Was würde wohl passieren, wenn Regisseur Roger Eggers, der mit seinem ungewöhnlichen Mystery-Horrorfilm The VVitch im Jahr 2015 für Aufsehen sorgte, einen Film wie Keepers - Die Leuchtturmwärter drehen würde? Wer eine Antwort auf diese Frage sucht, muss sich nur Der Leuchtturm ansehen. Wir haben es jedenfalls gewagt...

Inhalt

Ende des 19. Jahrhunderts. Auf einer abgelegenen Insel in Maine treten der erfahrene Leuchtturmwärter Thomas Wake (Willem Dafoe) und sein Gehilfe Ephraim Winslow (Robert Pattinson) ihre vierwöchige Schicht an. Bereits zu Beginn entstehen Spannungen zwischen den Männern, da Thomas entgegen den Vorschriften darauf besteht, sich nur persönlich um das Leuchtfeuer im Turm zu kümmern, während Ephraim den ganzen Tag niedere Arbeiten verrichten soll. Doch Ephraim wagt es nicht, seinem sonderbaren Vorgesetzten zu widersprechen, und so versucht er so gut er kann, die Zeit hinter sich zu bringen. Als jedoch nach vier Wochen das Schiff mit der Ablösung durch einen Sturm nicht kommen kann und die Männer auf unbestimmte Zeit auf der Insel gefangen sind, wird die Stimmung zwischen ihnen immer bedrohlicher...

Eines sollte jedem klar sein: Wenn Roger Eggers als Regisseur hinter einem Film steckt, dann sollte man wirklich auf alles gefasst sein, nur nicht auf plumpes Mainstreamkino. Genau wie seinerzeit The VVitch lässt sich auch Der Leuchtturm kaum in ein bestimmtes Genre einordnen und bietet gleichzeitig einen gänzlich eigenwilligen, einzigartigen Erzählstil. Dieser beginnt bereits beim gewählten Bildformat von 1,19:1, setzt sich fort in der schwarz-weiß Optik und geht hin bis zum brachialen Sounddesign, welches die verstörende Wirkung der Bildsprache noch weiter intensiviert. Wie bereits bei The VVitch bildet auch hier der Sound die atmosphärische Grundlage für einen surrealen Albtraum, dessen Mix aus erbarmungslosen Umgebungsgeräuschen und verstörenden Klangfetzen den Zuschauer ebenso an seine Grenzen bringt wie die Figuren im Film. Der sich zusehends einschleichende Wahnsinn wird auf diese Weise regelrecht greifbar, was durch die bedrückenden Bilder sowie die teils langen Szenen und eindringlichen Dialogpassagen noch verstärkt wird. Während die Inszenierung dabei stets düster und unheilschwanger voranschreitet, unterdessen aber auch viele Interpretationen dem Zuschauer überlässt, lässt es sich Roger Eggers nicht nehmen, immer wieder auch völlig absurde und regelrecht humoristische Szenen mit in die Erzählung einzubinden. Diese lockern jedoch anders als zunächst erwartet weder die Atmosphäre auf, noch wirken diese deplatziert. Gleiches gilt auch für die ein oder andere Gewaltspitze, die jedes Mal ebenso unerwartet wie brachial einschlägt. Neben der beeindruckenden Bildsprache und dem intensiven Sounddesign können auch Willem Dafoe und Robert Pattinson auf ganzer Linie überzeugen. Das eindringliche Kammerspiel zwischen den beiden ist ebenso schockierend wie bemerkenswert und zeigt ganz klar, wie talentiert beide Darsteller sind - selbst die stursten Gegner von Pattinson dürften spätestens jetzt einen gänzlich anderen Eindruck von seinem Schauspiel erhalten.

Bildergalerie von Der Leuchtturm (6 Bilder)

Details der Blu-ray

Auch wenn Bildformat und schwarz-weiß Optik anfangs etwas befremdlich erscheinen, erweisen sich diese in Verbindung mit der tollen Qualität der Blu-ray als perfekte Stilmittel für Der Leuchtturm. Das Bild ist abgesehen von absichtlichem, feinem Filmkorn in helleren Bildbereichen absolut sauber und hervorragend ausbalanciert, sowohl im Kontrastbereich als auch beim Schwarzwert. Gerade letzterer ist extrem satt und bildet damit die optimale Begleitung zu den nur durch Kerzenlicht erhellten Innenaufnahmen. Die Fokussierung auf das Wesentliche im mittleren Bildbereich beziehungsweise die Gesichter der Darsteller in den zahlreichen von Closeups dominierten Dialogsequenzen verstärkt dabei den absolut überzeugenden Gesamteindruck. Auch akustisch weiß die Blu-ray zu überzeugen, denn das großartige Sounddesign entfaltet erst dank hoher Dynamik und perfekter Raumverteilung seine vollständige Wirkung. Die Kanäle sind klar voneinander abgetrennt und jedes Wort sowie jeder einzelne Effekt sind differenziert wahrzunehmen.

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