Feld der Erde durch das Drohnenfeuer zerstört wird. Dabei können Charaktere auch schon mal eingesperrt oder getötet werden.

 

Dann folgt Eure Aktion. Ihr erhaltet eine bestimmte Anzahl an Bewegungspunkten, die Ihr Euch maximal bewegen dürft. Hierbei könnt Ihr Euch entweder frei auf den unzerstörten Erdenfeldern umherbewegen und Code-Plättchen sammeln, oder Ihr begebt Euch auf die Raumschiffplättchen und stellt so Eure Figuren auf die Raumschiffkarten (von rechts nach links). Sammelt Ihr ein Codeplättchen, prüft Ihr, ob es eine Eins ist. Ist das der Fall, dürft Ihr ein Codewortplättchen aufdecken und auf sein Feld legen. Sind dann nur noch drei Codewort-Plättchen übrig, habt Ihr sofort gewonnen und ermittelt den besten Planetenretter. Ist es eine Null, so passiert leider gar nichts. Das Betreten der Raumschiffe ist notwendig, da Ihr mit Ihnen zum Mond, Mars und auf Gaias Raumstation fliegen könnt. Dort sind weitere Codewortplättchen. Reisen könnt Ihr aber erst, wenn Ihr alle farbigen Felder einer Raumschiffkarte besetzt habt. Dann habt Ihr die Wahl einen „Run“ zu starten. Dieser muss immer gemacht werden, bevor man am jeweiligen Zielort ankommt. Hierfür sind auf den Raumschiffkarten für jeden Zielort Zahlen angegeben, die Euch sagen, wie viele Karten Ihr vom Run-Stapel nehmen müsst. Fliegt Ihr beispielsweise zum Mars, müsst Ihr bei der F105 - Lightning fünf Karten ziehen. Diese legt Ihr verdeckt als Reihe aus und legt das Raumschiffplättchen daneben. Nun lauft Ihr eine Karte nach der anderen ab und versucht die Bedingungen zu erfüllen. Das funktioniert nach dem Push-Your-Luck Prinzip. Ihr wählt einen Charakter, der das gesuchte Attribut hat und würfelt. Dann addiert Ihr den Attributwert zum Würfelergebnis hinzu und prüft, ob Ihr bestanden habt. Besteht Ihr nicht, hat das meistens Auswirkungen, die die Rückkehr von Charakteren oder sogar die Beschädigung oder Zerstörung Eures Raumschiffes zur Folge haben können. Bei letzterem ist es besonders dramatisch, da alle Charaktere auf dem Raumschiff ebenfalls sterben. Sollte Euer Charakter sterben, nehmt Ihr seine Figur vom Spielplan und dreht sie um. Sodass der Sterbe-Smilie oben ist. Nachdem Ihr Euren Run erfolgreich beendet habt, landet das Raumschiff am Zielort und Ihr könnt Euch hier in der nächsten Runde bewegen.

 

Nachdem Ihr Euren Zug beendet habt, nehmt Ihr Euch entweder eine Aktionskarte oder, wenn euer Charakter sich auf einem Raumschiff befindet, wahrweise eine Schiffssysteme-Karte. Diese Karten bringen Euch wiederum bei den Proben der Runs Boni. Dann schiebt Ihr, sofern noch nicht geschehen, Eure Charakterkarte ein wenig hoch, sodass das Schlagwort „Bewegt“ der darunterliegenden Namenskarte zu sehen ist. Dann ist die nächste Person im Uhrzeigersinn an der Reihe und fängt mit dem Ziehen einer Bewegungskarte an. Sobald alle Charaktere bewegt wurden, schiebt Ihr Eure Karten wieder zurück und startet einfach in die nächste Runde. Verstorbene Charaktere werden übrigens weitergespielt, mit dem Unterschied, dass sie nur die Gaia-Aktionen durchführen und sich selbst nicht mehr bewegen können.

 

Das Spiel endet, sobald alle Charaktere getötet wurden oder die Erde zerstört ist. Dann habt Ihr gemeinsam verloren. Gelingt Euch die Rettung der Erde, ermittelt Ihr anhand der Siegpunkte auf Euren ausgespielten Karten und den gesammelten Einser-Code-Plättchen eine Gewinner*in.

 

Bildergalerie von Projekt Gaia (13 Bilder)

Lieferumfang

 

  • 12 Namenskarten
  • 12 Berufskarten
  • 16 Bewegungskarten
  • 46 Aktionskarten
  • 15 Schiffssystem-Karten
  • 9 GAIA-Karten
  • 8 „Drohnen feuern“-Karten
  • 7 Mond RUN-Karten
  • 8 Gaia RUN-Karten
  • 13 Mars RUN-Karten
  • 4 Schiffskarten
  • 11 Codeplättchen
  • 12 Codeword-Plättchen
  • GAIA-Figurenplättchen mit Plastikfuß
  • 3 Sicherheits-Scanner-Figurenplättchen mit Plastikfüßen
  • 36 Katastrophen- / Schadensplättchen
  • 4 Schiffsplättchen
  • 18 Orbitplättchen
  • 1 Sechsteiliger Spielplan
  • 1 Würfel
  • 12 Charakter-Spielfiguren


Cover & Bilder © www.sofahelden.de


Das Fazit von: Born2bewild

Born2bewild

Als Projekt Gaia auf der Spiel 2023 vorgestellt wurde, dachte wir uns: Cool, das müssen wir haben. Der Spielplan hatte uns sofort in seinen Bann gezogen. Dann hat uns aber nach der Zusendung die Anleitung ein wenig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als wir das Spiel dann aber aufgebaut hatten und die Anleitung danebengelegt haben, war vieles verständlicher. Das Spielmaterial ist von der Qualität her nicht optimal, das Balancing hat uns aber sehr gut gefallen, denn wir standen dauerhaft vor der Auslöschung, haben es geschafft, gleich am Anfang zwei Charaktere und ein Raumschiff zu verlieren und dachten eigentlich wir haben verloren. Doch dann, mit dem quasi letzten Atemzug, haben wir überlebt und Gaia vernichtet. So müssen Spiele sein, schwierig, spannend, aber nicht aussichtslos. Für uns ist es eine 8, da hier einfach am Material und der Anleitung noch viel Verbesserungspotential wäre.


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